Deutscher Bundestag
English    | Français   
 |  Sitemap  |  Kontakt  |  Fragen/FAQ  |  Druckversion
 
Startseite > Blickpunkt Bundestag > Blickpunkt Bundestag - Jahresübersicht 1998 > Blickpunkt Bundestag - September 1998, Nr. 3/98, Inhalt >
September 03/1998
[ zurück ]   [ Übersicht ]   [ weiter ]

Süssmuth: Mauern beginnen in den Köpfen

(bn) Als Beginn "eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte" hat Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth den Bau der Mauer in Berlin am 13. August 1961 bezeichnet.
In einer Erklärung zum Jahrestag des Mauerbaus erinnerte die Bundestagspräsidentin daran, daß der Befehl der damaligen Führung der DDR unter Ulbricht und Honecker zum Bau der Mauer viele Menschenleben gekostet und die "menschenverachtende Willkürherrschaft der SED-Diktatur vor aller Welt demonstriert" hat.
Keine 30 Jahre habe das von Ulbricht und Honecker als Jahrhundertbauwerk gegen die "Abstimmung mit den Füßen" gedachte Bollwerk standgehalten. "Die vom SED-Regime zynisch als 'antifaschistischer Schutzwall' bezeichnete Mauer konnte den Freiheitswillen nicht brechen", betonte die Bundestagspräsidentin.
Die erst 1989 beseitigte Mauer werde künftig nur noch in Form von Erinnerungs- und Mahnmalspuren sichtbar sein; Unfreiheit, Unterdrückung und Grenzschießbefehl gehörten der Vergangenheit an. Die Bundestagspräsidentin warf in diesem Zusammenhang die Frage auf, welchen Stellenwert nach der Beseitigung der Mauer deren Errichtung und Fall im öffentlichen Erinnern habe und ob Freiheit und Menschenrechte angesichts der Arbeitsmarktprobleme in Deutschland an Wert verlören.
Süssmuth unterstrich: "Im wiedervereinigten freien und demokratischen Deutschland ist seit 1989 in den neuen Bundesländern Gewaltiges zum Wohl der Menschen geleistet worden, im Gegensatz zu 40 Jahren SED-Diktatur". Nach Auffassung der Bundestagspräsidentin haben "Mauern als Bollwerk gegen Freiheit, Mauern als Mittel der politischen Ein- und Abgrenzung" keine politische Zukunft.
Gleichzeitig wies sie darauf hin, daß "Mauern stets in den Köpfen von Menschen" beginnen. "Daher muß sich die Demokratie auch heute achtsam und offensiv den Skeptikern und Feinden der Freiheit entgegenstellen", forderte Süssmuth. Es gelte auch heute, die wiedergewonnene Freiheit, Demokratie und Menschenwürde nicht zu verdrängen. "Das schulden wir den Opfern - das schulden wir uns selbst", so die Bundestagspräsidentin.
Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1998/bp9803/9803064c
Seitenanfang [TOP]
Druckversion Druckversion