Ausschussmitglieder wollen sich in Mecklenburg-Vorpommern informieren
Der Ausschuss für Angelegenheiten der neuen Länder
will vom 19. bis 21. Juni 2002 unter Leitung des
Ausschussvorsitzenden Werner Kuhn (CDU/CSU) eine Delegationsreise
in die Küstenregion von Mecklenburg-Vorpommern
unternehmen.
Die Parlamentarier werden sich vor Ort u.a. über die Probleme
der ostdeutschen Schiffbaubetriebe, insbesondere auch hinsichtlich
der Auswirkungen der Kapazitätsbegrenzungen für die
dortige Schiffsindustrie, und über die Sicherheit des
Schiffverkehrs in der Kadetrinne informieren. Ferner ist
vorgesehen, die Möglichkeiten einer verstärkten
Förderung von Tourismusprojekten zu untersuchen.
Die Werften in Mecklenburg-Vorpommern haben in den neunziger Jahren
hohe staatliche Investitionsbeihilfen erhalten, so dass moderne
wettbewerbs- und leistungsfähige Schiffbaubetriebe entstehen
konnten. Als Ausgleich dafür wurde von der EU-Kommission eine
Kapazitätsobergrenze von jährlich 327.000 cgt
(compensated gross tonnage, gewichtete Schiffstonnage) bis Ende des
Jahres 2005 auferlegt. Diese, ursprünglich zum
Nachteilsausgleich für andere EU-Wettbewerber eingeführte
Beschränkung der mit öffentlichen Mitteln modernisierten
ostdeutschen Werften, führt mittlerweile zu einer erheblichen
Beeinträchtigung der Wettbewerbsfähigkeit. Beispielsweise
können bereits erteilte Schiffbauaufträge nicht
realisiert werden und vorhandene Aufträge werden an anderen
Standorten ausgeführt. Bedingt durch die
Kapazitätsbeschränkungen besteht auch die Gefahr der
Einführung von Kurzarbeit oder betriebsbedingter
Kündigungen. Die Situation wird noch weiter durch die
Dumping-Preise der südkoreanischen Schiffsbauindustrie
verstärkt. Der Ausschuss möchte sich daher bei einem
Besuch der Kvaerner-Warnow-Werft in Warnemünde von der
Geschäftsleitung über die aktuelle wirtschaftliche
Situation informieren lassen. Insbesondere soll der für
Ostdeutschland wichtige Gesichtspunkt der Sicherung von
Arbeitsplätzen auf den Werften und der entsprechenden
Zulieferunternehmen in Industrie, Handel und Handwerk im Rahmen der
Gespräche Berücksichtigung finden.
Daneben erachtet es der Ausschuss auch für notwendig, sich
über die Ostseesicherheit im Bereich der Kadetrinne
unterrichten zu lassen, da der Schifffahrtsweg Kadetrinne zwischen
Deutschland und Dänemark mit etwa 55.000 Passagen
jährlich eine der meist befahrenen Routen in der Ostsee ist.
Seit 1990 sind in diesem Bereich, der nur eine Seemeile breit, zwei
Seemeilen lang und teilweise nur 18 Meter tief ist, etwa 20 Schiffe
auf Grund gelaufen oder kollidiert. Aufgrund des stetig steigenden
Schiffsverkehrs wird das Gefahrenpotenzial im Bereich der
Kadetrinne sogar noch erhöht. Die Delegation möchte sich
über die Probleme unterrichten und über die
gegenwärtig bestehenden Sicherheitsmaßnahmen informieren
und mögliche zukünftige Maßnahmen zur Erhöhung
der Sicherheit in der Kadetrinne erörtern. In diesem
Zusammenhang sollen auch die Risiken durch den Bau von
offshore-Anlagen zur Windkraftnutzung angesprochen werden.
Schließlich möchte sich der Ausschuss auch zu dem Thema
"Maritimer Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern" informieren.
Aufgrund der günstigen geographischen Gegebenheiten sind in
Mecklenburg Vorpommern gute Voraussetzungen für
vielfältige Tourismusaktivitäten vorhanden. Die
Delegationsteilnehmer möchten untersuchen, welche Angebote im
maritimen Tourismusbereich bereits vorhanden sind und wie sie
zukünftig besser und stärker vermarktet werden
können. Hier versprechen Gespräche u.a. mit dem
Geschäftsführer des Landestourismusverbandes von
Mecklenburg-Vorpommern, dem Präsidenten des
Landesbäderbundes und der Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft
für Urlaub und Freizeit auf dem Lande, wichtige
Erkenntnisse.
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