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14. Wahlperiode
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Liste der Sachverständigen


Anhörung
"Klimawandel"

am 16. Oktober 2000

F r a g e n k a t a l o g

A. Verständnis des Klimawandels

  1. Wie würden Sie den neuesten Erkenntnisstand der Klimaforschung seit dem zweiten Bericht (SAR) von IPCC beschreiben? Welche Fortschritte wurden in welchen Wissenschaftsbereichen der Modellbildung, statistischen Analysen und der erdgeschichtlichen Forschung (v. a. in der Erklärung von Eiszeiten etc.) gemacht?

  2. Auf welchen zentralen Annahmen basieren die jüngsten Modellergebnisse der atmosphärischen und ozeanischen Simulationsmodelle? Welche Emissionsmengen legen sie für das 21. Jahrhundert zugrunde? Für wie realistisch bzw. belastbar halten Sie die im Special Report on Emission Scenarios (SRES) des IPCC unterstellten Szenarien?

  3. Welche zentralen Mechanismen sind derzeit noch unzureichend simulierbar und welche Auswirkungen hat dies auf die Aussagegenauigkeit:

    • die Wolkenbildung, ihre Art und Verteilung bei höherer globaler Durchschnittstemperatur und ihr Einfluss auf die Reflexion/Absorption der Solareinstrahlung?

    • andere Beiträge der Veränderung der Albedo der Erde wie z.B. Verstädterung, Versiegelung der Landschaft, weiträumige Entwaldung, Rückgang der Gletscher und schneebedeckten Flächen?

    • die Rolle von Treibhausgas-Senken wie z. B. eine vermehrte bzw. verminderte Pflanzenbildung auf dem Land, eine vermehrte Plankton- und Algenbildung?

    • die Rolle von Meeresströmungen und die Absorptionstätigkeit von CO2 der Meeresoberfläche?

    • die Rolle von anthropogenen Gasen und Aerosolen (insbesondere Feinststäube und SO2) sowie von Verunreinigungen aus Vulkanausbrüchen und Waldbränden?

  4. Welche Unsicherheiten der Modellaussagen gehen von der Tatsache aus, dass die Auflösung der Modelle ein 500 km x 500 km-Raster hat? Ist eine kleine Rasterung angesichts der unter Frage 3 genannten Unsicherheiten überhaupt erfolgversprechend für eine weitere Absicherung bisheriger Erkenntnisse? Welche Konsequenzen hat dies für Erforschung der Auswirkungen des Klimawandels?

  5. Welche Hauptkriterien gibt es derzeit in der wissenschaftlichen Diskussion (z. B. Sonnentätigkeit, selbst stabilisierende Wechselwirkungen durch Luftverschmutzung, erhöhtes Pflanzenwachstum), die die Ergebnisse der etablierten Klimaforschung anzweifeln und welche Argumente / Kausalketten sprechen gegen diese kritischen Einwände?

  6. Welche Unsicherheiten der Aussagen bleiben heute bestehen bzgl.

    • des Zusammenhangs zwischen Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre und deren Erwärmung (netto)?

    • des Zusammenhangs der Auswirkungen der Erwärmung auf ein verändertes Klimageschehen (z. B. regionale Niederschläge, Sturmhäufigkeit und -intensität, Veränderung des Monsuns, des El Nino oder der russischen Hochdruckgebiete in den Wintermonaten in Westeuropa)?

  7. Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit der errechneten Temperaturanstiege und der veränderten Witterungsbedingungen heute ein?

  8. Als wie träge erweist sich das Klimageschehen? Können sich von einem bestimmten Punkt an Klimaeffekte beschleunigen? Gibt es irrelevante Prozesse, die auf alle Fälle zu vermeiden wären?

B. Auswirkungen des Klimawandels

  1. Welche Auswirkungen erwartet man infolge des veränderten Klimageschehens in den verschiedenen Regionen der Welt? Z. B. bezüglich Überschwemmungen, Auswirkungen auf die Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Wasserhaushalt, gesundheitliche Folgen, Gebäude- und Infrastrukturschäden etc.?

  2. Mit welchen Klimaänderungen muss Europa in den kommenden 100 Jahren rechnen, wenn die globalen Emissionen der Treibhausgase entsprechend der heute angenommenen Szenarien zunehmen? Machen Sie Aussagen zu Niederschlägen, maximalen Sommertemperaturen und Stürmen. Wie wahrscheinlich ist das Aussetzen des Golfstroms? Was hätte dies für klimatische Folgen?

