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Juli 02/1998
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Ostdeutsche Produkte noch besser vermarkten

(wi) Unternehmen aus den neuen Bundesländern müssen noch stärkeres Gewicht auf Werbung und Marketing legen, um ihre Produkte besser verkaufen zu können. Dies ist eine der Schlußfolgerungen, die der Wirtschaftsausschuß am 15. Juni nach einer gemeinsamen öffentlichen Sitzung mit Vertretern der Bundesregierung, der ostdeutschen Landesregierungen und der Wirtschaft zog. Im Mittelpunkt der Veranstaltung im Kongreßzentrum der Leipziger Messe standen Fragen der Absatz-, Export- und Messeförderung, um die Unternehmen auf den In- und Auslandsmärkten stärker zu etablieren.
Hans Haupt vom Deutschen Industrie- und Handelstag berichtete, daß 80 Prozent der Hersteller von Konsumgütern in den neuen Ländern künftig mit besseren Produktionszahlen als bisher rechnen. Der Absatz aus Ostdeutschland in die alten Länder weise in jüngster Zeit eine steigende Tendenz auf. Haupt stellte fest, daß ostdeutsche Produkte im Nahrungsmittelbereich relativ gut im Geschäft seien, die "Misere" sich dagegen eher im Bereich außerhalb der Nahrungsmittel (Non-food) zeige. Haupt empfahl, Geschäftsbeziehungen zu Einkaufskooperationen und zu Systemanbietern aufzunehmen. Einen Markenartikel aufzubauen sei sehr teuer und zeitaufwendig, was Helmut Schacher, Geschäftsführer der Bad Kösener Spielzeug GmbH, bestätigte. Das 1992 privatisierte Unternehmen mit 66 Mitarbeitern lege höchsten Wert auf die Entwicklung eines Markennamens und auf die Präsenz auf den Weltmärkten, sagte Schacher. Schrittweise soll ein weltweites Vertriebsnetz aufgebaut werden.

Marktzutritt erleichtern

Norbert Irsch von der Kreditanstalt für Wiederaufbau gab zu überlegen, ob nicht Institutionen geschaffen werden sollten, die kleinen und mittleren Unternehmen den Marktzutritt im Ausland erleichtern, beispielsweise Deutsche Häuser oder Büro- und Gewerbeparks. Einen zusätzlichen förderpolitischen Handlungsbedarf sah Irsch nicht. Die bestehenden Fördermaßnahmen benötigten Zeit, um gesamtwirtschaftlich stärker spürbar zu werden.
Jürgen Bauer, Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiative Deutschland e.V., diagnostizierte einen häufigen Mangel an Problembewußtsein bei ostdeutschen Anbietern. Es werde zu wenig das Gespräch mit dem potentiellen Geschäftspartner gesucht. Die Auslandsaktivitäten nähmen aber "erfreulich zu". Kleine Unternehmen müßten die regional vorhandenen Strukturen stärker nutzen. Nach Angaben von Hermann Kresse vom Ausstellungs- und Messeverband der Deutschen Wirtschaft kamen 1997 21 Prozent der deutschen Firmen, die an Auslandsmessen teilnahmen, aus den neuen Ländern.
Der Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Rudi Geil, berichtete, daß die Exportquote der neuen Länder 1997 bei 14,7 Prozent und der alten Länder bei 33,1 Prozent gelegen habe. Den Anteil der neuen Länder an den deutschen Gesamtexporten bezifferte er auf 5,8 Prozent.
Harald Jodeit von der Jenauer Schmelztechnik Jodeit GmbH hält branchenspezifische Vertriebsniederlassungen im Ausland für vielversprechend, nachdem unter anderem der sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer die Errichtung eigener Landeshäuser zur Exportförderung im Ausland aus Kostengründen abgelehnt hatte.
Die Idee eines "Bündnisses für Aufträge" durch die Bildung von Firmenpools griff der Ausschuß auf. Man wolle mit den Unternehmen sprechen, wie diese Idee mit Leben erfüllt werden könnte, erklärte der Ausschußvorsitzende Friedhelm Ost (CDU/CSU). Was Akquisition, Kundenwerbung und Marketing angehe, sei noch vieles zu verbessern. Die ostdeutschen Unternehmen sollten bei internationalen Messen in Deutschland sowie bei Auslandsmessen präsent sein. Hermann Pohler (CDU/CSU) warnte davor, auf einer Messe ostdeutsche Anbieter in bestimmten Hallen zu konzentrieren, und Sabine Kaspereit (SPD) plädierte dafür, die Bevölkerung zu motivieren, ostdeutsche Produkte nachzufragen.

Absatz fördern

Auf Empfehlung des Wirtschaftsausschusses vom Vortag (13/11167) hat der Bundestag am 24. Juni einen Antrag der Koalition (13/9385) angenommen, in dem die Regierung aufgefordert wird, den Absatz ostdeutscher Produkte weiterhin zu fördern. Die Länder sollten die Absatzanstrengungen ostdeutscher Unternehmen unterstützen. Mehrheitlich abgelehnt wurde dagegen ein gemeinsamer Antrag von 53 Abgeordneten von CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und F.D.P. (13/8080). Darin werden Bundesregierung, Landesregierungen und Handel aufgerufen, den ostdeutschen Unternehmen Chancengleichheit beim Markteintritt einzuräumen und den Absatz von Nahrungsmittelprodukten aus den neuen Ländern über das bisherige Maß hinaus zu fördern.
Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1998/bp9802/9802063
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