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Bundestagspräsident Wolfgang Thierse betonte im Paul-Löbe-Haus vor zahlreichen Gästen, dass die Mitglieder der Weißen Rose versucht haben, "das Empfinden für Recht und Unrecht neu zu entfachen". Sie hätten für etwas gekämpft, das uns heute selbstverständlich erscheine, damals jedoch ein "außerordentliches, ja tödliches Wagnis" gewesen sei. "Beweist durch die Tat, dass ihr anders denkt", heißt es in einem Flugblatt der Weißen Rose. Und in diesem Sinne erinnerte Thierse daran, dass die "Demokratie nicht von bloßer innerer Haltung lebt, sondern vom Handeln".
„Das hätte Sophie Scholl gefallen“
Zivilcourage forderte auch Bundesfamilienministerin Renate Schmidt. Sie nannte die fremdenfeindliche Gewalt eine "Kampfansage an das demokratische Gemeinwesen" und freute sich besonders, dass eine Büste von Sophie Scholl jetzt neben Staatsmännern und Feldherren in der Walhalla steht, dem von 1830 bis 1842 erbauten Nationaldenkmal östlich von Regensburg. "Als Kultstelle für Rechte ist die Walhalla damit wertlos. Ich glaube, das hätte Sophie Scholl gefallen."
Bis zum 30. April gibt die Ausstellung im Paul-Löbe-Haus einen Überblick über den Widerstand der jungen Studenten und ihren Wirkungskreis in deutschen Städten. Auf Schautafeln werden die Mitglieder porträtiert, Inhalte der Flugblätter widergegeben und die Prozesse in Erinnerungen von Freunden und Aktenauszügen dokumentiert. Seit 2001 war die Ausstellung in 23 Städten zu sehen.
Über den Widerstand berichtete schließlich Franz J. Müller, ein ehemaliges Mitglied der Weißen Rose. Und auch darüber, wie sich das Bewusstsein für Recht und Unrecht in der Zeit ihrer humanistisch geprägten Schulbildung entwickelte. Er erinnerte auch an die Gefahren, mitten im Krieg 500 Briefe mit Flugblättern an deutsche Haushalte zu versenden. Franz J. Müller, der zwei Jahre in Haft saß, gründete 1987 mit Teilnehmern der Widerstandsgruppe und nahen Angehörigen der Hingerichteten die Weiße-Rose-Stiftung e. V., die die Ausstellung organisierte.
„Freiheit!“ als Parole
Zur Weißen Rose gehörten unter anderen Willi Graf (1918-1943), Christoph Probst (1919-1943), Alexander Schmorell (1917-1943), Hans Scholl (1918-1943) und Sophie Scholl (1921-1943) sowie der Philosophieprofessor Kurt Huber (1893-1943). In der Zeit von 1942 bis 1943 schrieben Hans Scholl und Alexander Schmorell die ersten von insgesamt sechs Flugblättern, mit denen sie gegen den NS-Staat argumentierten. Sie riefen zum Widerstand auf, berichteten über Verbrechen und vom verlorenen Krieg. An Münchner Gebäude schrieben sie Parolen wie "Freiheit!" und "Nieder mit Hitler".
Die Mitglieder der Weißen Rose wollten das öffentliche Schweigen durchbrechen und forderten ihre Mitmenschen auf, den Mantel der Gleichgültigkeit zu zerreißen. Umso erschreckender ist die Tatsache, dass es Hinweise aus der Bevölkerung waren, die zur Verhaftung und Ermordung von Mitgliedern der Weißen Rose führten. Die beiden Hauptprozesse am 22. Februar und am 19. April 1943 in München endeten mit sechs Todesurteilen und langjährigen Haftstrafen für die meisten anderen Angeklagten. Die Verhaftungen und Prozesse zogen sich noch bis 1945 hin.
Text: Heiko Fiedler-Rauer
Foto: Deutscher Bundestag
Ort: Westfoyer des Paul-Löbe-Hauses,
Konrad-Adenauer-Straße 1, Berlin-Mitte
Öffnungszeiten: Mo. 8 bis 16 Uhr, Di. bis Do. 8 bis 17 Uhr, Fr. 8 bis 14
Uhr
Information: (0
30) 22 73 21 43
Weitere Informationen unter www.weisse-rose-stiftung.de