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Lesen Sie Michael S. Cullens Episode aus der Geschichte des Reichstagsgebäudes, beantworten Sie seine Frage und gewinnen Sie eine Reise nach Berlin.
Die Teilung Deutschlands und die Gründung der Bundesrepublik bedingten aufs Heftigste die Diskussion darüber, in welcher Stadt die Bundesregierung, der Bundestag, die obersten Gerichte und die obersten Bundesbehörden ihren Sitz haben sollten. Dies wirkte sich auch auf die Zukunft des Reichstagsgebäudes aus, das wegen alliierter Vorbehalte als Parlamentssitz nicht mehr zur Verfügung stehen durfte.
Nachdem der Bundestag 1957 beschlossen hatte, das Gebäude immerhin für „parlamentarische Zwecke” herzurichten, schrieb der Bundesminister für wirtschaftlichen Besitz des Bundes, Hans Wilhelmi, im Februar 1960 einen Wettbewerb aus, der sich auf Entwurfsvorschläge „für die Gestaltung der Haupteingangs- und Wandelhallen sowie der Repräsentationssäle im Westflügel” beschränkte. Die besten Entwürfe stammten von drei bereits bekannten Architekten: Paul Baumgarten, der das Gebäude des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe entworfen hatte, Wassili Luckhardt, Architekt des Neubaus der Bremer Bürgerschaft, und Rudolf Schwarz, nach dessen Plänen die Frankfurter Paulskirche umgebaut worden war.
Die abschließende Sitzung des Preisgerichts fand am 19. Januar 1961 im Bonner Bundeshaus statt. Die drei Architekten wurden gebeten, ihre Entwürfe zu erläutern. Zuerst sprach Baumgarten, dessen Ausführungen man später als „radikal” beschrieb. Vor allem konnte man in seinem Entwurf sehen, dass ein Plenarsaals noch eingebaut werden könnte. Luckhardts Entwurf wurde als „klassisch” verstanden: schöne, hohe Räume, etwas expressiv. Am „radikalsten” jedoch war Schwarz, obwohl Edgar Wedepohl, der Leiter der Bundesbaudirektion und beste Kenner in der Runde, ihn als „romantisch” abtat. Schwarz zeigte jedoch in seiner leidenschaftlich vorgetragenen Erläuterung, dass er das Reichstagsgebäude nicht sehr hochschätzte. Allerdings war Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier von seinem Vortrag so begeistert gewesen, dass er aufstand und sich bei Schwarz bedankte. Das Preisgericht besprach alle Entwürfe eingehend, teilweise mit Witz und teilweise mit großem Ernst – unter Ausschluss der Architekten.
Abends trafen sich Baumgarten und Luckhardt im Zug nach Berlin. Sie waren sich sicher, dass Schwarz den Auftrag bekäme. Aber im Zug saß auch der Berliner Senatsbaudirektor Werner Düttmann, der für seinen Humor bekannt war. Als er Baumgarten und Luckhardt erzählte, dass Baumgarten den Wettbewerb gewonnen habe, glaubten sie, er mache Witze. Erst nach und nach dämmerte es ihnen, dass Baumgarten tatsächlich gewonnen hatte. Er nahm unter der Bedingung an, dass er auch den Plenarsaal und die Osthalle entwerfen dürfe.
Erst Wochen später wurde die Entscheidung bekannt, und das Reichstagsgebäude wurde in mehreren Phasen bis 1971 ausgebaut. Baumgarten distanzierte sich jedoch später ausdrücklich von seinem Auftrag, so sehr hatte sich die Bundesbaudirektion in sein Werk eingemischt. Jahre später sagte er: „Ich habe den Reichstag nicht wieder aufgebaut. So wie er heute dasteht, ist er eine Karikatur seiner selbst, ist er das Werk der Bundesbaudirektion.”
Fotos: studio kohlmeier, Picture-Alliance
Die Preisfrage lautet: In welcher Zeit war Eugen Gerstenmaier Bundestagspräsident?
Die Antwort schicken Sie als Fax, E-Mail oder per Postkarte an: Media Consulta Deutschland GmbH, Wassergasse 3, 10179 Berlin, Fax: (030) 65 000-190, E-Mail: blickpunkt@media-consulta.com. Einsendeschluss: 11. Juni 2004. Unter den richtigen Einsendungen werden fünf Preise verlost. Der Hauptgewinn ist eine Reise für zwei Personen nach Berlin. Die Lösung unseres Rätsels in Heft 3/04 lautete: Das Deutsche Reich wurde 1871 gegründet. Eine Reise nach Berlin hat Manfred Usinger aus Nidderau gewonnen. |