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Februar 1/2003
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Wann war’s – wer war’s?

Gewinnen Sie eine Reise nach Berlin!

Der amerikanische Historiker Michael S. Cullen erinnert ab sofort in jeder Ausgabe an eine Episode der Reichstagsgeschichte. Wir fragen am Ende des Artikels jedes Mal nach einem bestimmten Datum oder einem Namen. Die Antwort schicken Sie als Fax, E-Mail oder per Postkarte an: Media Consulta Deutschland GmbH, Wassergasse 3, 10179 Berlin, Fax: (030) 65 000-150, E-Mail: blickpunkt@media-consulta.com. Einsendeschluss ist der 14. Februar 2003.
Unter den richtigen Einsendungen werden fünf Preise verlost. Der Hauptpreis ist eine Reise für zwei Personen nach Berlin. Ferner sind wertvolle Bücher über den Bundestag, das Reichstagsgebäude und die deutsche Geschichte zu gewinnen.

Der erste Kunstskandal

Michael S.Cullen
Das hätten sich Reichstagsarchitekt Paul Wallot und die Mitglieder der „Ausschmückungskommission" doch denken können, dass es wegen des Münchner „Malerfürsten" Franz von Stuck und des Bildhauers Adolf von Hildebrand Ärger geben würde. Schließlich waren beide Ende des 19. Jahrhunderts für ihre nach damaligen Vorstellungen anstößigen Darstellungen und ihre ungewohnte
Michael S. Cullen. Bildsprache bekannt, beliebt und auch befeindet.

Genug Zeit zum Überlegen hatte man sich eigentlich genommen. Schon 1889, fünf Jahre vor der Fertigstellung des neuen Parlamentsgebäudes, hatte sich Wallot erste Gedanken über die Ausschmückung gemacht. Etwa acht Jahre später vergaben der Architekt und die „Ausschmückungskommission”, eine frühe Vorläuferin des heutigen Kunstbeirats, Aufträge an Stuck und Hildebrand. Stuck sollte zwei jeweils 22 mal 5 Meter große Gemälde für die gewölbten Decken der Bundesrats- und Präsidialtrakte schaffen, Hildebrand zwei Abstimmungsurnen.

Als Thema wählte Stuck „Die Jagd nach dem Glück”. In einem auf bräunlichen Grund gehaltenen fortlaufenden Blattornament streben eine Reihe von teils nackten, teils bekleideten Gestalten der auf der Kugel stehenden Glücksgöttin zu. Die Urnen Hildebrands wurden von drei nackten weiblichen beziehungsweise männlichen Figuren gehalten. Stucks Bilder wurden in einem Flur des Reichstagsgebäudes provisorisch aufgehängt, Hildebrands Urnen – noch in Gips – waren im Büro des Reichstagsdirektors zu sehen. Da brach ein regelrechter Sturm los.

Entwurf des Stuck- Gemäldes

Entwurf des Stuck-Gemäldes.

Als am 1. März 1899 im Reichstag über die Kunstwerke debattiert wurde, kam es zu tumultuösen Szenen. Wortführer der Kritiker war der Zentrumspolitiker Ernst Maria Lieber aus dem Westerwald-Städtchen Montabaur. Er sagte laut Sitzungsbericht: „Man kann kaum hart genug werden, man kann kaum weit genug gehen in der Wahl eines Ausdrucks zur Verurtheilung einer solchen Malerei.“ Er könne diesem Werk nur dann den Charakter eines Kunstwerks zuerkennen, „wenn jede Schmiererei künftig dieses Namens würdig befunden werden sollte“.

Am 3. März wurde Lieber, gleichsam als Belohnung, in die Ausschmückungs- kommission gewählt. Unter den Künstlern Deutschlands gab es große Aufregung. In Berlin, München, Dresden, Düsseldorf und Karlsruhe gingen sie auf die Straße, um für die Ehre der Künstler zu demonstrieren. Im Reichstag rührte sich niemand zur Verteidigung der Kunst, was die „Frankfurter Zeitung“ zu dem Kommentar bewog: “Für den Reichstag selbst ist es auch kein Ruhmestitel, daß Niemand aufgestanden ist und der Kunst ein Wort geredet hat.”

Schließlich setzten sich die Bilderstürmer durch. Die Kunstwerke wurden abgelehnt, die Künstler abgefunden; Wallot trat erbittert von seiner Aufgabe als Leiter der Ausschmückungskommission zurück. Die Anlässe für den ersten Kunstskandal im deutschen Parlament, die Bilder und Urnen, sind verschollen.

Unsere Preisfrage: In welchem Jahr wurde das Reichstagsgebäude fertig gestellt?

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2003/bp0301/0301006a
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