Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 48 / 22.11.2004
Zur Druckversion .
Hartmut Hausmann

Dialog zwischen EU und Afrika

Südafrikas Präsident in Straßburg

Bei seinem Besuch in Straßburg hat der Südafrikanische Präsident Thabo Mbeki am 17. November in einer Rede vor den Europaabgeordneten einen intensiven Dialog zwischen dem Europäischen Parlament und dem Panafrikanischen Parlament zur künftigen Zusammenarbeit zwischen Afrika und der Europäischen Union gefordert. Die Politik der Kohäsion und Solidarität zwischen den Regionen der EU sei beispielhaft für den afrikanischen Kontinent, weil dieser sich mit einer vergleichbaren Politik eher aus seiner Armut und Unterentwicklung befreien könne. Ein weitreichender Dialog könne um so fruchtbarer sein, wenn beide Kontinente bemüht seien, zu einem neuen Verständnis der Möglichkeiten und Fähigkeiten der Menschen beizutragen, um eine neue Welt der Hoffnung und des Friedens aufzubauen.

Weg der Vergebung statt der Rache

Indem er auf das "Wunder von Ruanda" verwies, wo das Volk es nach dem grauenhaften Bürgerkrieg und den unzähligen Morden geschafft habe, den Weg der gegenseitigen Vergebung statt der Rache zu beschreiten, warnte der 62-jährige Politiker vor der weiteren Entsendung europäischer Militäreinheiten zur Intervention in Krisengebieten. Ein solches Eingreifen der Europäer zum Schutz der Bevölkerung, sagte der Gast, indem er offensichtlich auf die Situation in der Elfenbeinküste anspielte, werde meist nur als neuer Versuch der Kolonialisierung verstanden.

Auch bei der Herausbildung einer neuen gesamtafrikanischen Identität könne sich sein Kontinent an der europäischen Geschichte der letzten Jahrzehnte orientieren. Denn trotz der zahlreichen Konflikte in Ländern wie Äthiopien und Eritrea, Kongo, Burundi, Algerien, Elfenbeinküste, Sudan und Uganda, zeigte sich der Präsident überzeugt, bilde sich ein neues Afrika heraus, das eine politische und wirtschaftliche Integra-tion der Länder verfolge und das Ziel der Einigung ganz Afrikas vor Augen habe. Afrika müsse sich selbst vom Kriegen, Konflikten und Diktaturen befreien und so das Bild selbst korrigieren, dass es der Welt in den vergangenen Jahrzehnten geboten habe. Eine Vorreiterrolle spiele dabei sein eigenes Land Südafrika, das nach dreieinhalb Jahrzehnten der Apartheid-Politik seinen Frieden mit sich selbst gemacht habe. Zu diesem "afrikanischen Wunder" hätten schwarze und weiße Afrikaner gleichermaßen beigetragen.

Seit dem Ende der Apartheid ist das Land sowohl durch bilaterale Verträge mit der Europäische Union eng verbunden als auch als Mitglied des AKP-Abkommens, mit dem 71 afrikanische, karibische und pazifische Länder mit der EU assoziiert sind und besondere Handelsvorteile genießen.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2005.