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14. Wahlperiode
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Dialogveranstaltung am 26. Juni 2000

"Neue Formen bürgerschaftlichen Engagements -
Projekte stellen sich vor"

Projektbeschreibungen

I. Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft

1. Koordinationskreis Düsseldorfer "3.-Welt"-Gruppen e.V.

Seit Jahren informiert der bürgerschaftlich organisierte Koordinationskreis Düsseldorfer "3.-Welt"-Gruppen e.V. umfangreich über die Aktivitäten von "3.-Welt-" und "Eine-Welt-Gruppen". Die Aktivitäten der einzelnen Gruppen verstehen sich als Ergänzung von staatlichen Maßnahmen im Entwicklungshilfebereich. Im Mittelpunkt stehen unmittelbare Kooperationen: Jede Gruppe, jeder Verein hat direkten Kontakt zu den entsprechenden Menschen und Projekten in verschiedenen Ländern der "Dritten Welt". Neben den staatlichen, kirchlichen und sonstigen Unterstützungsleistungen wird somit auf lokaler Ebene nachvollziehbar, was sich im Verlauf der Jahre verändert und weiterentwickelt hat.

Für den Koordinationskreis ist die kommunale Nord-Süd-Aktivität eine zentrale Perspektive globalen Denkens und Handelns. Jährlicher Höhepunkt der Arbeit sind die seit 15 Jahren existierenden "3.-Welt-Tage". Im Rahmen dieser Veranstaltung werden die von den Gruppen betreuten Projekte vorgestellt, die Aktivitäten des Koordinationskreises dargestellt und der Umgang mit Spendengeldern transparent gemacht.

Ansprechpartner:   Dialogpartner:
Ladislav Ceki
Grunerstr. 27
40239 Düsseldorf
  Ladislav Ceki
Gabriela Schmidt

2. Berliner Tafel e.V.

Die BERLINER TAFEL e.V. ist als Projekt der Initiativgruppe Berliner Frauen e.V., in Anlehnung an "City Harvest" in New York, gegründet worden und wurde Ende 1995 ausgegliedert, um sich eigenständig als BERLINER TAFEL e.V. zu etablieren. Damit ist sie als erste Tafel in Deutschland gegründet worden. Sie ist ein gemeinnütziger, mildtätiger Verein, dessen Ziel es ist, einwandfreie, nicht verkaufte oder - wie bei Feiern und Festen - unversehrte Lebensmittel einzusammeln und so aufzubereiten, dass die Lebensmittel Wärmestuben, Suppenküchen, Frauenhäusern, Beratungsstellen etc. zur Verfügung gestellt werden können. Monatlich werden rund 100.000 kg Lebensmittel durch das Engagement der Mitglieder an mehr als 200 soziale Einrichtungen verteilt, die damit bedürftige Menschen versorgen.

Die BERLINER TAFEL steht exemplarisch für eine institutionalisierte Form des Helfens, die sich in den letzten Jahren bundesweit sehr schnell ausgebreitet hat: Mitte 1999 existierten bereits 220 Tafel-Initiativen, in denen sich rund 15.000 Bürgerinnen und Bürger engagieren. Täglich verteilen sie ca. 100.000 kg Lebensmittel, durch die eine annähernd gleich große Zahl an Bedürftigen versorgt werden.

Ansprechpartner:   Dialogpartner:
Sabine Werth
Vorsitzende der Berliner Tafel e.V.
Ebersstraße 77
10827 Berlin
  Marianne Hagemann
Sabine Werth

3. "Grenzenlos - Multikulturelles Zentrum Dessau e.V."

