Experten: Natur und Tourismus müssen kooperieren
Beeskow: (hib/VOM) Naturschützer und Touristiker haben widerstreitende Interessen. Weil das so ist, müssen die jeweiligen Interessenvertreter aufeinander zugehen und das Miteinander suchen, um für beide Seiten befriedigende Lösungen zu erreichen. Darauf haben Roland Resch, Leiter des Naturparks "Uckermärkische Seen", und Günter Stache, stellvertretender Leiter des Biosphärenreservats Spreewald, am Montagvormittag in einer öffentlichen Sitzung des Tourismusausschusses in Beeskow im Landkreis Oder-Spree (Brandenburg) hingewiesen. Der Ausschuss beschäftigte sich mit den Zielkonflikten zwischen Naturschutz und Tourismus in den seenreichen Regionen Ostbrandenburgs. Für Roland Resch stellt der Naturschutz einen "gleichberechtigten Raumanspruch" von Natur und Landschaft neben anderen Nutzungen dar. Der moderne Naturschutz wolle seine Ziele nicht in isolierten Schutzgebieten, sondern auf der ganzen Fläche erreichen. Seine Prinzipien seien die Erhaltung und der Schutz der biologischen Vielfalt, die nachhaltige Nutzung von Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensräumen, sowie die gerechte Aufteilung der Vorteile, die sich aus der Nutzung dieser natürlichen Ressourcen ergeben. Resch betonte, der Naturschutz dürfe nicht mehr nur reagieren, sondern müsse in die "Rolle des Agierenden" schlüpfen. Im Naturpark "Uckermärkische Seen" habe sich die Zahl der "Wasserwanderer" wie etwa Kanufahrer von 1994 bis 1997 verdreifacht, was Probleme wie Störungen der örtlichen Tier- und Pflanzenwelt oder wildes Campen mit sich gebracht habe. Die fehlende einheitliche und durchgängige Beschilderung von Wasserwanderstrecken habe zu Kommunikationsproblemen geführt. Resch nannte als Handlungsbedarf ein Infoleitsystem, um die Zahl der Paddler in den sensiblen Bereichen und die negativen Auswirkungen des Wasserwandertourismus zu verringern, sowie Biwakplätze, um wildes Campen zu verhindern.
Günter Stache erinnerte an die kleinbäuerliche Landbewirtschaftung im Spreewald. Ziel sei es, diese Landwirtschaft zu erhalten. Bislang sei es jedoch nicht gelungen, eine Tourismusabgabe zu organisieren, um die Landschaft unterstützen zu können. Die Zahl der Tagesgäste bezifferteStache auf etwa 2 Millionen jährlich, wobei beim Kahnfahrttourismus ein Rückgang festzustellen sei. Es sei durchaus möglich, so Stache, Naturschutzqualitäten anzubieten und den Tourismus sich gleichzeitig entwickeln zu lassen.