Das Parlament
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Das Parlament
Nr. 04 / 24.01.2005
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Ines Gollnick

Auf dem Weg zum Glauben

Weltjugendtag wird größte kirchliche Veranstaltung in Deutschland werden
Bilder üben Faszination aus. 2005 wird ein betagter, gebrechlicher Mann die Jugend der Welt treffen und sie wird ihm zujubeln. Papst Johannes Paul II. wird im August nach Deutschland kommen, um zusammen mit rund 800.000 Teilnehmern den XX. Weltjugendtag (WJT) zu feiern. Der WJT ist zwar eine Initiative der Katholischen Kirche, aber für alle Teilnehmer offen. Neben den jungen Teilnehmern aus aller Welt, die überwiegend zwischen 16 und 30 Jahren sein werden, werden außerdem 600 Bischöfe und 4.000 Journalisten erwartet. Ein Mammutevent - die größte kirchliche Veranstaltung, die es je in Deutschland gegeben hat. Höhepunkt wird der zentrale Gottesdienst auf dem Gelände Marienfeld in Frechen bei Köln sein.

Die katholische Kirche erhofft sich durch den WJT vor allem geistliche Impulse für die Kirche in Deutschland und der ganzen Welt. Zwar stehe die Jugend im Mittelpunkt, ebenso zentral seien aber auch geistliche Themen wie die Gottesfrage und die Frage der Anbetung, sagte der Sekretär des Päpstlichen Rates für die Laien, Bischof Josef Clemens, kürzlich zum Abschluss der Internationalen Vorbereitungskonferenz.

Wie auf den vorherigen Jugendtagen wird auch im August in Köln der Papst das Gespräch mit den Jugendlichen suchen. "Er kann gut zuhören und liebt es, von Jugendlichen zur Diskussion angestachelt zu werden", so Bischof Josef Clemens. Neben seiner Teilnahme an der Willkommensfeier, der Vigil, also der "Nachtwache" in der letzten Nacht des Weltjugendtages, und der Abschlussmesse wird Papst Johannes Paul II. auch zum Schrein der Heiligen Drei Könige in den Kölner Dom pilgern. Die Heiligen Drei Könige geben auch die Botschaft des WJT: "Wir sind gekommen, um ihn anzubeten." Eine Massenzusammenkunft birgt die Gefahr, von den Jugendlichen als Masse zu sprechen. "Das darf uns nicht passieren", unterstrich Erzbischof Stanislav Rylko, Präsident des Päpstlichen Rates für die Laien. "Die Jugendlichen sind nicht eine anonyme Masse, sondern ein individuelles Volk Gottes hier auf Erden." Sie sollen sich auf ihrem Weg durch Köln an Vorbildern des Glaubens orientieren können, die jeweils auch ein Individuum waren, so die Heilige Ursula oder der Heilige Albertus Magnus.

Drei Tage lang können die Pilger und Pilgerinnen den Dom besuchen. Dafür bleibt er bis tief in die Nacht geöffnet, damit jeder Pilger genügend Zeit für die Stätte der Anbetung hat. Ein Ausnahmezustand in Kölns berühmten Gotteshaus, denn auch die Bänke müssen dafür komplett geräumt werden.

Zurzeit werden Gottesdienste, Katechesen und Pilgerwege detailliert geplant. Auch evangelische und orthodoxe Kirchen sowie muslimische und jüdische Gemeinschaften haben sich bereit erklärt, Räume für die Veranstaltung zu Verfügung zu stellen. Der WJT wird international zusammen gesetzt sein, was von den Veranstaltern angesichts der Auseinandersetzung und der Bedrohung durch den fundamentalistischen Islam auch so gewollt wird und seinen besonderen Wert hat.

In den Kölner Messehallen werden unter anderem ein Beicht- und ein Anbetungszentrum eingerichtet. 16 Kölner Innenstadtkirchen sowie jeweils zwei Gotteshäuser in Bonn und Düsseldorf werden zu "geistlichen Zentren", in denen Besucher beten, meditieren und ausruhen können.