Gegenwärtig leben in Dessau 200 anerkannte Flüchtlinge, die aufgrund ihrer Rechtssituation eine langfristige Bleibeperspektive haben. In der Stadt fehlt es aber an Integrationsmodellen, die ihnen eine dauerhafte gesellschaftliche Integration ermöglichen könnten. Obwohl die Flüchtlinge eine unbefristete Arbeitserlaubnis haben und beim Arbeitsamt als Arbeitsuchende gemeldet sind, haben sie kaum eine Chance, dauerhafte Arbeitsmöglichkeiten und einen eigenen bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Da die deutsche Sprache die wichtigste Voraussetzung zur Verbesserung der Situation der Flüchtlinge ist, hat sich die Initiative "Grenzenlos - Multikulturelles Zentrum Dessau e.V." zum Ziel gesetzt, die Integration der Flüchtlinge durch das Erlernen der deutschen Sprache, die Vermittlung von Arbeit und die Schaffung sozialen Wohnungsraums zu verbessern. Projektträger ist der Verein Multikulturelles Zentrum Dessau e.V.; Bildungsträger ist der Verein Soziale Heimat Anhalt-Dessau e.V.

Ansprechpartner:   Dialogpartner:
Razak Minhel
Multikulturelles Zentrum Dessau
"Grenzenlos" e.V.
Parkstr. 7
06846 Dessau
  Razak Minhel
Ulrike Wagner

II. Bürgerschaftliches Engagement und Erwerbsarbeit

1. Xolelanani e.V. - Eine Initiative der Ortsjugendausschüsse der IG Metall

"Xolelanani" ist ein Projekt, bei dem sich Jugendliche im Rahmen der IG-Metall-Jugendorganisation in einer Township in Südafrika freiwillig engagieren. Ausgangspunkt waren die immer noch spürbaren Auswirkungen der Apartheid und der damit verbundenen sozialen Benachteiligungen der schwarzen Bevölkerung. Das Leben der Jugendlichen in den Townships wird durch Probleme wie die ausgeprägte Arbeitslosigkeit, eine weit verbreitete Drogenabhängigkeit und eine damit im Zusammenhang stehende hohe Kriminalitätsrate bestimmt.

Gemeinsam mit südafrikanischen Jugendlichen haben die deutschen Jugendlichen eine Begegnungsstätte, das "Xolelanani Youth Project", im Walmer Township in Port Elisabeth aufgebaut. Das Projekt zielt darauf, gegenseitige kulturelle Vorurteile bei den Jugendlichen innerhalb des Stadtteils abzubauen und der sozialen Benachteiligung der farbigen Bevölkerung entgegenzuwirken. Mit dem Aufbau der Begegnungsstätte ist ein Treffpunkt geschaffen worden, der zahlreiche soziale und kulturelle Aktivitäten ermöglicht. Dazu gehören besipielsweise: die Versorgung von 70 Straßenkindern mit Essen; ein Treffpunkt arbeitsloser Frauen; ein künstlerischer Workshop mit Schulkindern; Sport- und Theatergruppen Jugendlicher. Geplant ist die Herrichtung und Ausstattung eines PC-Raums, um Computerkurse anzubieten.

Die Auszubildenden und jungen Beschäftigten aus Deutschland stellen ihre Zeit und ihre Arbeitskraft für den Aufbau des Projektes zur Verfügung. Darüber hinaus haben sie in Deutschland Geld gesammelt, das für den Kauf von Baumaterialien und Ausstattungsgegenständen verwendet wird. Sowohl die direkte Arbeit vor Ort als auch das Sammeln von Geldspenden werden weiter fortgesetzt. Des weiteren ist ein Austausch zwischen Jugendlichen aus der Township und Jugendlichen aus Ortsverbänden der IG-Metall geplant.

Ansprechpartner:   Dialogpartner:
Christiane Benner
IG Metall
Verwaltungsstelle Frankfurt am Main
Wilhelm-Leuschner-Straße 69-77
60329 Frankfurt am Main
  Heike Kaufmann
Horst Ott

2. "Senior Expert Service" des Bundes Katholischer Unternehmer e.V.

Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit befasst sich der Bund Katholischer Unternehmer (BKU) seit Mitte der 90er Jahre schwerpunktmäßig mit Fragen des Arbeitsmarktes, der Beschäftigungssicherung und der Beschäftigungsförderung. Dabei ist der Verband auf zwei Ebenen aktiv: mit konkreten Hilfen vor Ort ebenso wie mit der Suche nach Konzepten und Reformen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Wichtige Initiativen waren in den vergangenen Jahren die Entwicklung von Vorschlägen zur Altersteilzeit, die stärkere Beteiligung von Arbeitgebern an der Arbeitsvermittlung, die Integration von Langzeitarbeitlosen sowie das Projekt des "Senior Expert Services", das auf die Unterstützung ostdeutscher Unternehmen zielt.

