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"Fragen an die
deutsche Geschichte"
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Entstehungsgeschichte der Ausstellung

Sie ist genaugenommen das Ergebnis des Versuchs, eine seit 1971 laufende Ausstellung aus gegebenem Anlaß teilweise zu verändern und in einem diesem Anlaß adäquaten Maße zu erweitern, um die Wege zu einer parlamentarischen Demokratie zu verdeutlichen.

1968 faßte die Regierung der Großen Koalition den Beschluß, der 1971 anfallenden hundertsten Wiederkehr des Jahrestages der Reichsgründung 1871 durch eine historische Ausstellung im Reichstagsgebäude in Berlin zu gedenken.

Als Beauftragter der Bundesregierung übernahm das Bundesministeirum des Innern die Durchführung dieses Beschlusses. Ein Historiker-Team mit einem Generalsekretär an der Spitze und einem wissenschaftlichen Beirat zur Seite wurde beauftragt, das inhaltliche Konzept zu erstellen. Die praktische Durchführung übernahmenen Ausstellungsgestalter.

Der Anlaß bedingte, die Geschichte der deutschen Nationalbewegung zu verfolgen und den Prozeß (politisch, wirtschaftlich, sozial, geistig) der Reichseinigung bis zur vermeintlich endlichen "Lösung der deutschen Frage" im Jahre 1871 aufzuzeigen. Zur Ausführlichkeit dieser Darstellung kontrastierte die relative Kürze, in der die hundert Jahre deutscher Geschichte seit 1871 behandelt wurde: Man beschränkte sich auf die "Entscheidungsjahre deutscher Geschichte", also 1871 und dann 1918, 1933 und 1945.

Der ursprüngliche Plan, die Ausstellung nur ein halbes Jahr zu betreiben, wurde sehr schnell fallengelassen, zumal sie sich eines andauernd starken Besucherzuspruchs erfreute, da es keine vergleichbare historische Ausstellung in der Bundesrepublik gab - zum anderen das Reichstagsgebäude mit Leben erfüllte.

Mit dem Jahre 1974 näherte sich die 25. Wiederkehr des Jahrestages der Gründung der Bundesrepublik. Eine Fortsetzung bzw. Umstrukturierung, d.h. ein "Zuschneiden" der alten Ausstellung auf dieses neue Datum bot sich an. Es war notwendig, den Bereich, der bisher unter "Entscheidungsjahre deutscher Geschichte" lief, auf- bzw. auszufüllen und damit den Prozeß der Entstehung der Bundesrepublik sowie ihre Geschichte von 1949 - 1974 zu behandeln, die sich dann aber nach der Wiedervereinigung als gesamtdeutsche Geschichte in einem anderen Gebäude mit einem neuen Erscheinungsbild und betont anderen Aspekten zeigen sollte.

Die äußeren Bedingungen waren zunächst durch das Reichstagsgebäude mit seinen für die Ausstellung nicht gerade vorgesehenen Räume gegeben, die inneren, inhaltlich relevanten, durch den bzw. die Auftraggeber der Ausstellung. Die Gestaltung, die Architektur der Ausstellung hatte von den unveränderbaren Gegebenheiten des Gebäudes auszugehen und die Würde des Hauses zu wahren.

Zudem standen sich mit den Gestaltern und Historikern zwei Teams gegenüber, die naturgemäß manchmal unterschiedliche Prioritäten setzten und dementsprechend oft um Kompromisse bemüht sein mußten.

Der unbefangene Besucher bemerkte dies freilich kaum oder nie. Anders steht es mit den inneren Bedingungen. Beide Ausstellungen, die von 1971 und die von 1974, waren Auftragsarbeiten, allerdings unterschieden sie sich in einem wesentlichen Punkt. 1971 bestellte das Bundesinnenministerium ein Generalsekretariat, bestehend aus Historikern, übertrug ihm die inhaltliche Planung, ließ die Ausstellung entsprechend dieser Planung aufbauen und besah sich das Ergebnis. Beifall und Kritik hielten sich in etwa die Waage. Da die Ausstellung im Prinzip beim Jahr 1871 endete, waren von der Materie her politische Kontroversen zwar nicht gänzlich ausgeschlossen, aber doch relativ unwahrscheinlich. Da ein wesentlicher Abschnitt der neuen Ausstellung aber aktuelle Politik mti einbezieht, war der Auftraggeber, der Deutsche Bundestag, stärker an der Planung mitbeteiligt.

