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Wortlaut der Reden, die zu Protokoll gegeben wurden

Dr. Klaus Röhl, FDP Hannelore Rönsch, CDU/CSU >>

Als Ost-Berliner ist es für mich erschütternd und bitter, heute und hier zu erleben, mit welcher Leichtigkeit und welch merkwürdigen Argumenten die bis zum Fall der Mauer klare Aussage »Berlin ist Hauptstadt« in voller Bedeutung des Begriffs zur Seite geschoben wird.

Von den vielen in der Diskussion um Berlin oder Bonn als Parlamentssitz vorgebrachten Argumenten sind bisher für Bonn nur solche vorgetragen worden, die aus regionaler und auch allein persönlicher Befindlichkeit gewachsen sind, d. h. im Grunde alles Argumente der zweiten Ordnung.

Es wurde hier die Historie Berlins aufgeführt. Dazu muß man sagen: An der deutschen Politik der letzten 150 Jahre waren Menschen und Politiker aus allen Regionen Deutschlands beteiligt.

Aber viel wichtiger und viel entscheidender als die Historie ist der Widerstand und Kampf, der, von Berlin ausgehend und von den Berlinern selber geführt, in der jüngsten Zeit gegen die zwei Diktaturen und gegen die Angriffe auf Demokratie und Freiheit geführt und geleistet wurde. Es ist ein langes Band von großen und kleinen Ereignissen: vom 20. Juli 1944, von der Blockade 1948/49 über den 17. Juni 1953 bis hin zum Oktober und November 1989. Berlin ist mit seiner Geschichte das getreue Spiegelbild aller guten und schlechten Stunden und Jahre Deutschlands.

Berlin ist nicht nur das Symbol für die Einheit und Freiheit Deutschlands, sondern Berlin, Ost wie West, hat über Jahrzehnte wie keine andere Stelle in Deutschland für unsere Einheit, für unsere Freiheit gelitten und gestritten.

Berlin ist für Deutschland nach innen und ganz besonders nach außen das Gütesiegel der Glaubwürdigkeit unserer Politik. Wer aus dem Ausland kann uns vertrauen, wenn wir uns selber nicht mehr vertrauen können?

Für Bonn wurden Argumente von regionaler Bedeutung vorgebracht. Diese regionalen Probleme müssen und werden auch einer Lösung zugeführt. Wir sollten -- vergleichend -- auch sehr beachten, welche Opfer, Leiden und Entbehrungen die Menschen in Berlin und in den neuen Bundesländern auf dem Weg bis zur Einheit Deutschlands bringen mußten und immer noch bringen.

Im Vergleich hierzu sind die durchaus nicht zu leugnenden Probleme Bonns beim Verlust des Regierungs- und Parlamentssitzes erheblich kleiner und lösbar. Wer ehrliche, aufrechte und richtige Politik vertreten will, kann sich nur für Berlin als Parlaments- und Regierungssitz entscheiden.

Ich möchte deshalb alle Kolleginnen und Kollegen dieses Hohen Hauses, die bisher geschwiegen haben oder sich innerlich oder öffentlich gegen Berlin als Parlamentssitz ausgesprochen haben, sehr herzlich bitten, still, jeder vor sich selbst zu prüfen, ob sie nicht in einem, in zwei oder nach mehreren Jahren zu der bitteren Einsicht gelangen könnten, in entscheidender Stunde vor sich selbst, für und um das einheitliche Deutschland versagt zu haben, zugunsten eines regionalen, lösbaren Problems.

Ich selbst werde für Berlin als Parlamentssitz gerade wegen seiner bewegten Geschichte stimmen, die ein getreues Bild der langen -- und nicht nur vierzigjährigen -- Geschichte des gesamten Deutschlands ist, wegen der eindeutigen Haltung, des bewiesenen Muts, der gebrachten Opfer und Entbehrungen Berlins für die Freiheit, die Demokratie und für die Einheit Deutschlands und vor allem und ganz besonders deshalb, weil die Entscheidung für Berlin die allein richtige Entscheidung für die Zukunft des gesamten Deutschlands und des gesamten Europas ist und nicht nur die Entscheidung für eine einzelne Region Deutschlands.

Ich entscheide mich deshalb für Berlin und bitte Sie, mir darin zu folgen.

Hannelore Rönsch, CDU/CSU >>
Quelle: http://www.bundestag.de/bau_kunst/berlin/debatte/bdr_180
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