Innerhalb der 6. Sitzung der Arbeitsgruppe des Deutschen Bundestages und der Assemblée nationale zum Deutsch-Französischen Jugendwerk am 1./2. März 2004 in Stuttgart wurden folgende Damen und Herren angehört:
Herr Helmut Rau, Staatssekretär im
baden-württembergischen Ministerium für Kultus, Jugend
und Sport
- Überblick über das Unterrichtsfach Französisch in der Lehrplanung des Landes Baden-Württemberg, u.a. der Fremdsprachenunterricht ab dem 1. Grundschuljahr als neues Kapitel in der Unterrichtsgestaltung
- Grenzregion Oberrhein und Elsass – gemeinsames Ziel: Verstärkung des Spracherwerbs
- Umstrukturierung der Lehrerausbildung im oberrheinischen Gebiet (Konzept des Europalehramtes) – Ziel: grenzüberschreitender bilingualer Unterricht und Förderung des Lehreraustausches; Einrichtung zweisprachiger Kindergärten
- Rückgang des direkten Schüleraustausches, jedem Kind sollte das Recht auf ein Aufenthalt im Ausland eingeräumt werden
- DFJW habe in der Vergangenheit weniger Wert auf die Sprachförderung als auf die Begegnung gelegt und ist in Grenzregionen wenig aktiv
der Rektor der Académie
Strasbourg, Herr Gérald Chaix
- Académie Strasbourg – wichtige Drehscheibe für die deutsch-französische wissenschaftliche Arbeit in Frankreich
- Unterrichtung der deutschen Sprache bereits bei Kindern im Vorschulalter
- Förderprojekte bis 2006: deutsche Spracherziehung der Jugendlichen durch extensiven oder bilingualen Spracherwerb, aber auch durch Praktika und Austausche mit deutschen Firmen und deutschen Schulen
- zur dauerhaften Motivation des Spracherwerbs Vermittlung der Kultur des Nachbarlandes
- höheres Engagement des DFJW besonders bei der Unterstützung von Austauschen, aber wenig finanzielle Mittel dafür vorhanden
Herr Dr. Olaf Hahn, stellvertretender
Berichtsleiter, Programmbereich Völkerverständigung I,
der Robert-Bosch-Stiftung
- besonderer Stellenwert im Programmbereich Völkerverständigung komme der Förderung der deutsch-französischen Beziehungen zu
- “Deutsch Mobil“ und “France Mobil“ – innovative und erfolgreiche Aktionen um den Rückgang der Partnersprache in den Schulen aufzuhalten
- Erfahrungen der Robert-Bosch-Stiftung mit dem DFJW sehr unterschiedlich
- Evaluierung der Projekte des DFJW durch externe Partner notwendig; DFJW als strategischer Partner auch bei multilateraler Zusammenarbeit
Herr Dr. Henri Reynaud,
französischer Generalkonsul und Frau Chantal Roques,
Bildungsreferentin in der Französischen Botschaft in
Berlin
- DFJW als fruchtbarstes Ergebnis des Èlysée-Vertrages – Hoffnungsmodell und Vorbild
- Ungleichgewicht zwischen der Position des Generalsekretärs und dessen Stellvertreter
- fehlende Innovations- und Veränderungsfähigkeit im Personalwesen; Professionalität des Personals
- Neugewichtung bei Veranstaltungen erforderlich; qualitative Neuausrichtung
- Abstimmung zwischen den nationalen Bildungsministerien und dem DFJW – eine Sprachpolitik in beiden Ländern; aber DFJW kann nicht die Schulpolitik ersetzen
- Sprachbereich des DFJW sehr ausbaufähig, Schaffung von Anreizen zur Sprachförderung, Konzentration auf junge Menschen
- immer neue Akzente und Aktivitäten – mehr Quantität als Qualität
- Finanzprobleme – wenig Flexibilität bei der Durchsetzung neuer Aufgaben
- Defizit in Bezug auf Europa --> Einbeziehung von Drittländern in die Programme des DFJW – Beitrag des DFJW im bilateralen wie im europäischen Kontext
Frau Anne-Marie Jonchier,
stellvertretende Leiterin des Institut
Français
- notwendige Flexibilität des DFJW fehlt insbesondere bei trilateralen Projekten
- durch Überalterung der Mitarbeiter des DFJW werden häufig neue Anregungen nicht aufgenommen, sondern auf dem Althergebrachten und Bekanntem beharrt
- DFJW habe große Erfahrungen auf dem Gebieten des Schüleraustausches und der interkulturellen Arbeit, die genutzt werden müssen
- Spracherwerb außerhalb des schulischen Betriebes sinnvoll
- frühkindlicher Austausch auf Grund der starken Familienbindung schwierig
der Leiter des Deutsch-Französischen
Instituts (DFI/Ludwigsburg) und Mitglied im Kuratorium des DFJW
für den Bereich Hochschule, Herr Prof. Dr. Frank
Baasner
- Zusammenarbeit mit dem DFJW im Bereich der Förderung des Hochschulaustausches und des journalistischen Nachwuchses
