Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 43 / 18.10.2004
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Claudia Heine

Immer der Erste: Juan Carlos I.

Im Porträt:

Sein voller Name klingt schon beeindruckend: Juan Carlos Alfonso Victor Maria de Bourbon y Bourbon. Geboren wurde er 1938 in Rom, wo seine Eltern seit 1931 im Exil lebten. Während in Spanien der Bürgerkrieg tobte, besaß das Exildasein der geflohenen Königsfamilie insofern Kontinuität, als dass auf eine elitäre Ausbildung des Prinzen nach wie vor Wert gelegt wurde: Nach der Schule in Portugal wurde Juan Carlos in der Schweiz von Hauslehrern unterrichtet.

Dieser Faden riss auch nicht, als die Familie, nachdem der spanische Diktator Francisco Franco das Land 1947 erneut zur Monarchie proklamiert hatte, nach Spanien zurückkehrte. Nun war es aber der Diktator selbst, der über diesen Weg bestimmte; schon damals favorisierte er Juan Carlos als neuen König und seinen Nachfolger. Die besten Schulen und Akademien des Landes war gerade gut genug. Zu seinen Stationen zählten das rennomierte Madrider Institutio San Isidor; 1955 trat er in die Militärakademie Saragossa ein, die er 1957 als Drittbester seines Jahrgangs verließ. Es schloss sich eine zweijährige Ausbildung bei der Marine und an der Luftwaffenakademie in San Javier an. Dem nicht genug, studierte Juan Carlos danach in Madrid Politologie, Philosophie und Literaturgeschichte.

Dass sich dieser von ihm so geförderte Prinz und seit 1975 König von Spanien so undankbar verhalten würde, konnte Franco nicht ahnen. Bisher verhielt sich Juan Carlos, seit 1962 verheiratet mit Sophia von Griechenland, loyal, und auch die meisten Spanier vermuteten nichts anderes. Als es dann doch ganz anders kam, dankten sie es ihm jedoch, und noch heute profitiert das Ansehen der spanischen Monarchie von den Ereignissen 1981. Damals verhinderte der König (siehe Text auf dieser Seite) einen Putsch von Franco-freundlichen Militärs, indem er sich konsequent auf die Seite der demokratischen Kräfte stellte. Ein politisches Statement, wie man es heutzutage kaum noch von Königen vernimmt.

Akzente zu setzen und mit ihnen auch eine politische Haltung auszudrücken, gelang Juan Carlos auch bei anderen Gelegenheiten. So lehnte er zum Beispiel eine Einladung zur Hochzeit des britischen Thronfolgers Prinz Charles demonstrativ mit dem Hinweis auf den damals noch schwelenden Gibraltarkonflikt ab, für dessen friedliche Lösung er sich stets eingesetzt hatte. Die erste Etappe der Hochzeitsreise sollte das frisch vermählte Paar nämlich genau dorthin führen.

Klare Bekenntnisse scheute er auch in seinen Reden nicht. Vor dem Europaparlament warnte er 1998 den "Klub der Wohlhabenden" vor einer Abgrenzung der EU nach Osten.

Seinem Namen Juan Carlos I. wurde er in mehrfacher Hinsicht gerecht: Der "Erste" war er oft: So besuchte er als erster europäischer Monarch 1993 Israel; er reiste auch als erstes europäisches Staatsoberhaupt im März 1995, sechs Jahre nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in Peking, in die Volksrepublik China. Auch auf der ehemaligen Kolonialinsel Kuba war Juan Carlos im Jahr 1999 der Erste, allerdings "nur" als spanischer König.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
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