Im "Senior Expert Service" engagieren sich ehemalige Unternehmer und Führungskräfte und beraten ostdeutsche Betriebe in Fragen der Geschäftsführung und des Managements. Die "Senior Experten" bringen dabei ihr Wissen und ihre Fähigkeiten ein, die sie in ihrem früheren Berufsleben in leitenden Positionen erworben haben. Zu ihren Hilfsangeboten gehört die betriebswirtschaftliche Beratung ebenso wie der Kontakt zu Banken und Behörden sowie die Verhandlung mit Schuldnern und Gläubigern.

Seit 1997 wurden fast 40 ostdeutsche Unternehmen beraten. Eine Ausweitung des Angebotes auf Westdeutschland und die Unterstützung von Existenzgründern wird zur Zeit diskutiert.

Ansprechpartner:   Dialogpartner:
Peter Unterberg
Bund Katholischer Unternehmer e.V.
Geschäftsstelle
Georgstr. 18
50676 Köln
  Dr. Karlheinz Freitag
Dr. Heinrich Meinhard Stindt
Lorenz Wilhelm

3. "Menschen für Menschen", Arbeitslosenprojekt im Kreis Teltow-Fläming

Als ländlicher Raum prägte den Kreis Teltow-Fläming vor der "Wende" eine hohe Zahl an Beschäftigungsverhältnissen in der landwirtschaftlichen Produktion. Die "Abwicklung" zahlreicher Betriebe verursachte nach 1990 nicht nur einen drastischen Beschäftigungsabbau im Agrarsektor, sondern auch im gesamten Dienstleistungsbereich. Mittlerweile ist die Landbevölkerung in hohem Maße von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Folgen davon sind die fortschreitende Entwertung von Bildungs- und Berufsqualifikationen, der Verlust von Selbstwertgefühl und soziale Isolation.

Das bürgerschaftlich organisierte Netzwerk "Menschen für Menschen" kann man als Reaktion auf die sozialen Veränderungsprozesse in der Region Teltow-Fläming verstehen. Es steht in vielerlei Hinsicht aber auch für den von Bürgerinnen und Bürgern selbsorganisierten Umgang mit dem dramatischen Strukturwandel in ländlichen Regionen Ostdeutschlands.

Das Engagement der Ehrenamtlichen dient auf institutioneller Ebene dazu, neue Projektinitiativen zu unterstützen, die sich z.B. der Beratung von Arbeitslosen und Suchtkranken widmen, Kinder- und Jugendarbeit leisten, sich für den Umweltschutz einsetzen oder kreative Tätigkeiten anbieten. Auf individueller Ebene hilft es arbeitslosen, älteren oder von Krankheit betroffenen Menschen, eine sinnstiftende Beschäftigung in persönlichen Krisenphasen zu finden.

Ansprechpartner:   Dialogpartner:
Arbeitslosenverband Deutschland
Landesverband Brandenburg e.V.
Projekt "Menschen für Menschen
in der Region Teltow-Fläming"
Ingrid Peter
Am Kreisbahnplatz 1
14913 Jüterbog
  Ingrid Peter
Ilona Specht

III. Bürgerschaftliches Engagement und Sozialstaat

1. Innovative Gemeindeentwicklung in der Gemeinde Weyarn

Bürgerschaftliches Engagement hat in der Kommune einen wichtigen Ort. Die bayerische Gemeinde Weyarn, Teilnehmerin am Projekt "Dorf 2000" im Rahmen der EXPO, ist nicht nur ein Beispiel für nachhaltige Gemeindeentwicklung, sondern zeigt auch, wie engagierte Bürgerinnen und Bürger in kommunale Planungen eingebunden werden können.

Der Prozeß der Dorferneuerung begann 1993 mit einer großen "Bürgerwerkstatt". Thematische Arbeitskreise nahmen daraufhin einzelne Projekte in Angriff, unterstützt durch Fortbildungen und Fachleute. Die Umsetzung des 1997 fertiggestellten Dorferneuerungsplans erstreckt sich bis heute.

