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09/2001
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Serie

"Die neuen Parlamentsbauten bilden eine Einheit in Vielfalt"

Herr Dr. Kansy, ist der Deutsche Bundestag ein guter Bauherr?

Das galt es zu beweisen mit dem Bau des Parlamentsviertels in Berlin. Bauten wirken ja auf Menschen und geben eine Antwort auf die Frage, wie wir uns eigentlich als Parlament in dieser Stadt, in diesem Land sehen. Unser Ziel war, weder luxuriös noch pompös zu bauen, aber würdig und angemessen für ein Verfassungsorgan. Ich finde, dass uns dies gelingt. Das umgebaute Reichstagsgebäude, die Einbindung des Jakob-Kaiser-Hauses östlich davon in die Strukturen des Dorotheenviertels und die spreeübergreifende moderne Kombination Paul-Löbe-Haus und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus im Norden bilden eine Einheit in Vielfalt und tragen die individuellen Handschriften der Architekten. In Bonn gab es 53 verschiedene Liegenschaften, in Berlin werden wir ein Parlament der kurzen Wege haben.

Interview mit dem Vorsitzenden der Baukommission, Dietmar Kansy.
Interview mit dem Vorsitzenden
der Baukommission,
Dietmar Kansy.

Liegt das an der Größe der Stadt, zwingt die einem solche Pläne auf?

Eher daran, dass man sich eben sehr ernsthaft und intensiv mit der Frage beschäftigt hat, wie sich der Deutsche Bundestag in dieser Stadt versteht, als Bauherr zwischen den mächtigen Bauten des Kommerz, zwischen den Kirchen und prachtvollen Hinterlassenschaften von Königen und Fürsten oder den weniger prachtvollen zweier Diktaturen. Um Antworten auf diese Fragen mussten wir uns alle bemühen, wenn das, was wir vorhatten, gut werden sollte.

Eine Kommission, die einen Parlamentsneubau planerisch zu begleiten, zu lenken und zu leiten hat, steht im Rampenlicht. Einige Bauten sind nicht zum Termin fertig geworden.

Waren die Zeitpläne falsch?

Es war für uns alle ein Tiefschlag, als sich im April innerhalb von vier Wochen der Fertigstellungstermin für das Jakob-Kaiser-Haus um vier Monate verschob. Und es ist zu prüfen, ob wir mit der Gründung der Baugesellschaft in dieser Form die beste Konstruktion für solch ein großes Projekt gefunden haben, obwohl diese Gesellschaft in vieler Hinsicht sehr wichtig für die schwierige Arbeit war. Zu bedenken ist natürlich, dass hier hunderte verschiedene Firmen, kleine und große, zusammengeführt werden müssen und dass manche Schwierigkeit wirklich erst während des Baugeschehens entsteht. Man kann nicht alles vorhersehen bei einem so einmaligen Projekt. Zum ersten – und wahrscheinlich auch letzten Mal – baut eine politische Generation zweimal ihren Bundestag. Das ist wirklich eine große Herausforderung.

Was war denn bislang für Sie der schönste Augenblick in dieser nun zehnjährigen Amtsperiode als Kommissionsvorsitzender?

Der Tag, an dem das Reichstagsgebäude mit seiner neuen Kuppel übergeben wurde. Über den Bau dieser Kuppel wurde in der Kommission mit einer Stimme Mehrheit abgestimmt. Wir hatten so viel diskutiert, so viele Pläne und Entwürfe gesehen. Wenn ich bedenke, dass heute drei Millionen Besucher in einem Jahr in diese Kuppel kommen, ist das ein wunderbares Gefühl. Ein anderer Moment war, als wir dem Architekten sagten, bloß keine grauen Sitzbezüge im Plenarsaal, kam er eines Tages mit einer blauen Krawatte zu mir. Sie war aus dem Stoff der neuen Sitzbezüge gemacht – Reichstags-Blau nenne ich diese Farbe jetzt.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2001/bp0109/0109105a
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