- Struktur und Arbeitsweise einer binationalen Organisation wird den Anforderungen moderner Privatunternehmen nicht gerecht
- langwierige und schwerfällige Entscheidungen schrecken Stiftungen und Unternehmen ab
- strukturelle Defizite bei der Zusammenarbeit mit öffentlich-rechtlichen Partnern, z.B. unterschiedliche Denkansätze im Kuratorium
- Vergleich mit dem Deutsch-Französischen Forschungsinstitut Saint-Louis (ISL)
- Zusammensetzung des Kuratoriums – Beteiligung von Parlamentariern zur höheren Legitimation; Trennung in kontrollierten Aufsichtsrat und wissenschaftlichen Beirat
- Rollenverteilung zwischen Generalsekretär und seinem Stellvertreter; mehr Kontinuität an der Spitze des DFJW durch Verlängerung des Mandats; “rollender Übergang“ der Leitungsebene (Wahl abwechselnd alle 2 1/2 Jahre)
- Struktur verhindert inhaltliche Diskussion über die Ausrichtung des DFJW; stattdessen wird mehr Energie auf die “Besitzstandwahrung“ verwendet
- erst Definition der Prioritäten und danach Anpassung der Verwaltungsstruktur an eine moderne Organisation – Modell einer unabhängigen Vereinigung, setzt aber eine Änderung des Staatsvertrages zwischen der BRD und der französischen Republik voraus
- veränderte Mittelgewichtung beim DFJW
- Erhöhung der Fluktuation der Mitarbeiter durch Entsendung von Beamten aus nationalen Ministerien zum DFJW – dadurch mehr Beweglichkeit des Personals und keine “sektorielle Abschottung“ einiger Mitarbeiter
Frau Damaris Scholler, Rektorin an der
Deutsch-Französischen Grundschule in Stuttgart, sowie den
Konrektor und Leiter des französischen Kindergartens, Herr
Marc Kiffer
- eher freiwillige, individuenbezogene Entsendung französischer Lehrkräfte als institutionalisierte Form der regelmäßigen Entsendung
- Konzentration auf die Bildungselite
- Kontinuität des Bildungsweges nach der Grundschule, Fortführung der Zweisprachigkeit auch an weiterführenden Schulen
- keine Kontakte zum DFJW, da Programme auf ältere Jugendliche und junge Erwachsene gerichtet sind
- Gründe für die zunehmende Beliebtheit des bilingualen Bereich, u.a. zunehmend mehr Eltern erkennen die Effektivität des frühen Fremdsprachenerwerbs
- deutscher Sprachunterricht im Grundschulbereich effektiver als der französische
- keine Konkurrenz der deutschen und französischen Sprache mit dem Englischen, da Zweisprachigkeit als unverzichtbar angesehen wird
- frühstmöglicher Kontakt zu einer Fremdsprache erhöht die Chance des Erwerbs
- Konzept des DFJW zur Einbeziehung der Eltern erforderlich
Frau Bernadette Bricaud, verantwortliche
Mitarbeiterin des DFJW für das Projekt
"Tele-Tandem“
- Integration der Sprachanimation spielt bei der Arbeit des DFJW immer mehr eine stärkere Rolle
- "Tandem-Methode“ – gegenseitige Hilfe beim Erlernen der Partnersprache
- 2002 Start des Projektes "Tele-Tandem“ – "Tandem-Modell“ mit neuen Technologien; Unterstützung durch lokale Partner, Vertreter der DESCO in den Regionen und die KMK in den Ländern
- Sprachanimation auf so genannte "Event-Workshops“ gerichtet
- Fragen nach: Auswirkungen der Methode; Gesamtzahl der teilnehmenden Personen; Kriterien zur Auswahl der Teilnehmer; Aufwand des Projektes; Gewährleistung von Nachhaltigkeit; Implementierung auf Dauer; bei hohem technischen Aufwand Möglichkeit zur Kostenminimierung; abschließende Evaluation; Weiterführung des Projektes durch Ausdehnung auf weitere Schulen, um damit eine breite Streuung in beiden Ländern zu erzielen
- Sprachförderung sei Priorität des DFJW
- DFJW bringt Menschen zusammen und stellt Verbindungen her, wie keine andere Institution
- Schwäche des Projektes: DFJW nur kleine Institution, stößt oft an ihre Grenzen; wird auf Grund politischer Entscheidungen tätig, wenig Einfluss auf deren Inhalt
- der Erfolg des Projektes wird durch die Auszeichnung des DFJW mit dem "europäischen Sprachensiegel“ deutlich
1. Vorsitzender der
Interessengemeinschaft Partnerschaft Edingen-Neckarhausen –
Plourguerneau, Herr Erwin Hund
- Kontakt zum DFJW hat sich in den letzen Jahren deutlich verbessert
- Motivation zum Spracherwerb durch die vierwöchigen Freizeitangebote nur für einen Teil der Jugendlichen