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08/2001
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WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT FÜR GLOBALE UMWELTVERÄNDERUNGEN

Größter Verlust der Artenvielfalt seit dem Sauriersterben festgestellt

(um) Als dramatische Krise der Biosphäre .- des gesamten menschlichen, tierischen und pflanzlichen Lebens auf der Erde – bezeichnen zwölf unabhängige Professoren des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU) die gegenwärtige Auslöschung der Gen- und Artenvielfalt. Der Bericht über "Welt im Wandel – Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Biosphäre" wurde im Bundestag in Form einer Unterrichtung eingebracht (14/6706).

Vorliegenden Erkenntnissen zufolge könne die Geschwindigkeit, mit der heute die Gen- und Artenvielfalt des Planeten vernichtet werde, die krisenhafte Entwicklung noch übertreffen, in deren Folge vor 65 Millionen Jahren die Saurier ausgestorben sind. Die Wissenschaftler stellen fest, mit dem unumkehrbaren Verlust ungezählter Tier- und Pflanzenarten würden genetische und psychologische Baupläne von großem Wert verloren gehen. Betroffen sei nicht nur die wildlebende Fauna und Flora. Auch genetische Ressourcen landwirtschaftlicher Nutzpflanzen aus jahrhundertealter traditioneller Zucht stünden auf dem Spiel.

Hauptverursacher des Artensterbens sei der Mensch, der Landschaften und Ökosysteme weltweit durch Raubbau an Wäldern, durch landwirtschaftliche Nutzung und durch Besiedlung verändere.

Ein weiterer dramatischer Eingriff erfolge im globalen Stoffwechsel der Biosphäre. So werde etwa die Hälf.te der weltweiten Photosyntheseleistungen der Pflanzenwelt beeinflusst. Die CO2-Konzentration der Atmosphäre durch den Zivilisationsprozess habe sich bereits um ein Drittel erhöht. Um die zunehmende Beeinträchtigung der natürlichen Lebensgrundlagen und damit des menschlichen Wohlstandes und Wohlbefindens zu verlangsamen oder zu stoppen, hat der Beirat fünf "biologische Imperative" für die künftige Politikorientierung formuliert. Danach sollen Nutzungsbeschränkungen für Schutzgebiete überregionaler globaler Bedeutung gesichert und Nachhaltigkeitsgrenzen vorhandener, intensiv genutzter Land- und Forstwirtschaftsflächen nicht überschritten werden.

Weitere Vorgaben gelten der Sicherung biologischer Ressourcen zur Erhaltung von Bio-Potenzialen für die Zukunft und der Sicherung von Zonen mit genetisch besonders wertvollen Pflanzen sowie der biologischen Vielfalt natürlicher Ökosysteme in tropischen Wäldern oder Korallenriffen. Der vierte "Imperativ" gelte der Bewahrung des globalen Naturerbes durch ein Netzwerk von Schutzgebieten für repräsentative Beispiele aller natürlichen Ökosystemtypen. Dazu gehöre auch der Schutz von Arten, die sonst keine Überlebenschance hätten.

Mit der Erhaltung der Regelungsfunktionen der Biosphäre solle schließlich eine "globale Leitplanke", die bereits für den Klimaschutz entwickelt worden sei, auf die Biosphäre übertragen werden. Die Wissenschaftler erklären, ein weltweit effektives Schutzsystem sei finanzierbar und würde Kosten von jährlich 38 Milliarden DM verursachen.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2001/bp0108/0108076a
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