Quelle:
http://www.bundestag.de/bp/1998/bp9805/9805068
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von Wolfgang Gerhardt, Vorsitzender der
F.D.P.-Bundestagsfraktion Über mehr als dreißig Jahre hat
die F.D.P. Regierungspolitik in Deutschland gestaltet, haben
liberale Minister Verantwortung getragen. Jetzt hat die F.D.P. eine
neue Aufgabe. Die F.D.P. ist auf die Arbeit als Oppositionspartei
programmatisch und personell vorbereitet. Aus der
Regierungsverantwortung scheidet sie ohne Wehmut. Strategie statt
Nostalgie - das ist der Leitsatz der F.D.P. für die
Oppositionsarbeit.
Die F.D.P.-Bundestagsfraktion wird sich in der laufenden
Legislaturperiode nicht darauf beschränken, die rot-grüne
Haushaltspolitik und Gesetzgebungsverfahren zu begleiten. Wir
werden gegenüber Rot/Grün, aber auch gegenüber
CDU/CSU die klarste Oppositionspartei sein und unsere liberale
Grundhaltung deutlich machen.
Die F.D.P. muß die Vernunft gegen das "Weiter so"
mobilisieren. Der Überbietungswettbewerb staatlicher
Sozialtransfers ist am Ende angekommen. Wir werden am Kurs der
Modernisierung konsequent festhalten und den Modernisierungs- und
Reformwillen angesichts des gegenläufigen Beharrungsstrebens
von Rot/Grün zu einem Alleinstellungsmerkmal machen.
Folgende Leitsätze für eine klare liberale
Oppositionsarbeit lassen sich aufstellen:
Die F.D.P. ist der Bürgeranwalt gegen die Übermacht von
organisierten Interessengruppen und Veto-Organisationen, die sich
gegen jede Veränderung wenden.
Die F.D.P. hält an der Notwendigkeit umfassender Reformen
fest. Sie will Steuer- und Abgabensenkungen mit mehr Netto für
alle. Sie will ein neues Staatsangehörigkeitsrecht mit
besseren Integrationschancen für die hier geborenen Kinder
ausländischer Eltern. Sie will neue Investitionen und neue
Strukturen für ein leistungsfähiges Bildungs-system in
Deutschland. Sie will im Interesse von Generationengerechtigkeit
die Reform des Sozialstaates fortsetzen. Sie will Privatisierung
und Deregulierung auf dem Arbeitsmarkt fortführen.
Die F.D.P. ist aber auch offen für konstruktive Mehrheiten
über die Grenzen der Regierung und Opposition hinaus. Sie
stützt Vernunft überall dort, wo Vernunft es schwer hat,
sich durchzusetzen. Sie wird einzelne Reformbekenntnisse aus den
Reihen der SPD beim Wort nehmen.
Die F.D.P. wird ihre außenpolitische Kompetenz und Erfahrung
zur Meßlatte der Gestaltung der deutschen
EU-Präsidentschaft durch Rot/Grün und des Verhaltens der
Regierung auf den internationalen Regierungskonferenzen
machen.
Mit unseren Anträgen im Plenum des Deutschen Bundestages
werden wir die Grünen im Spannungsfeld zwischen
Regierungswunsch und Programmtreue, zwischen Machtbewußtsein
und Glaubwürdigkeit immer wieder auf die Probe stellen.
Die F.D.P.-Bundestagsfraktion steht vor einem gewaltigen
Arbeitsprogramm. Aber die Liberalen sind es gewohnt, Politik zu
gestalten und Lösungen konstruktiv zu suchen. Dabei wird es
auch in der Opposition bleiben.
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