Fragenkatalog
für die öffentliche Anhörung der Enquete-Kommission "Globalisierung der Weltwirtschaft -Herausforderungen und Antworten" am Montag, dem 18. Februar 2002 zum Thema
"Globalisierung und Gender"
I) Makroökonomie und
makroökonomische Wirtschaftspolitik aus einer
Gender-Perspektive
Referentin: Prof. Dr. Diane Elson
- University of Essex, UK, Special Advisor des Executive Director of United Nations Development Fund for Women (UNIFEM), Autorin des UNIFEM Berichts, Progress of the World's Women 2000 (2000).
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1) Ökonomische Abläufe – vor allem auf den Finanzmärkten – erfuhren in den letzten Jahren eine enorme Beschleunigung. Soziale Prozesse im menschlichen Miteinander steigern ihre Dynamik nicht in gleichem Maße. Diese "Ungleichzeitigkeiten" führen zu Widersprüchen und Konflikten in der Gesellschaft. Welche Möglichkeiten ergeben sich aus einer genderspezifischen Makroökonomie, um diese Konflikte zu lösen?
2) Was verbirgt sich hinter der Strömung der "feministischen Ökonomie"? Welche sind die innovativen Denkansätze im Bereich der Makroökonomie?
3) Welche politischen Konsequenzen ergeben sich aus der Gender-Perspektive für die makroökonomische Wirtschaftspolitik?
4) Welche Auswirkungen haben Finanzmärkte und globale Finanzkrisen auf Geschlechterverhältnisse?
II) Die Auswirkungen des Freihandels auf
Frauen in der Welt
Referentin: Dr. Mariama Williams
- Visiting International Economist, the Center of Concern; Research Co-ordinator, the International Gender and Trade Network/the Caribbean Gender and Trade Network/DAWN-Caribbean; Research Coordinator-Trade, DAWN; Speaker in the WTO for Development Alternatives for Women in a New Era (DAWN)
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5) Welches sind die wichtigsten genderspezifischen Themen in Hinblick auf Handelsabkommen und Freihandel?
6) Welches sind die wichtigsten Punkte auf der WTO Agenda aus der Gender-Perspektive? Warum sind diese genderspezifisch? Welche Rolle spielen Themen wie Landwirtschaft, GATS, TRIPS oder TRIMS?
7) Wurden auf dem WTO Ministertreffen in Doha die Interessen von Frauen vertreten? Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Gewerkschaften und NGOs?
8) Wie wirken sich Freihandelszonen auf dort beschäftigte Frauen aus? Welche kurz- und welche langfristigen Folgen sind zu erwarten?
9) Welche Rolle spielen Kernarbeitsnormen für die Verbesserung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation von Frauen in Schwellen- und Entwicklungsländern?
III) Ernährungssicherheit und "Human
Security" in Afrika
Referentin: Dr. Achola Pala Okeyo
- Senior Strategic Advisor, UNDP Africa Bureau, New York
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10) Die FAO resümiert, dass "in a global atmosphere of increasing poverty, food insecurity, rural out-migration and environmental degradation, all potential actors in development must be given the support and access to resources they need to pursue sustainable livelihoods and strategies for a better life".
Warum spielen Frauen eine zentrale Rolle bei der Ernährungssicherheit? Hat die Globalisierung Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit in Afrika?
11) Welche Ziele und Inhalte verfolgt das Konzept der "Human Security"? Hat die Globalisierung Auswirkungen auf die menschliche Sicherheit? In welchem Zusammenhang stehen Ernährungssicherheit und "Human Security"?
12) Welche Rolle spielt "good governance" in der Umsetzung von Ernäh-rungssicherheit und "Human Security"? Welche Bedeutung erlangt dabei das Zusammenspiel von verschiedenen ökonomischen und gesellschaftlichen Ebenen und Akteuren? Welche Institutionen müssen für eine Stärkung der menschlichen Sicherheit geschaffen bzw. verändert werden?
IV) Die Situation von Frauen auf dem
deutschen und osteuropäischen Arbeitsmarkt
Referentin: Prof. Dr. Friederike Maier
- Fachhochschule für Wirtschaft, Berlin und deutsche Expertin im Netzwerk "Gender and Employment" der Europäischen Kommission
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13.) Auf welche Weise verändert sich die Arbeitsmarktsituation von Frauen in den alten und neuen Bundesländern sowie in Osteuropa durch den Transformationsprozess?
14.) Welche Besonderheiten ergeben sich hierbei für hochqualifizierte Frauen? Unterscheiden sich ihre Veränderungen von denen hochqualifizierter Männer?
