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Klassik auf der Fraktionsebene des Reichstagsgebäudes – beim Zauber der Musik ließ es sich gut debattieren über die Kunst, ihre Förderung und die kulturelle Zukunft des Landes. Das empfanden neben den Zuhörern auch Gitta Connemann, die Vorsitzende der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“, und Ernst Elitz, Intendant beim Deutschlandradio.
„Kultur ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.“ Bei der kulturpolitischen Veranstaltung „Sonntags um elf – Klassik & Politik im Reichstagsgebäude“ wies die Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann (CDU/CSU) vor allem auf die Bedeutung kultureller Bildung hin.
Im Gespräch mit Ernst Elitz, Intendant beim Deutschlandradio, diskutierte die Vorsitzende der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ die kulturelle Zukunft Deutschlands. In einem Jahr wird die Kommission einen Bericht vorlegen, der Empfehlungen für den Erhalt der in ihrer Dichte und Qualität einzigartigen deutschen Kulturlandschaft gibt.
Leider würden die Mittel für Kultur allerorts gekürzt und zwar stets an erster Stelle, sagte Connemann. Denn es handele sich dabei um so genannte freiwillige Leistungen. Erste Priorität hätten – auch aus haushaltsrechtlichen Erwägungen – die Pflichtausgaben. Deshalb gelte: Erst die Müllabfuhr, dann die Kultur. Dies zu ändern, stehe in der Hoheit der Länder. Eine mittelbare Stärkung der Kultur erhofft sich die Abgeordnete aber durch eine Verankerung der Kultur als Staatsziel im Grundgesetz.
Und in welchem Rahmen lassen sich kulturpolitische Fragen besser erörtern, als bei einem Konzert? Das Deutsche Sinfonie Orchester Berlin erfüllt die Fraktionsebene des Reichstagsgebäudes mit klassischer Musik. Mit Werken von Eugéne Bozza (1905 bis 1991), Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791), Francis Poulenc (1899 bis 1963) und der „Geschichte vom Soldaten“ von Igor Strawinsky (1882 bis 1971) machten die Musiker den Wert von Kunst und Kultur präsent.
Seit 1995 sei der Anteil der im Kulturbereich hauptberuflich Tätigen um 31 Prozent gestiegen, erklärte Ernst Elitz. Damit sei dies unumstritten eine Wachstumsbranche. Und was wäre Berlin ohne seine Kulturgüter, die jedes Jahr Millionen Touristen magisch anziehen?
Daher soll der Kommissionsbericht auch ein Gutachten über die wirtschaftliche Kraft der Kulturbranche sein. Auch die soziale Lage der Künstler ist Gegenstand des Berichts. Würde die staatliche Kulturförderung gestrichen, bedeute dies nicht nur für den „armen Poeten“ das Aus. Der größte „Rohstoff“ des Landes, das geistige und kreative Potenzial als Voraussetzung für Kultur, wäre in Deutschland bedroht, betonte Connemann. Ihre Forderung: Mehr Zugang zu Kunst und Kultur für Kinder und Jugendliche. Statt einem Fremdwort sollte kulturelle Bildung eine Selbstverständlichkeit sein.
„Kultur hat einen Eigenwert, Kultur ist sinnlich“, betonte Gitta Connemann. Die Musik des Deutschen Sinfonie Orchesters ist die Bestätigung ihrer Worte. „Diesen Genuss dürfen wir uns nicht nehmen lassen. Wer bei der Kultur spart, raubt uns die geistige und sinnliche Nahrung.“
Text: Lydia Harder
Foto: Deutscher Bundestag
Erschienen am 08. März 2005