  3. Welche Auswirkungen erwartet man infolge des veränderten Klimageschehens in Europa unmittelbar? z.B. bzgl. Überschwemmungen von Flussgebieten, Auswirkungen auf die Transportkapazitäten (Schifffahrt, Schienen-, Straßen- und Luftverkehr), Auswirkungen auf die Landwirtschaft und die Forstwirtschaft, auf den innerdeutschen Tourismus, auf Gebäude- und Infrastrukturschäden bzw. Bauweisen in Zukunft, auf Versicherungsmöglichkeiten und Siedlungspolitik?

  4. Mit welchen Auswirkungen des Klimawandels sind andere Weltregionen betroffen, die auf Europa mittelbar einen Einfluss haben könnten? z.B. Missernten in anderen Regionen? Wassermangel mit Kriegsfolgen? Umweltflüchtlinge, die nach Europa wollen? Instabilität des Wirtschaftswachstums in Schwellenländern?

  5. Welche Weltregionen sind netto die geringsten klimawandelgeschädigten Regionen? z.B. Russland? Nordamerika? Läßt sich dies heute schon sagen? Mit welchen Wahrscheinlichkeiten?

  6. Welche klimatischen Auswirkungen werden erst in zwei- oder dreihundert Jahren abgeschlossen sein, wenn man die globalen Emissionen der Treibhausgase bis 2100 auf die Hälfte gegenüber heute reduziert?

  7. Welche Auswirkungsbereiche erscheinen heute relevant, sind aber noch wenig erforscht?

  8. Welche Probleme ergeben sich bei der ökonomischen Bewertung bestimmter Klimaänderungen beispielsweise zu folgenden Aspekten:

    • unbrauchbar werdende Böden oder zerstörte Gebäude, Infrastrukturen u.ä. in Regionen mit heute unterschiedlichen Einkommensniveaus,

    • Bewertung der Vernichtung von pflanzlichen und tierischen Arten, die für ökologische Gleichgewichte, Medikamentenproduktion oder aus ästhetischen oder touristischen Gründen wichtig sind.

    • Bewertung von menschlichem Leben, Zwang zur Umweltflucht in Regionen mit heute unterschiedlichen Einkommensniveaus.

    • Bewertung regional unterschiedlicher positiver/negativer Effekte, vom nationalen bzw. globalen Standpunkt betrachtet.

    Welche Verfahren werden hierzu angewandt? Welche halten Sie für adäquat?

  9. Wie leistungsfähig sind ökonomische Modelle im Hinblick auf eine Abbildung indirekter und externer Effekte sowie langfristiger Entwicklungen, beispielsweise:

    • innovativer Wirkungen bei Emissionsvermeidungs- und Adoptionstechnologien,

    • allgemeiner struktureller Entwicklungen infolge von Sättigungsphänomenen, internationaler Arbeitsteilung, Informations- und Kommunikationstechnik, Verschiebung der Alterspyramide und von Präferenz- sowie Lebensstilveränderungen,

    • positiver oder negativer Wirkungen ("co-benefits and costs", wie z.B. Wirkungen auf Beschäftigung, Wachstum und Außenhandel sowie Einkommensverteilung) oder der vermiedenen externen Kosten infolge von Emissionsvermeidungs- und Adoptionsmaßnahmen.

    • die ökonomischen Folgewirkungen gravierender klimapolitischer Eingriffe (z.B. sehr große Energiepreisveränderungen, sehr hohe Emissionszertifikatspreise)

    Bestehen berechtigte Hoffnungen auf eine Verbesserung der Modelle auf absehbare Zeit? Wenn ja, in welchen Punkten?

  10. Wie leistungsfähig sind ökonomische Modelle im Hinblick auf eine Abbildung langfristiger Entwicklungen? Bestehen berechtigte Hoffnungen auf eine Verbesserung der Modelle auf absehbare Zeit?

  11. Wo liegen aufgrund Ihrer Modellkenntnisse und unter Berücksichtigung möglicher Dynamiken in den Prozessen des Klimasystems (Verstärkungen und/oder Kompensationswirkungen) die Hauptansatzpunkte für Emissionsminderungs- und Adaptionsmaßnahmen?

  12. Welche Treibhausgaskonzentrationen halten Sie unter Klimaschutzgesichtspunkten künftig für tolerierbar bei Zeithorizonten von 50 / 100 Jahren? Welche Rolle spielen bei dieser Einschätzung die unterschiedlichen Verweilzeiten der einzelnen Treibhausgase in der Atmosphäre?

Quelle: http://www.bundestag.de/parlament/gremien/kommissionen/archiv14/ener/enerfra1
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