Zeichnung: Schnitt des Ausstellungsgebäudes
Schnitt des Ausstellungsgebäudes

Das Ergebnis der zwei Jahre währenden Vorbereitungen kann dahingehend zusammengefaßt werden, daß die Aussagen nicht auf der Basis und dem Erkenntnisstand einer bestimmten, festgelegten oder feststellbaren historischen Forschungseinrichtung getroffen wurden, sondern versuchten, sich einigermaßen neutral zwischen diesen zu bewegen. Es ist verständlich, daß Kontroversen in der Auffassung zunahmen, je "frischer" der zu beschreibende Stoff war. Im strengen Wortsinn waren die Texte - und dies galt speziell für den Bereich "Bundesrepublik" - deshalb auch nicht meingungsbildend, sondern nüchtern referierend, sachlich feststellend, um formale Richtigkeit bemüht.

Auf Neutralität und Abgewogenheit der Aussage ist besonders in Themen und Bereichen geachtet worden, die in der historischen und politologischen Forschung zu extremen Aussagen reizten (und auch geführt haben). Mit dem Anlaß der zweiten Ausstellung ("25 Jahre Bundesrepublik") verband sich auch der Auftrag des Deutschen Bundestages, speziell die Stränge zu betonen und - sozusagen als roten Faden - historische zurückzuverfolgen, die für das politische System der Bundesrapublik konsitutiv sind: Parlamentarismus, politische Parteien, öffentliche Meinung. Die vorgebenen Leitlinien bedingten eine Beschränkung auf bestimmte Schwerpunkte, der Anspruch einer absolut gültigen Totalschau deutscher Geschichte wurde nirgendwo erhoben.

An dieser Aufgabe wurde im Laufe der Jahre immer weitergearbeitet, d.h., die einzelnen Ausstellungsräume unterlagen ständigen Veränderungen, was die inhaltlichen Aussagen sowie deren Visualisierungen betraf. Der Raum "Bundesrepublik" wurde im Laufe der Zeit viermal völlig umgestaltet. Rauminszenierungen ließen die Ausstellung nun insgesamt lebendiger erscheinen, neue Medien vertieften die Thematik durch filmische Zeitdokumente. Unmittelbar nach der Wiedervereinigung wurde der Beschluß gefaßt, die Ausstellung wegen des geplanten Umbaus des Reichstagsgebäudes dort auszugliedern und ein neues Gebäude dafür vorzubereiten.

Fotografie: Blick in die Kuppel
Blick in die Kuppel

Dieser wurde nach vielem Suche gefunden, der Deutsche Dom am Gendarmenmarkt wurde für diesen Zweck ausgebaut. Die entstehende Problematik war schon gravierend, im Reichstagsgebäude stand eine Ausstellungsfläche von 3.000 qm zur Verfügung, im Deutschen Dom nur 1.800 qm. So mußte man sich von vielen dreidimensionalen Exponaten trennen und trotzdem thematische Erweiterungen vornehmen.

Wurde im Reichstagsgebäude nur die bundesrepublikanische Geschichte nach dem 2. Weltkrieg gezeigt, war es eine neue Aufgabe, nun die Geschichte der Bundesrepublik und der DDR bis zur Wiedervereinigung umzusetzen, u.a. teilweise durch Einbeziehung west- und ostdeutscher Wochen- und Tagesschauen, die ein eindrucksvolles Bild dieser unterschiedlichen Entwicklung vermitteln.

Bedingt durch die Architektur des Gebäudes mit seinen mehrstöckigen Etagen und halbkreisförmigen Knochengliederungen wurde aus einer Ausstellung mit auch dreidimensionalen Exponaten nun eine Dokumentationsausstellung, was bei einem Vergleich der beiden Ausstellungsarten in Vergangenheit und Gegenwart zu berücksichtigen ist.

(Ausstellungsbüro im Deutschen Dom)
Quelle: http://www.bundestag.de/bau_kunst/ausst/wege/05fr_hist
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