Das Parlament
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Das Parlament
Nr. 12-13 / 15.03.2004
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che/dpa

Auf den Nerv getroffen

Streit um Holocaust-Mahnmal

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, hält eine persönliche Entschuldigung des amerikanischen Architekten Peter Eisenman beim früheren Vorsitzenden der Berliner jüdischen Gemeinde, Alexander Brenner, für angebracht. Der Star-Architekt habe Brenner mit seinem misslungenen Witz während einer Kuratoriumsitzung zum Berliner Holocaust-Mahnmal "aufs Tiefste verletzt".

Eisenman, der selbst Jude ist, hatte während der Sitzung im Februar als Witz von einer Frage seines New Yorker Zahnarztes berichtet, ob er Eisenmans Zahnfüllungen entfernen solle, die von der Firma Degussa stammten. Um ein Degussa-Produkt für das Mahnmal hatte es Ende 2003 einen Eklat gegeben, weil die Degussa-Tochter Degesch in der Nazi-Zeit Giftgas für die Konzentrationslager geliefert hatte.

Thierse, Vorsitzender der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, hatte Spiegel Mitte letzter Woche gebeten, in dem Eklat zu vermitteln. In diesem Zusammenhang habe der Vorsitzende der Berliner Jüdischen Gemeinde, Albert Meyer, das Denkmalprojekt scharf angegriffen. Er sagte: "Der so genannte Witz von Eisenman ist genauso ein Horror wie die Diskussion um die Beteiligung Degussas am Stelenbau und genauso ein Horror wie das gesamte Denkmal." Thierse wehrte sich gegen den Angriff: "Ihre Äußerungen diskreditieren deshalb das Kuratorium und seine Arbeit in einer Art und Weise, die ich nicht hinnehmen kann, und untergraben letztendlich die öffentliche Glaubwürdigkeit des gesamten Denkmalprojekts."

Spiegel erklärte in seinem Brief an Thierse weiter, er wolle "sobald wie möglich mit Herrn Meyer ein Gespräch über den Vorgang und seine Stellungnahme führen". Er habe aber keinerlei Möglichkeiten, ihm "irgendwelche Verhaltensmaßregeln vorzuschreiben".

Unterdessen hat sich auch der Direktor des Potsdamer Moses-Mendelssohn-Zentrums für europäische Studien, Julius Schoeps, in die aktuelle Debatte eingeschaltet. Er forderte den Bundestag auf, den Erinnerungsort in eine Gedenkstätte für alle NS-Opfergruppen umzuwidmen. Bis heute sei die Frage nicht klar beantwortet, "wer wem zu welchem Zweck ein Denk- und Mahnmal baut", sagte er in einem Interview. Schoeps ist auch Vizechef der Jüdischen Gemeinde Berlins.

Am Freitag letzter Woche wurde bekannt, dass sich Peter Eisenman inzwischen telefonisch bei Meyer und Brenner für seinen Witz entschuldigt hatte.


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