Die Geschichte der Weltjugendtage begann in der Karwoche 1985, also vor 20 Jahren. 260.000 Jugendliche waren in Rom zusammengekommen, um gemeinsam zu beten, Anstöße für ihr geistliches Leben zu bekommen und so ihren Glauben zu stärken. Jugendtage finden seither jedes Jahr am Palmsonntag statt, entweder in einzelnen Bistümern oder als großes internationales Treffen wie 1995 in Manila, 1997 in Paris, 2002 in Toronto oder dieses Jahr in Köln. Der Etat des diesjährigen Weltjugendtages ist mit rund 90 Millionen Euro veranschlagt. 40 Prozent davon sollen durch Teilnehmerbeiträge erwirtschaftet werden. Weitere 30 Prozent kommen von der Katholischen Kirche Deutschlands, 15 Prozent aus öffentlichen Haushalten und die restlichen 15 Prozent sind Spenden, Einnahmen aus Sponsoring und Merchandising, also aus dem Verkauf von Werbemitteln wie T-Shirts und Aufkleber.

Welchen Sinn macht es überhaupt, so viele Menschen zur gleichen Zeit zusammenzubringen, um ein Fest des Glaubens zu feiern, sozusagen ein globales Glaubensbekenntnis zu leben? Eine Antwort gibt der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Schon auf der internationalen Vorbereitungskonferenz forderte er die Teilnehmer auf, wie Jesus auf seinem Weg von Nazareth nach Karfanaum mit ihrem Glauben aus der Verborgenheit in die Öffentlichkeit zu gehen. Beim Weltjugendtag könnten die Jugendlichen aus aller Welt "die Nähe des Reiches Gottes, die Nähe Gottes selbst spüren". "Sie erfahren: Wir sind aus Gott und können mit der Welt positiv und kritisch zugleich umgehen, können ihre Zukunft als Baumeisterinnen und Baumeister mitbauen, wozu der Heilige Vater ja immer wieder ermutigt", so Bode.

Aber die Organisatoren müssen neben der Erörterung geistlicher Fragen auch darüber reden, wie überhaupt eine reibungslose Mobilität aller Pilger gelingen kann, wo auf dem Gelände für den Abschlussgottesdienst welche Wege angelegt werden müssen. Derzeit kümmern sich die Mitarbeiter des Weltjugendtagsbüros in der Gereonstraße in Köln vor allem um die Logistik. Es werden noch rund 60.000 private Schlafplätze in Köln und Umgebung gebraucht. Und mit rund 8.000 Freiwilligen, die sich bisher angemeldet haben, ist noch nicht einmal die Hälfte der benötigten 20.000 freiwilligen Helfer erreicht.

Am 24. Januar werden Kölner Jugendliche in Berlin eintreffen, im Gepäck das Weltjugendtagskreuz, ein überdimensionales Holzkreuz. Weltjugendtag und Politik begegnen sich, denn die Jugendlichen übergeben im Reichstag das Jugendtagskreuz an Studierende des Forums Hochschule und Kirche. Es bleibt für ein paar Tage in der Hauskapelle. "Kreuzbewegt" ist die Reise des Jugendtagskreuzes überschrieben. Es meint zweierlei: zum einen wird das WJT-Kreuz von Jugendlichen getragen. Zum anderen berührt das Symbol der Christenheit innerlich, soll etwas in den Menschen bewegen, denn es steht für das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesus Christus.

Informationen im Internet:

www.wjt2005.de

www.bdkj-magnifikat.de

Es werden noch Freiwillige gesucht. Sie müssen die Bereitschaft mitbringen, zwei Wochen im August in Köln zu arbeiten, außerdem müssen sie Deutsch und Englisch sprechen und mindestens 18 Jahre alt sein. Ihr Engagement wird ihnen als Freiwilliges Soziales Jahr anerkannt. Eine mehrsprachige Pilgerhotline unter 02 21/4 92 00 50 informiert alle Interessierten.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2005.