Fragen- und Sachverständigenkatalog
für die öffentliche Anhörung der Enquete-Kommission "Globalisierung der Weltwirtschaft - Herausforderungen und Antworten" am Montag, dem 12. Februar 2001 zum Thema
"Arbeit ohne Grenzen - Die Auswirkungen und Herausforderungen der Globalisierung auf Arbeit und Qualität der Arbeit"
1. Globale und regionale
Beschäftigungstrends und Beschäftigungsaussichten -
Globalisierung, technischer Wandel und Nachfrage
nach qualifizierter Arbeit
Referent: Dr. Werner Sengenberger
(ILO),
Co-ordinator, ILO Decent Work Pilot Programme
- Wo liegen für die ILO die entscheidenden Herausforderungen der Globalisierung im Hinblick auf technischen Wandel und der Nachfrage bzw. Schaffung von Arbeitsplätzen (bei qualifizierter Arbeit bzw. nichtqualifizierter Arbeit, Qualifikationsentwicklung, Arbeitsplatzsicherheit und Beschäftigungsrisiko, geschlechtsspezifische Diskriminierung, Arbeit von Kindern und Jugendlichen)? Wo liegen die Schwerpunkte und strategischen Ansätze der ILO?
- Wie hat sich die Beschäftigung weltweit entwickelt? Welches sind die globalen Trends bei Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und informeller Arbeit vor dem Hintergrund der weltweiten ökonomischen Umstrukturierungsprozesse? Welches sind die regionalen Trends (Transformationsländer, Lateinamerika, Karibik Asien und Afrika, große Industrieländer)? Welche der Veränderungen auf den Arbeitsmärkten sind auf nationale bzw. regionale strukturelle Veränderungen zurückzuführen, welche sind Globalisierungsfolgen? Welche Rolle spielen die Tarifparteien in den verschiedenen Regionen insbesondere in Bezug auf die Globalisierungsprobleme?
- Wie war insbesondere die Entwicklung des formellen Sektors, des informellen Sektors und der Frauenbeschäftigung? Wie sind die Beschäftigungs- und Eingliederungschancen in den formellen Sektor von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im informellen Sektor und als zu Problemgruppen gehörig (z. B. Langzeitarbeitslose, Jugendliche, Mädchen und Frauen ohne Ausbildung, Behinderte und Kranke)? Wo sieht die ILO die größten Herausforderungen und welches sind ihre grundlegenden Ziele und zentralen Strategien?
Referent: Kari Tapiola
(ILO),
Executive Director for Fundamental Principles and Rights at
Work
- Welche Argumente sprechen für bzw. gegen soziale Mindeststandards und wie sind diese zu bewerten? Wo liegen die wesentlichen Ansätze für ein allgemein akzeptiertes soziales Mindestniveau (Arbeits- und Sozialstandards, Arbeitsmarktregulierungen, best practices etc.)? Wie lassen sich die sozialen Mindeststandards in eine globale Entwicklungsstrategie einbetten? Welche Ziele und Strategien verfolgt die ILO hierzu und wo liegen ihre Arbeitsschwerpunkte? Welche Maßnahmen wurden von der ILO eingeleitet?
- Welche Erfahrungen sind bei der Durchsetzung der für die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen grundlegenden Arbeits- und Sozialstandards bisher gemacht worden? Was ist die Rolle der verschiedenen Beteiligten - nationale Ebene mit Regierungen und Sozialpartnern und die internationale Ebene mit den internationalen Organisationen (ILO, WTO, IWF, Weltbankgruppe) - und wie kann das Zusammenspiel dieser verschiedenen Ebenen und Akteure verbessert werden? Inwieweit können transnationale Unternehmen eine Vorreiterrolle für die soziale und ökonomische Entwicklung spielen (insbesondere durch firmenbezogene Verhaltenscodizes)? Wie können die Bedingungen für eine wirksame Implementierung von Arbeits- und Sozialstandards verbessert werden?
- Welche Rolle spielt Globalisierung, technischer Wandel und Nachfrage im Hinblick auf qualifizierte und unqualifizierter Arbeit? Wie ist der Einfluß von Erziehung und Ausbildung/Weiterbildung auf Wettbewerbsfähigkeit, wirtschaftliches Wachstum und Qualität des Lebens zu bewerten? Welche Rolle spielt dabei der Themenbereich Frauen und Ausbildung?
Referent: John P. Martin
(OECD),
Director for Education, Employment, Labour and Social Affairs
- Welche Rolle spielt Globalisierung im Hinblick auf technischen Wandel und Nachfrage nach qualifizierter bzw. unqualifizierter Arbeit? Wie ist der Einfluß von Erziehung und Ausbildung/Weiterbildung auf Wettbewerbsfähigkeit, wirtschaftliches Wachstum und Qualität des Lebens zu bewerten? Welche Rolle spielt dabei der Themenbereich Frauen und Ausbildung?
- Gibt es einen Zusammenhang zwischen Regulierung von Arbeitsmärkten und Beschäftigung? Gibt es empirische Evidenz darüber, dass die weltweite Standortkonkurrenz generell zu Verschlechterungen der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen führt (race to the bottom)? Gibt es regionale Unterschiede und sind auch Auswirkungen innerhalb einzelner Regionen und Ländern erkennbar? Welche Rolle spielen dabei die Arbeits-und Sozialstandards (Zusammenhang zwischen Standards, Handel und wirtschaftlicher Entwicklung)? Wie schätzen Sie die in vielen Ländern unternommenen Deregulierungsbemühungen ein? Wie hat sich die Deregulierung auf den Arbeitsmärkten in den einzelnen Ländern auf die Förderung der Beschäftigung ausgewirkt? Wie bewertet die OECD Argumente für oder gegen soziale Mindeststandards und welche Position zu core labour standards wird in den Verhandlungen vertreten?
