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Juli 02/1998
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Kunst für die Bundestagsneubauten

Bundestagspräsidentin Süssmuth eröffnet Ausstellung mit den Ergebnissen der Kunstwettbewerbe

Die Kunstwettbewerbe zu den Neubauten des Bundestages in Berlin sind jetzt im wesentlichen abgeschlossen, nachdem auch der Kunstwettbewerb zum Paul-Löbe- und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus mit Empfehlungen des Preisgerichts abgeschlossen wurde.
Süssmuth
Die Modelle, die die Künstler für den Kunstwettbewerb zum Paul-Löbe- und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus eingereicht haben, werden in einer Ausstellung der Bundesbaugesellschaft Berlin gezeigt, zusammen mit den Modellen der Preisträger aus dem bereits im November 1997 entschiedenen Kunstwettbewerb zum Jakob-Kaiser-Haus sowie alle bisherigen Direktvergaben.
Bundestagspräsidentin Süssmuth ging bei der Eröffnung der Ausstellung am 5. Juni 1998 zunächst auf die Auseinandersetzung über die Beteiligung von Künstlern aus den neuen Bundesländern bei der künstlerischen Ausgestaltung des Reichstagsgebäudes ein. Der Kunstbeirat habe sich einstimmig zur Nominierung des Malers Bernhard Heisig bekannt und werde in dieser Frage keinesfalls zurückweichen. Ebenso wichtig sei ihr, daß sich auch Wolfgang Mattheuer, ein nicht minder bedeutender Vertreter der Leipziger Schule, beteiligen werde. Wenngleich der Kunstbeirat festellen könne, daß bei der Nominierung von Künstlern ein überzeugendes Gleichgewicht zwischen Künstlern aus den alten und neuen Bundesländern vorliege, so sei es doch aufschlußreich für die geistige und emotionale Verfassung dieses Landes über acht Jahre nach der Vereinigung, daß die lebhafteste Kunstdiskussion um diese Frage entbrannt sei.
Bundestagsneubauten
Das Preisgericht hatte beim Kunstwettbewerb zum Paul-Löbe- und Marie-Elisabeth-Lüders-Haus über Entwürfe zu entscheiden, die in ihrer überwiegenden Zahl auf den Charakter der Gebäude unterstützend und interpretierend eingehen. Die Bauwerke des Münchner Architekten Stephan Braunfels gleichen bereits selber einer mit architektonischen Mitteln gestalteten Skulptur und stellen den markantesten Gebäudekomplex in der über die Spree hinübergreifenden "Spange des Bundes" dar. Dieser lichtdurchflutete Gebäudekomplex weiß Monumentalität und Eleganz miteinander in Einklang zu bringen. Sein Hauptgestaltungselement im Innern ist die nahezu 150 Meter lange Halle. Ihren gliedernden Rhythmus erhält sie von der Abfolge von vier zylindrischen Turmpaaren. In diesen Türmen sind Besucherräume und die Ausschußsitzungssäle untergebracht.
Preisträger des Wettbewerbes waren junge Künstler. Der Münchner Künstler Ulrich Horndash beispielsweise wird mit geschoßübergreifenden Farbbändern die Ausschußsitzungssaaltürme noch deutlicher als geometrische Körper erfahrbar machen. Zugleich soll durch die für jeden Turm unterschiedliche Farbgebung die Orientierung im Gebäude erleichtert werden.
Im spannungsreichen Kontrast zu den minimalistischen Arbeiten steht die figürlich-konzeptionelle Wand- und Neongestaltung des jungen Leipzigers Neo Rauch (siehe Bild oben rechts). Zwei Neonleuchtkästen zeigen jeweils die Gestalt eines Gärtners auf einer Leiter, der nach Baumfrüchten zu greifen scheint. Ein zugehöriges Wandbild verbindet in einer Landschaftsdarstellung mit Bäumen und Autobrücke Elemente von Natur und Technik. Das assoziationsreiche Ensemble spielt in seiner monochromen Grünfarbigkeit nicht nur auf ökologische Fragestellungen an, sondern trägt darüber hinaus den Gedanken des Hegens und Pflegens in den Bereich demokratischer Wertvorstellungen hinein. Die Haltung der Figur erinnert aber auch an den Redegestus eines Politikers. Zugleich symbolisiert ihre ausgestreckte Hand einen Versöhnungswillen, der an dieser bedeutenden Stelle, unmittelbar vor der ehemaligen Mauergrenze, Menschen zusammenführen soll.
Eine andere Preisträgerin, Angela Bulloch, spielt ironisch auf den Ort politischer Entscheidungen an: Politiker, die sich vor dem Europasaal auf Bänken niederlassen, lösen über elektrische Sensoren im Stockwerk darunter vor dem Besucherrestaurant das Aufleuchten von Lampen aus (siehe Bild oben links). Auf den "Seats of Power ..." wird man nicht gewahr, was man in den "... Sphere of influence" ein Stockwerk tiefer bewirkt, und dort wiederum bleibt unerkannt, wer dieses Geschehen ausgelöst hat und wodurch.
Nicht minder geistreich ist die Reflexion von Tobias Rehberger über unterschiedliche, kulturell geprägte Wahrnehmungen. Er zeichnet aus der Erinnerung klassische Design-Stühle und schickt diese Skizzen an Handwerker in Afrika und Lateinamerika zur Fertigung von Stühlen. Diese abwechslungsreichen und charakteristischen Stühle sollen ihren Platz im Besucherrestaurant finden. Weitere Preisträger sind Barbara Probst, Jorgé Pardo und Imi Knoebel. Überarbeitete Entwürfe werden von Julia Mangold und Karin Sander erwartet, Ankäufe bei Stefan Hunstein und Eberhard Havekost getätigt werden.
Angesichts der Fülle der ausgestellten Kunst-am-Bau-Projekte - und es sind noch nicht die Kunstwerke für das Reichtagsgebäude ausgestellt -, wertete die Bundestagspräsidentin die Ausstellung als Beleg dafür, daß der Deutsche Bundestag seiner selbstauferlegten Verpflichtung zur Förderung von Kunst und Kultur nachkomme.
Die Ausstellung ist noch bis zum 2. August 1998 t
Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1998/bp9802/9802090
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