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Ablagen

Ablagen sind verräterisch. Sie geben preis, was jemand braucht und mag, nicht missen will und nicht vergessen darf. Sie sagen einiges über die Person, die sich ihrer bedienen, und sie geben Hinweise darauf, womit sich diese Person befasst. Abgeordnete, so denkt man, sollten also ähnlichen Prinzipien des Ablegens folgen. Schließlich machen sie alle Politik. So ist es aber nicht. Was zu den Akten kommt und vor allem, wie es zu den Akten kommt, was gesammelt wird und griffbereit sein muss, folgt in den Büros der Abgeordneten ganz unterschiedlichen Absichten. Manche mögen, trotz ‚Pragmatismus’, einen schönen Anblick nicht missen. Sie legen Wert auf die kleinen Dinge, die erinnern und fröhlich stimmen.

Bild: Ordnerrücken mit der Aufschrift: Olymp. Spiele 2012
Bild: Wandregal voller Akten
Bild: Eine Reihe schmaler Broschüren

So gerät ein Teddybär zwischen Leitzordner, ein Foto neben die Umlaufmappen, ein Survival-Kit zu den Gesetzestexten. Andere halten strenge Systeme für die beste Arbeitsgrundlage. Gleiche Farben für ähnliche Themen, chronologische Ablagen, Verzeichnisse und Unterverzeichnisse ordentlich auf die Rückseiten von Ordnern notiert. Ablagen sind Rettung vor der Not und Hilfe für den Ernstfall. Die kann auch in einem zweiten Paar Schuhe bestehen. Oder in einem Foto, bei dessen Anblick man einen kurzen Moment der Ruhe empfindet. Doch rechts und links davon stapelt sich erledigte und zu leistende Arbeit, gesammeltes und nützliches Wissen. Der wahre Inhalt einer jeden Ablage also.

Bild: Stöckelschuhe im Ablageregal eines Büros des Bundestages
Bild: Volles Ablageregal in einem Büro des Bundestages
Bild: Tasse mit aufgemalten Gesicht

Text: Kathrin Gerlof
Fotos: studio kohlmeier
Erschienen am 17. August 2005


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