- Welche Erfahrungen sind bei der Durchsetzung der für die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen grundlegenden Sozialstandards bisher gemacht worden? Was ist die Rolle der verschiedenen Beteiligten - nationale Ebene mit Regierungen und Sozialpartnern und die internationale Ebene mit den internationalen Organisationen (ILO, WTO, IWF, Weltbankgruppe) - und wie kann das Zusammenspiel dieser verschiedenen Ebenen und Akteure verbessert werden? Inwieweit können transnationale Unternehmen eine Vorreiterrolle für die soziale und ökonomische Entwicklung spielen (insbesondere durch firmenbezogene Verhaltenscodices)? Wie können die Bedingungen für eine wirksame Implementierung von Arbeits- und Sozialstandards verbessert werden?
- Gibt es Kalkulationen über die Kosten und Gewinne der Befolgung von Core-Labour-Standards? Wie können die Auswirkungen auf Beschäftigung, Beschäftigungsstruktur, die Lohnentwicklung und Lohndifferenzierung veranschlagt werden?
- Setzt die OECD ihre Arbeit zu "trade and labour standards" fort? Welche Schwerpunkte werden künftig festgelegt und was sind die Zielsetzungen der OECD?
Referent: Dr. Heiner Flassbeck, UNCTAD
- Wie haben sich die (Arbeits-)Einkommen und deren Differenzierung in den letzten Jahren verändert (Differenzierung zwischen und innerhalb der Volkswirtschaften; regionale Unterschiede)? Was sind die wesentlichen Ursachen dieser Veränderungen bei Löhnen und Einkommen? Welche Rolle spielen Regulierungen des Arbeitsmarktes für Beschäftigung und Einkommen?
- Welche Schlußfolgerungen für die Politik ergeben sich aus den globalen Einkommens-Ungleichheiten für die internationale und die nationale Ebene? Welcher Zusammenhang zeigt sich (insbesondere bei den LDC) zwischen Arbeitsmarktpolitiken und internationaler Entwicklungs- und Strukturpolitik?
- Welche Beschäftigungsfolgen ergeben sich durch Direktinvestitionen (FDI) in den Gast- und in den Herkunftsländern?
- Welche Rolle spielen die Tarifparteien in den verschiedenen Regionen insbesondere in Bezug auf die Globalisierungsprobleme?
- Welche Rolle spielt Globalisierung im Hinblick auf technischen Wandel und die Nachfrage nach qualifizierter bzw. unqualifizierter Arbeit? Wie ist der Einfluß von Erziehung und Ausbildung/Weiterbildung auf Wettbewerbsfähigkeit, wirtschaftliches Wachstum und Qualität des Lebens zu bewerten? Welche Rolle spielt dabei der Themenbereich Frauen und Ausbildung? Wie sind die Beschäftigungs- und Eingliederungschancen für den Zugang zum formellen Sektor von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus dem informellen Sektor und als zu Problemgruppen gehörig zu bewerten (z. B. Langzeitarbeitslose, Jugendliche, Mädchen und Frauen ohne Ausbildung, Behinderte und Kranke)?
- Welche Erfahrungen sind bei der Durchsetzung der für die
Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen grundlegenden
Sozialstandards bisher gemacht worden? Gibt es Kalkulationen
über die Kosten und Vorteile der Befolgung von
Core-Labour-Standards?
2. Soziale Dimension der
Arbeitnehmermobilität - Nationale und internationale
Regelungen zum grenzüberschreitenden
Verkehr von Arbeitskräften
und Einwanderung
Referent: Hans-Dieter Lorenz
(IOM),
Leiter der Verbindungsstelle International Organization for
Migration Berlin
- Was sind die wesentlichen Trends im grenzüberschreitenden Verkehr von Arbeitskräften und arbeitsbezogener Migration und wie lassen sich diese hinsichtlich Umfang und Ausmaß von der Migrationsentwicklung insgesamt abgrenzen und unterscheiden (Herkunfts- und Zielländer, demographische und geschlechtsspezifische Aspekte, Formen und Umfang der Migration)? Welches sind dabei die grundlegenden Ziele und zentralen Strategien der IOM und anderer multilateraler Organisationen?
- Wie hat die Globalisierung die regionalen Problemfelder im Hinblick auf den grenzüberschreitenden Verkehr von Arbeitskräften und Einwanderung verändert und welcher Problemdruck wurde hierdurch erzeugt (z. B. demand-driven systems oder supply-driven systems; Dauer der Migration; Bildungs- und Ausbildungsaspekte; geschlechtsspezifische Dimension; legale und illegale Einwanderung; Rolle der projektgebundenen Mobilität)?
- Welches sind die westlichen nationalen und internationalen Regulierungsbereiche zum grenzüberschreitenden Verkehr von Arbeitskräften und Einwanderung? Wo liegt der wesentliche politische Handlungs- und Regelungsbedarf?
- Welche Probleme ergeben sich aus einer freizügigen
Migration der Arbeitskräfte – gibt es hier eine
spezielle EU-, bzw. USA-Problematik? Welche Konsequenzen haben
Wanderungen auf die nationalen sozialen Sicherungssysteme,
insbesondere im Rahmen der Erweiterung der Europäischen
Union?
3. Kommentare der Bundesregierung zum Thema Arbeit ohne Grenzen
Referenten: |
MR Rolf Lehmann-Richter und VA Rolf
Eckermann, MinDir Dr. Wolfgang Ohndorf, |