Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 43 / 18.10.2004
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Bert Schulz

Königin Margrethe II.

Im Porträt:

Wer sich auf die Suche nach dem Idealtyp eines Monarchen macht, wird bald - zumindest in Europa - bei ihr landen: Margrethe II. von Dänemark ist eine gebildete Frau, geliebt von ihrem Volk, verteidigt von den heimischen Medien, aber zurückhaltend, sicherlich ein wenig unangreifbar, aber würdevoll, und sie hat Profil. Letzteres zeigt sie immer wieder bei der Verteidigung ihres bekanntesten Lasters: Die Königin raucht leidenschaftlich gerne und viele Zigaretten - und sie steht dazu. "Rauchen ist eine private Angelegenheit", ist ihre klassische und lapidare Antwort auf die regelmäßig gestellte Frage nach einem eventuellen Ende ihres Tabakkonsums. Als ihre griechische Lieblingsmarke wegen verschärfter EU-Grenzwerte plötzlich nicht mehr öffentlich verkauft werden durfte, wurde eine "spezielle, den Zoll und Ihre Majestät zufriedenstellende" Lieferung arrangiert, berichtet der Hoflieferant.

Als Rauchen noch nicht so teuer und gesellschaftlich geächtet war, berichtete die Presse lieber über die künstlerische Ader von Margrethe II. Die am 16. April 1940 geborene heutige Königin hat in jungen Jahren Kostüme entworfen und als Innenarchitektin das Londoner Büro eines dänischen Handelhauses gestaltet. Sie hat (unter Pseudonym) Bücher aus dem Französischen ins Dänische übersetzt - unter anderem ein Roman von Simone de Beauvoir - und illustriert - unter anderem Werke des Fantasy-Autors Tolkien und von Hans-Christian Andersen. Zudem malt sie leidenschaftlich gerne, vor allem großformatige Bilder dänischer Landschaften.

Überhaupt galt und gilt die Königin als die "am besten ausgebildete Regentin Europas". Sie studierte ein Jahr Rechts- und Staatswissenschaften an der Sorbonne in Paris, anschließend Geschichte, Jura und Volkswirtschaft in Aarhus und Kopenhagen, um schließlich an den britischen Eliteuniversitäten Cambridge und der London School of Economics die Kniffe des Völkerrechts und der Wirtschaftswissenschaften, sowie, aus purer Leidenschaft, der Archäologie zu lernen.

1967 heiratete sie den französischen Diplomaten Graf Henri de Laborde de Monpezat, den sie in London kennen gelernt hatte. Mit ihm hat sie zwei Söhne. Am 14. Januar 1972 bestieg sie, nachdem ihr Vater nach kurzer Krankheit gestorben war, als Margrethe II. den Thron. Ihre Namensvorfahrin Margrethe I. war sechs Jahrhunderte zuvor Herrscherin, aber nie offiziell Königin gewesen.

In "aller Bescheidenheit", wie sich die dänische Königin gerne selbst und mit einem ordentlich Hauch Understatement darstellt, habe sie seitdem ihre Pflicht erfüllt. Dennoch nutzt sie ihre traditionellen Neujahrsansprachen bisweilen, um auch in politischen Dingen deutlich Position zu beziehen. Skandale um das Herrscherhaus sind außerordentlich selten, wofür auch die mehr als loyale Presse sorgt.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2005.