Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 30 - 31 / 25.07.2005
Zur Druckversion .
Jürgen Fux

Nur nichts übers Knie brechen

Mecklenburg-Vorpommern

Man darf nichts übers Knie brechen, aber Zeit haben wir einfach nicht mehr", so beschreibt der parteilose Bildungsminister der SPD/PDS-Koalition in Mecklenburg-Vorpommern, Hans Robert Metelmann, die Situation, vor der das Land in der Bildungspolitik steht. Auf 9.000 ist die Zahl der Einschulungen gesunken, 1992 wurden noch 27.000 Kinder eingeschult.

Deshalb ist die Bildungsdebatte in Mecklenburg-Vorpommern seit Jahren auch und vor allem eine Standortdebatte. Beim Ringen um Schulstandorte rücken die schlechten PISA-Ergebnisse ebenso in den Hintergrund wie die Auswirkungen eines 1996 vereinbarten Lehrerpersonalkonzeptes. Die Masse der Lehrer ist heute in Teilzeit angestellt. Ihre Motivation ist schlecht.

Bei PISA blieb das Land Meckelnburg-Vorpommern zurück. Zwar gehen 38,8 Prozent der Schüler nach der Grundschule zum Gymnasium. Mit 28 Prozent ist jedoch nirgendwo in Deutschland der Anteil der Abiturienten so gering, die anschließend direkt ein Studium beginnen.

Dabei hat das Land in den vergangenen 15 Jahren alles erlebt, was die deutsche Bildungslandschaft bereithält: Grund-, Haupt- und Realschulen, Gymnasien, Gesamtschulen, Regionale Schulen sowie das zwölf- und 13-jährige Abitur, jahrgangsübergreifenden Unterricht und zwei- und dreigliedrige Systeme mit ein-, zwei- oder dreizügigen Schulen.

Nach 15 Jahren wird nun die neunte Änderung des Schulgesetzes diskutiert. So sollen die Schüler länger gemeinsam Unterricht haben. Die Klassen sollen nach der Grundschule geschlossen an die Regionale Schule wechseln. Hier soll eine zweijährige Orientierungsstufe - in der von Förderschüler bis Gymnasiast alle zusammen bleiben - eingerichtet werden. Die PDS möchte sogar eine vierjährige Orientierungsphase. Erst danach entscheidet sich, wer auf der Regionalen Schule bleibt oder auf das Gymnasium wechselt. Das Hin und Her der vergangenen 15 Jahre hat die Attraktivität der Privatschulen erhöht. 50 Schulen in freier Trägerschaft gibt es bereits. Weitere 30 Anträge auf Zulassung liegen beim Kultusministerium in Schwerin.


Der Autor ist freier Journalist, Schwerin.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2005.