Wiederaufrüstung?
Franz Josef Strauß
© Bundesbildstelle
Franz-Josef Strauß (CDU/CSU): Die Verfügungsgewalt über Waffen darf nur in die Hände von echten, zuverlässigen Demokraten gelegt werden
"Deutschland muß aus dem Zustand des Spielballs zwischen zwei Machtblöcken, aus dem Zustand, ein Objekt der Politik der anderen zu sein, endlich einmal herauskommen. In dem Sinne glaube ich, sind sich die Regierungen und die Opposition einig. Die jahrelange Sorglosigkeit der Westmächte auf der einen Seite, die zielstrebige Macht- und Aufrüstungspolitik der Sowjets auf der anderen Seite haben dazu geführt, daß eine ganze Anzahl europäischer Völker ihre Freiheit verloren haben, daß 18 Millionen Deutsche, deren Hoffnung sich heute auf uns hier richtet, dem gleichen Schicksal unterworfen wurden, haben letzten Endes auch dazu geführt, daß wir in dem Modellfall Korea unser eigenes Schicksal sehen können, wenn wir in der Frage der Sicherheit nicht frei von Parteiegoismus, frei von Schlagworten unter bewußtem Verzicht darauf, unserem Volk ein trügerisches Bild der Sicherheit vorzugaukeln, nüchtern und klar unsere Lage erkennen und dann das tun, was nach dieser Erkenntnis notwendig ist, auch wenn es unpopulär ist; das hat mit Verantwortung sonst nichts zu tun...
Man hört so viel an berechtigter
und unberechtigter Sorge heute über das Wiedererstehen eines
deutschen Militarismus. Wollen wir doch kurz klipp und klar einen
Grundsatz aufstellen, auf den wir uns einigen Könnten. Der
Grundsatz heißt, dass Verfügungsgewalt über Waffen
und Kommandogewalt über Waffenträger nur in die
Hände von echten, zuverlässigen Demokraten gelegt werden
darf."
Fritz Erler (SPD): Die Kette des
Verhängnisses muss durchbrochen werden, statt Öl ins
Feuer zu gießen
Fritz Erler (SPD)
© J. H. Darchinger
"Wie sieht es denn heute aus? Ist die
Frage, die wir heute zu diskutieren haben, wirklich so gestellt,
als ob es sich darum handelte, dass wir abzurüsten beginnen,
um dann nackt und bloß den Russen
gegenüberzustehen?
Das ist doch gar nicht die weltpolitische
Frage, vor der Deutschland heute steht, sondern die Frage ist genau
umgekehrt, ob in einer Situation eines relativen Gleichgewichts der
großen militärischen Blöcke in der Welt die
Deutschen von sich aus einen Beitrag dazu leisten sollen, dass die
Rüstungsschraube in schnellere Umdrehungen versetzt wird, dass
Öl ins Feuer gegossen wird, statt den Versuch zu unternehmen,
an einer Stelle die Kette des Verhängnisses zu durchbrechen,
nämlich bei der Lösung der deutschen Frage einen Beitrag
zur Entspannung der internationalen Situation zu leisten, statt die
internationale Situation weiterhin zu verschärfen...
Kollege Strauß hat einen beneidenswerten Sinn für Humor
entwickelt. Ich gebe ehrlich zu, dass es eine schätzenswerte
Eigenschaft ist, wenn man nicht immer mit so einem
fürchterlichen Bierernst an die Probleme
herangeht.
Er hat auch eine große Gabe für
eine volkstümliche Darstellung sehr ernsthafter und
schwieriger Probleme. Aber ich meine, Kollege Strauß, in der
Schicksalsfrage, die wir hier diskutiert haben, da waren ihre
Ausführungen des Ernstes und der Bedeutung der Stunde nicht
voll angemessen."
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