15.) Welche Möglichkeiten haben Frauen und Männer, Beruf und Familie zu vereinbaren? Hat die globale Umstrukturierung von Wirtschaft und Gesellschaft zu einer Verschlechterung oder Verbesserung dieser Möglichkeiten geführt? Welche Faktoren waren für diese Veränderungen verantwortlich?
16.) Gibt es Modelle und Erfahrungen in anderen europäischen Ländern, die eine zukunftsweisende Lösung für das Problem der Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Deutschland sein könnten?
V) Chancen und Herausforderungen einer
zukunftsorientierten Entwicklungsfinanzierung aus einer
Gender-Perspektive
Referentin: Prof. Maria Floro
- Professor of Economics, American University Washington D.C., UNIFEM Beraterin zur Entwicklungsfinanzierung
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17.) In den Vorbereitungsforen für die UN-Konferenz "Financing for Development" in Monterrey/Mexiko wird die Genderdimension weitgehend ausgeblendet. Was muss in der Entwicklungsfinanzierung geändert werden, um die geschlechtsspezifischen Disparitäten im Zugang zu und in der Kontrolle über finanzielle Ressourcen abzubauen?
18.) Welche Entwicklungsfinanzierung (öffentlich, privat, bilateral, mulitlateral) wäre sinnvoll, um eine gendergerechte Entwicklung zu fördern? Können die existierenden Strategien für Entwicklungsfinanzierung die Genderperspektive überhaupt mit integrieren oder müssen die Ansätze und institutionellen Voraussetzungen neu überdacht werden, um die Effektivität von Entwicklungsstrategien für Frauen zu gewährleisten?
19.) Was bedeutet "Gender Sensitive Budgeting"? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Entwicklungsfinanzierung und Gender Budgets?
20.) Welche Instrumente haben sich bewährt und stehen allgemein zur Verfügung, um "Gender-Budgets" umzusetzen?
21.) Sehen Sie globalisierungsbedingte Benachteiligungen von Frauen? Ist "Gender-Budgeting" ein Instrument, um diese auszugleichen?
VI) Mainstreaming Gender in internationalen Institutionen (v.a. Weltbank) unter Berücksichtigung der Themen Terror und Gewalt nach dem 11. September 2001
Referentin: Dr. Caroline Moser
- Senior Research Associate, Overseas Development Institute, London, UK, Lead Specialist Social Development (1997-2000) and Senior Urban Social Policy Spe-cialist: Urban Development Division (1990-1996), World Bank
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22.) Hat Globalisierung einen Einfluss auf Gewalt gegen Frauen? Wenn ja, was sind die Gründe dafür?
23.) Wie können Institutionen auf aktuelle Probleme wie Terror oder Gewalt gegen Frauen reagieren? Sind die bestehenden Strukturen dieser Organisationen ausreichend, um diese Probleme ausreichend aufzunehmen und zu bekämpfen?
24.) Was versteht man unter Gender-Mainstreaming?
25.) Ist "Gender Mainstreaming" eine Möglichkeit für Institutionen, um mit derartigen Querschnittsthemen auf eine andere Art und Weise umzugehen?
26.) Welche Strategien sind bei der Umsetzung von Gender Mainstreaming in der Weltbank erfolgreich? Können diese eine Modellfunktion für andere internationale Organisationen übernehmen?
27.) Welche Schwierigkeiten traten bei der Umsetzung von Gender Mainstreaming auf? Wie konnten diese überwunden werden?
28.) Brauchen wir eine "Gender-Institution" auf internationaler Ebene?
VII) Die Auswirkungen der Globalisierung
auf Menschenhandel und Zwangsprostitution in Indien
Referentin: Prof. Dr. Pawan Surana
- Direktorin, Maharami College, Jaipur, Indien; Dekanin der University of Rajasthan, zweifach gewählte Präsidentin der NGO Rajasthan University Womens Association (RUWA)
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29.) Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen Globalisierung und Menschenhandel sowie Zwangsprostitution?
30.) Sind negative Auswirkungen der asiatischen Finanzkrise auf Armut, Menschenhandel, Zwangsprostitution zu beobachten?
31.) Wie versuchen NGOs in Indien gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution vorzugehen? Sind deren Strategien erfolgreich?
VIII) Themenübergreifende Fragen
32.) Wo sehen Sie Handlungsbedarf auf Seiten der nationalen
politischen Systeme und der internationalen Institutionen?
33.) Welche genderspezifischen oder gendersensiblen Indikatoren und
Statistiken sollten auf der nationalen, europäischen und
internationalen Ebene erhoben werden, um genderspezifische
Auswirkungen der Globalisierung festzustellen?
34.) In welchen Feldern sehen Sie dringenden Forschungsbedarf?