Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 37 / 06.09.2004
Zur Druckversion .
krd

Mittelstandsbarometer geplant

Der BVMW befindet sich weiter im Aufwind

Die Stimmung im Mittelstand ist zurzeit nicht die beste. Diese Erfahrung jedenfalls macht gegenwärtig der Bundesverband mittelständischer Wirtschaft (BVMW), der sich mit seiner Berliner Zentrale am Leipziger Platz niedergelassen hat. In unmittelbarer Nähe zur Politik. Die Kontakte zur Politik zählen denn auch zu den wichtigsten Aufgaben der 20-köpfigen Zentrale unter Leitung von Präsident Mario Orhoven und Hauptgeschäftsführer Gerd Behnke.

Doch von Berlin aus wird auch der Blick auf Europa gelenkt. Gerd Behnke: "Wie vielen Menschen ist eigentlich klar, dass inzwischen bis zu 80 Prozent der Wirtschaftsgesetze in Brüssel normiert werden?" Für den Mittelstand ist dieses Wissen lebens-, ja überlebenswichtig. Denn auch im vereinten Europa ist der Mittelstand, so Behnke, "die stärkste wirtschafts- und gesellschaftspolitische Kraft". Gleichzeitig richtet sich der Blick des BVMW immer mehr nach Osten.

Mit Stolz nennt man sich den größten mittelständischen Interessenverband. 54.000 Unternehmen werden in der Mitgliedskartei geführt. Davon befinden sich 60 Prozent in den alten Bundesländern.

Die 40 Prozent Mitgliedsunternehmen aus den neuen Bundesländern zeigen, wie sehr man gerade auch dort die Beratungs- und Vertretungsarbeit des BVMW zu schätzen weiß. Dazu kommen noch mehrere Dutzend Fachverbände mit mehr als 100.000 Mitgliedern. Insgesamt repräsentiert der Bundesverband mittelständischer Wirtschaft rund 4,2 Millionen Beschäftigte.

Der Vorteil des BVMW: Es gibt keine Zwangsmitgliedschaft. Und die Verbandsarbeit ist stark regionalisiert (neun Landesverbände). Vor allem aber kommt den Kreisgeschäftsführern (rund 200) vor Ort eine große Bedeutung zu. Sie sind zunächst der unmittelbare Ansprechpartner für die Mitglieder, von denen nicht wenige sehr kleine Unternehmen sind, die auf Verbandshilfe angewiesen sind. Mitgliederzahl: Tendenz weiter steigend.

Oberstes Ziel des BVMW ist die Selbsthilfe, unterstützt durch Fachbegleitung - die wiederum durch zahlreiche Fachkommissionen auf Landes- und Bundesebene inhaltlich vorbereitet wird.

Im Mittelpunkt der Alltagsarbeit dieses Verbandes stehen Probleme, die sich aus der Bürokratie und den aus Verbandssischt zu hohen Steuern und Sozialabgaben ergeben. Ein dritter wichtiger Punkt ist die Finanzierung.

Ursprünglich hatte sich der Mittelstand mit dem Gedanken getragen, eine eigene Mittelstandsbank zu gründen. Doch die Schwierigkeiten waren zu groß. So ist es bei bestimmten Unterstützungen, etwa Poolbildungen bei Krediten, geblieben. Außerdem hält man die Zusammenlegung von Kreditanstalt für Wiederaufbau und Deutscher Ausgleichsbank zur KfW Mittelstandsbank für einen ebenso richtigen wie guten Weg.

Nun komme es darauf an, heißt es in der Berliner BVMW-Zentrale, die Hausbanken dazu zu bringen, die mittelständischen Unternehmen unkomplizierter mit Krediten zu versehen: "Manchen Unternehmen steht das Wasser bis zum Hals." Auch hier hofft man auf mehr Druck seitens der KfW Mittelstandsbank, aber auch der Bundesregierung.

Auskunft über die Lage

Zusammen mit der Universität Marburg will der BVMW ein Mittelstandsbarometer erstellen, der regelmäßig Auskunft über die Lage im deutschen Mittelstand geben soll. Darin sieht man auch eine große Hilfe für die Investitionsplanung der Mitgliedsverbände. Ende des Jahres will man soweit sein, das erste Mittelstandsbarometer vorzustellen.

Immer wieder ist man im Bundesverband erstaunt, wie flexibel gerade der Mittelstand auf gesamtwirtschaftliche Probleme reagiert und immer wieder neue Möglichkeiten der Produktion und des Absatzes sucht und findet. Freilich, so heißt es am Leipziger Platz in Berlin: "Wenn die Konjunktur weiter lahmt und die Binnennachfrage nicht endlich anspringt, dann wird es für einzelne Branchen problematisch." krd


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2005.