Ein Beispiel für ehrenamtliche Bürgerbeteiligung ist der Arbeitskreis Geschichte. Seine rund 25 Mitglieder organisieren Ausstellungen und Veranstaltungen und bestimmen mit, wenn es um die Nutzung historischer Orte geht. Die Gemeinde Weyarn hat es geschafft, durch die richtigen "Gelegenheitsstrukturen" bürgerschaftliches Engagement nachhaltig zu motivieren.

Ansprechpartner:   Dialogpartner:
Leonhard Wöhr
Arbeitskreis Geschichte
Gotzing 27
83829 Weyarn
  Leonhard Wöhr

2. Grund- und Hauptschule Stuttgart Degerloch

Wenn von bürgerschaftlichem Engagement die Rede ist, denkt man nicht unmittelbar an die staatliche Institution Schule. Wie man aber Schule in Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrern, Schülern, kommunalen Behörden und lokalen Unternehmen attraktiver und leistungsfähiger gestalten kann, zeigt die Stuttgarter Filderschule.

Kernbetreuungszeiten für jüngere Schülerinnen und Schüler, Schulsozialarbeit und Arbeitsgruppen erweitern die Leistungen der Schule. Freizeitangebote, die im Stadtviertel nicht vorhanden sind, können mit Hilfe bürgerschaftlichen Engagements zur Verfügung gestellt werden - Eltern beteiligen sich an einem Förderverein oder veranstalten eine Computer-AG, lokale Sportvereine bieten Schnupperkurse an.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Vorbereitung auf das Erwerbsleben. Im Rahmen des Modells "berufsfeldoffene Hauptschule" stellen örtliche Unternehmen Praktikumsplätze bereit, eine Arbeitsgruppe unterstützt Schüler bei Bewerbungen. So vermittelt bürgerschaftliches Engagement in der Schule weit über den Unterricht hinaus Kreativität, Kompetenz und Selbstwertgefühl - ein gerade an der Hauptschule besonders wichtiger Beitrag zur Integration in das Erwerbsleben.

Ansprechpartner:   Dialogpartner:
Helgard Woltereck
Schulleiterin der Filderschule
Leinfeldener Straße 61
70597 Stuttgart-Degerloch
  Ingo Dalcolmo
Helgard Woltereck

3. Mitternachtsveranstaltung/Sport

Der Sport ist ein wichtiger Bereich bürgerschaftlichen Engagements, in dem sich Millionen Bürgerinnen und Bürger engagieren. Aber gerade benachteiligte Jugendliche an sozialen Brennpunkten finden häufig nicht den Weg in den Sportverein. An diese und andere Jugendliche richtet sich das Projekt "Streetball Nights" der Berliner Sportjugend.

Das Besondere an diesem Projekt ist die ungewöhnliche Zeit und die ungewöhnliche Form. Am späten Abend, wenn Sporthallen normalerweise längst geschlossen sind, stellt die Berliner Sportjugend Spiel- und Trainingsmöglichkeiten in Trendsportarten zur Verfügung: Streetball und Inline-Skating ziehen auch Jugendliche an, die an den klassischen Vereinssportarten wenig Interesse haben.

Getragen wird das Projekt von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Berliner Sportjugend. Sie geben den Jugendlichen Tipps, stehen als Ansprechpartner zur Verfügung, betreuen Sportanlagen und Gerätschaften. Gerade benachteiligte Jugendliche finden in den "Streetball Nights" eine Möglichkeit der Freizeitgestaltung, die ihre Bedürfnisse anspricht. Über die Vereinsarbeit hinaus leistet bürgerschaftliches Engagement hier ein Stück sozialer Integration.

Ansprechpartner:   Dialogpartner:
Rainer Brandy
Berliner Sportjugend
Jesse-Owens-Allee 2
14053 Berlin
  Heiner Brandi
Antje Herzog
Quelle: http://www.bundestag.de/parlament/kommissionen/archiv14/enga/enga_pro
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