Experte: Deutschland Marktführer im Messe- und Kongresstourismus
Berlin: (hib/VOM) Deutschland ist weltweit Marktführer im Messe- und Kongresstourismus, so Raimund Hosch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin GmbH. Der Experte äußert sich in seiner Stellungnahme zu einer öffentlichen Anhörung des Tourismusausschusses, die am (heutigen) Montag um 15 Uhr im Internationalen Congress-Centrum in Berlin beginnt. Zwei Drittel aller internationalen Leitmessen, so Hosch weiter, fänden in der Bundesrepublik statt. Der Messestandort Deutschland gewinne seine führende Marktposition über den hohen Anteil ausländischer Aussteller und Besucher, betont der Sachverständige. Ein "schweres bürokratisches Hindernis" sieht er in der lange Zeit beanspruchenden Visaerteilung für Aussteller und Besucher aus Mittel- und Osteuropa. Wenn es den deutschen Veranstaltern gelinge, diese für eine Messeteilnahme in Deutschland zu gewinnen, würden langfristig ausländische Messestandorte in Mittel- und Osteuropa gestärkt. Hosch hält das Potenzial im Messewesen für noch nicht ausgeschöpft. Traditionelle Fachmessekonzepte würden allerdings an Boden verlieren.
Nach Darstellung des Vorsitzenden der Geschäftsführung Messe München GmbH, Manfred Wutzlhofer, ist im Kongresswesen sowohl von der Anbieter- als auch von der Nachfragerseite eine Sättigungsgrenze erreicht worden. Vor allem die Anbieter hätten ihre Kapazitäten in den letzten Jahren nahezu verdoppelt. Die Nachfrage entwickele sich tendenziell langsamer, die Gruppengrößen der Veranstaltungen würden kleiner. Das Kongress- und Tagungsgeschäft konzentriere sich auf die großen Ballungszentren. Kleine Städte hätten nur dann eine Chance, wenn sie gut erreichbar seien, die Hotelinfrastruktur und das Ambiente stimmten.
In Leipzig macht allein der Kongresstourismus etwa 30 Prozent der gesamten Zimmerbelegungen aus, wie André Kaldenhoff, Abteilungsleiter Kongresse der Leipziger Messe GmbH, mitteilte. Für die Leipziger Messe gelte die Faustregel, dass jede Mark, die auf der Messe umgesetzt werde, 5 bis 6 DM in die Region bringe. Leipzig sei immer noch Vorurteilen gegen den "Standort Ost
deutschland" ausgesetzt. Einfluss auf die ablehnende Haltung hätten etwa Stimmungen in der Öffentlichkeit, die schwächere Wirtschaftsentwicklung in den neuen Ländern, die geringere Kaufkraft der Verbraucher, aber auch "überholte Vorstellungen" von einem unattraktiven Standort, die auf Unwissenheit beruhten. Sven-Olaf Brüggemann, Geschäftsführer der Tourismus GmbH Eisenach, hält die Gefahr einer Marktübersättigung für gegeben, wenn es weiterhin zu einer ungesteuerten Kapazitätsausweitung komme. Er spricht sich für eine länderübergreifende Entwicklungsplanung aus, um Fehlinvestitionen und Leerstände zu verhindern.