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Lüders-Haus
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Sophie Calle: "Die Entfernung - The Detachment"



Sophie Calle im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
Sophie Calle im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
© DBT

Die Entfernung - The Detachment

"Die Entfernung - The Detachment" ist eine der aufschlussreichsten künstlerischen Arbeiten über deutsch-deutsche Vergangenheiten und ihr Nachbild in der Gegenwart. Angeregt wurde Sophie Calle zu diesem Projekt durch eine Mitteilung des Berliner Abgeordnetenhauses vom Juni 1992, der zufolge Denkmäler ihre Existenzberechtigung verlieren sollten, wenn sie der Legitimation eines inzwischen gestürzten Herrschaftssystems gedient haben.

entfernte Symbole der DDR-Geschichte

"Um diesen Vorgang zu dokumentieren, suchte ich Orte auf, von denen Symbole der DDR-Geschichte entfernt worden sind. Ich bat Passanten und Anwohner, die Gegenstände zu beschreiben, die einst diese leeren Stellen füllten. Ich fotografierte die Abwesenheit und ersetzte die fehlenden Monumente durch die Erinnerungen an sie." (Sophie Calle)

anheimelnde Holzrahmen

Ihre großformatigen Fotos, ironisch mit anheimelnden Holzrahmen eingefasst, zeigen den Ort, wo einst das Monument gestanden oder zum Beispiel das Staatsemblem der DDR am Palast der Republik gehangen hat. Die Leerstelle auf dem Foto kann indes durch die dokumentierten Erinnerungen der Passanten nicht gefüllt werden. Ihre Äußerungen sind zum Teil so widersprüchlich, dass der Leser unsicher wird, ob die Passanten-Beschreibungen ein und dasselbe Monument meinen - auch in der Erinnerung "entfernt" sich das Bild des Monumentes. Zugleich offenbaren die sehr emotionalen Äußerungen, wie gegenwärtig das Verschwundene im Bewusstsein der Menschen noch ist. So eröffnet die Installation von Sophie Calle den Blick für die Vielschichtigkeit der Wahrnehmung von Realität und für die gleichermaßen komplexe Verschränkung des Historischen mit der Gegenwart. Es gelingt ihr, anschaulich den Umgang mit Geschichte im wieder vereinigten Berlin aufzuzeigen, zu dokumentieren und zugleich Probleme unseres Bewusstseins offen zu legen, zum Beispiel in welcher Weise und in welchem Umfang wir erinnern und wie Gedächtnis und das Empfinden der eigenen Identität einander bedingen.

Spannungsfeld von Individuum und Gesellschaft

Eine wohl derzeit faszinierendsten französischen Künstlerin lenkt unseren Blick auf das Problematische der Suche nach Identität im Spannungsfeld von Individuum und Gesellschaft. Sie lädt ein zu Neugierde, Mitgefühl, Selbstbefragung, also zur Anteilnahme und Mitgestaltung am gemeinsamen Humanen. Es lohnt, Sophie Calle bei ihrer Suche zuzuschauen und sich selbst in ihren Geschichten widergespiegelt zu finden.

Sophie Calle
1953 Paris, lebt und arbeitet in Paris
Die Entfernung - The Detachment, 1996
zwölf Farbfotografien und Bücher
Quelle: http://www.bundestag.de/bau_kunst/kunstwerke/calle/
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