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Die nächste Etappe

Bild: Wolfgang Thierse
Vizepräsident Wolfgang Thierse (SPD).

Bild: Saaldienerin mit Wahlurne
Saaldienerin mit Wahlurne bei der Konstituierung.

Begegnungen im Parlamentsviertel

An einem sonnigen Herbsttag startet der Bundestag in seine – seit dem Beginn im Jahre 1949 – mittlerweile schon 16. Gesetzgebungsperiode. Schon eineinhalb Stunden vor Beginn der konstituierenden Sitzung ist im Reichstagsgebäude Betrieb. Besuchergruppen werden am Eingang kontrolliert, Pressesprecher Hans Hotter hilft in der Nähe des Osteingangs Kameraleuten, die sich auf ihren Einsatz vorbereiten. Am Fahrstuhl wartet Wolfgang Thierse, der in wenigen Stunden sein Amt abgeben wird. „Ein wenig elegisch“ sei er an diesem Tag schon, gesteht er. Schließlich habe er als Präsident „sieben gute Jahre im deutschen Parlament“ erlebt.

In der Lobby liegen die Anwesenheitslisten aus. Auch Annette Schavan, designierte Ministerin und eines der 163 neuen Mitglieder des Bundestages, sucht ihren Namen und trägt sich ein. Sie sei gespannt und neugierig, wie die nächsten vier Wochen verlaufen werden, meint sie. Sie hoffe, dass sie und ihre Kollegen in Parlament und Regierung es schaffen werden, bei den Bürgern „Mutlosigkeit und Skepsis gegenüber der Politik“ abzubauen.

Mallorca-Effekt?

Vor der ersten Plenarsitzung kommt die CDU/CSU-Fraktion zusammen. Ihre Kandidaten für das Präsidium müssen nominiert werden. Bildjournalisten warten auf der Fraktionsebene auf die Politiker. Für Thomas Köhler, der für eine Bildagentur arbeitet, geht es heute eher um eine Routineaufgabe. Er betrachtet sie ein wenig als Generalprobe für den Tag, an dem die Kanzlerin vereidigt wird.

Die Sitzung rückt näher, im Plenarsaal haben die ersten Parlamentarier schon Platz genommen. Einer ihrer Kollegen, der erst noch in Ruhe einen Kaffee trinkt, bemerkt mit spitzer Zunge: „Das ist der Mallorca-Effekt – sich morgens als Erster einen Platz sichern.“

Die Saaldienerinnen und Saaldiener erhalten letzte Instruktionen. Seit der Wahl haben sie versucht, sich die Gesichter und Namen der neuen Abgeordneten einzuprägen. Platzmeister Antonius Müller trägt neben den Schriftführern die Verantwortung, dass bei den bevorstehenden Wahlgängen alles reibungslos läuft. Er berichtet, schon am Vortag habe es eine Besprechung mit den Schriftführern gegeben, von denen ja auch einige neu sind. Und damit nichts vergessen wird, ist Müller bestens präpariert. Er sagt: „Ich habe alles schriftlich hier, zum Beispiel wie lange der Alterspräsident redet und der neue Präsident.“ Auch die Saaldiener, die offiziell Plenarassistenten heißen, haben Unterlagen mit Fotos der Neuen bekommen. So kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Informierte Bürger

Während später im Plenarsaal der erste Wahlgang beginnt, beantworten im Infomobil des Bundestages draußen vor dem Reichstagsgebäude Mitarbeiter der öffentlichkeitsarbeit des Parlaments Fragen von Bürgern und verteilen Informationsmaterial. Sie haben gut zu tun. In einigen Bundesländern sind noch Herbstferien und entsprechend zahlreich sind die Touristen, die sich hier über das deutsche Parlament unterrichten wollen.

Sylvia Bachmann verteilt Prospekte in verschiedenen Sprachen und bemerkt, wie gut informiert die meisten Bürger sind, die dem Bus einen Besuch abstatten. „Menschen, die Vorbehalte gegenüber der Politik haben, die kommen erst gar nicht her.“ Ihr Kollege Michael Kresin meint, eigentlich toure der Bus ja durch Deutschland, doch habe man wegen der im Wahlkampf gebotenen Zurückhaltung eine Pause in Berlin eingelegt.

Fotos: Deutscher Bundestag
Erschienen am 01. Dezember 2005


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