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09/2001
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HEARING

Sachverständige fordern Entschädigung für die Opfer von Doping der DDR

(sp) Die Sachverständigen einer öffentlichen Anhörung des Sportausschusses haben sich am 17. Oktober dafür ausgesprochen, die DDR-Doping-Opfer in irgendeiner Form zu entschädigen. Darüber, welchem Personenkreis eine solche Entschädigung zugute kommen sollte, gingen die Meinungen allerdings auseinander.

Mit Blick auf einen entsprechenden Antrag der CDU/CSU ( 14/5674) zur Errichtung eines Fonds für DDR-Doping-Opfer erklärte der Journalist Willi Knecht, die Entschädigung eines jeden einzelnen Sportlers müsse genau untersucht werden. Eine nicht unbedeutende Zahl habe genau gewusst, was sie tat, und aus persönlichem Gewinnstreben gehandelt. Problematisch sei, dass die Kenntnisse fast ausschließlich auf Aufzeichnungen des Ministeriums für Staatssicherheit beruhten.

Knechts Kollege Heinz-Joachim Seppelt sprach sich dagegen dafür aus, die jeweiligen Gründe für Doping außer Acht zu lassen, da die Opfer sich der medizinischen Folgen nicht bewusst gewesen seien. Ein "symbolischer Akt" zur Entschädigung der Opfer müsse gefunden werden, an dem sich auch das Nationale Olympische Komitee (NOK) beteiligen müsse. Der Generalsekretär des NOK, Heiner Heinze, verlangte eine Definition des Begriffs "Doping-Opfer". Das Komitee sei grundsätzlich bereit, sich an Hilfsmaßnahmen zu beteiligen. Die entscheidende Frage sei, ob mit oder ohne Wissen des Sportlers gedopt worden sei. Professor Klaus Müller, Leiter des Instituts für Dopinganalytik und Sportbiochemie, machte sich ebenfalls für eine Ausgleichszahlung stark, wenn eine Schädigung nachgewiesen sei. Im Falle des Dopings mit Kenntnis der Betroffenen müsse untersucht werden, inwiefern eine Entschädigung dann noch gerechtfertigt sei.

Für Ellen Karau vom "Weißen Ring" handelt es sich bei dem Zwangsdoping in der DDR um Straftatbestände. Das Opferentschädigungsgesetz könne ausgeweitet werden, damit die Opfer ihr Recht bekämen.

Zur Situation der Opfer erklärte die ehemalige Sportlerin Birgit Boese, viele Betroffene müssten notwendige Behandlungen aus eigener Tasche bezahlen, da die Kassen nicht für die Kosten aufkommen würden. Viele der Mehrfach- und Schwergeschädigten müssten somit auf alternative Behandlungen zurückgreifen. Da die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen werden könnten, könne ein Fonds, wie von der Union gefordert, Entschädigung in Form einer monatlichen Rente für die ehemaligen Sportler bringen.

Die ehemalige Diskuswerferin Brigitte Michel bezeichnete das Dopingsystem der DDR als "menschenverachtend". Die sportlichen Ziele habe man nur durch Extremdoping erreichen können. Keiner der Sportler sei aber je dazu bereit gewesen, die Gesundheit oder sogar das Leben zu riskieren. Während die Verantwortlichen genau gewusst hätten, was sie taten, seien die Sportler im Ungewissen gelassen worden.

 

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2001/bp0109/0109043a
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