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297/2004
Stand: 01.12.2004
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Medienpräsenz der Entwicklungspolitik stärken

Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Anhörung)

Berlin: (hib/SUK) Im Angebot der über 900 Printmedien und 60 Fernsehsender in Deutschland geht die Entwicklungspolitik unter - so das Fazit von Michael Kleine vom Hilfswerk Misereor. Er sprach am Mittwochmittag vor dem Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung über die Rolle der Medien in Deutschland für die Entwicklungszusammenarbeit und bilanzierte dabei, derzeit sei die Sparte des "Politainments" dafür zuständig, "politische Zusammenhänge für die breite Masse" zu erklären. Die Entwicklungspolitik bedürfe einer Kommunikationsstrategie, um ihrem Anspruch, "Meinungsbildungsprozesse zu initiieren und zu beeinflussen", gerecht zu werden. Die Entwicklungspolitik sei nur schwer in den gesellschaftlichen Dialog zu bringen, auch wenn sich das Spendenaufkommen seit den 90er-Jahren erfreulicherweise vermehrt habe. Noch in den 70er-Jahren sei jedoch viel stärker über entwicklungspolitische Themenfelder - etwa mit Blick auf Vietnam, Chile oder Nicaragua - berichtet worden, während sich die Diskussion heute auf drei Themenfelder beschränke: Armut, Globalisierung und islamische Gefahr. Insbesondere in der Armutsdiskussion beschränke man sich aber auf Einzelschicksale, kommuniziere zuwenig über die Ursachen für die Not. Kleine forderte den Ausschuss auf, seinen Einfluss geltend zu machen, um in den Beiräten und Vorständen der Fernsehsender, insbesondere von ARD und ZDF, "entwicklungspolitische Kompetenzen" zu verankern und Fachleute dieses Themengebiets in die Gremien zu entsenden. Für bessere Arbeitsbedingungen für Journalisten, die aus der Dritten Welt berichten, plädierte dagegen Markus Dufner vom Dritte Welt JournalistInnen Netz e.V. Häufig seien es gerade freie Journalisten, die mit ihren Reportagen und Hintergrundberichten die Situation in der Dritten und Vierten Welt beleuchten. Sie seien bei Reisekosten und Logistik auf die Unterstützung ihrer Auftraggeber angewiesen, was "in ein fast unauflösliches Dilemma" führen könne, wenn der Auftraggeber selbst Inhalt des Berichts ist. Dufner regte an, dass das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und das Umweltministerium einen Reise- und Recherchefonds für freie Journalisten ins Leben rufen sollten, der ihnen die Arbeit erleichtern soll. Zudem plädierte er dafür, die Medien der Dritten Welt bei der Berichterstattung stärker zur Kenntnis zu nehmen und nicht auf deren "Kompetenz und Authentizität" zu verzichten. Projekte in Deutschland wie die Serie "Klinik unter Palmen" oder die Tatort-Folge "Tatort Manila", an denen sich das BMZ beteiligt habe, seien unterschiedlich bewertet worden. In der Zukunft sollten Akzeptanz und Annäherung an die fremde Kultur den ethnozentristischen Blick ersetzen. Professor Michael Krzeminski von der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg, widersprach Auffassungen, wonach nicht über Entwicklungspolitik berichtet werde. "Wer aufgeschlossen und interessiert ist, dem stehen die Informationen zur Verfügung." Allerdings gehe mit dieser "media richness" nicht zwangsläufig ein Informationsgewinn einher. Es könne jedoch auch nicht das Ziel der Berichterstattung sein, den Bürger zum "Superspezialisten in allen Bereichen" zu machen. Zudem bedeute notwendige Vereinfachung nicht per se Verzerrung. Krzeminski rief dazu auf, sich die Regeln der Medien zu Nutze zu machen. Entwicklungspolitik müsse sich "professioneller" und medienwirksamer darstellen. In einer freiheitlichen und liberalen Mediengesellschaft könne man keine geplante Kommunikation verordnen, aber mit den Journalisten, den Hilfsorganisationen und zuständigen Ministerien seien "genug Partner im Feld", um dies zu erreichen.
Quelle: http://www.bundestag.de/bic/hib/2004/2004_297/05
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