Pressemitteilung
Datum: 11.06.2004
Pressemeldung des Deutschen Bundestages -
11.06.2004
Ausstellungseröffnung im Paul-Löbe-Haus "Über die Ostsee in die Freiheit" Maritime Fluchtfahrzeuge - Schicksale - Hintergründe
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse wird am Dienstag,
15. Juni 2004, 14 Uhr, die Ausstellung "Über die Ostsee in die
Freiheit" des gleichnamigen Vereins eröffnen. In die
Ausstellung einführen wird Dr. Volker Höffer,
Vorsitzender des Vereins, und Christine Vogt-Müller, die
Autorin der Ausstellung. Marianne Birthler, die Bundesbeauftragte
für die Unterlagen des Staatsicherheitsdienstes der ehemaligen
DDR, und Rainer Eppelmann, MdB, und Vorsitzender des Vorstandes der
Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, werden ein kurzes
Grußwort sprechen.
Nach dem Mauerbau wagten 5609 Menschen eine Flucht über die nasse Grenze Ostsee aus der DDR, doch nur 913 (16 Prozent) erreichten ihr Ziel in Schleswig-Holstein, Dänemark oder Schweden. Im Netz der Überwachung verfingen sich 4522 Ostseeflüchtlinge (81 Prozent), die meist mehrjährige Haftstrafen zu verbüßen hatten. Mindestens 174 Menschen kamen zwischen Mauerbau und Mauerfall bei ihrer Flucht über die Ostsee ums Leben. Ihre Fahrzeuge kenterten bei Sturm und Seegang, und die Flüchtlinge ertranken oder starben durch Unterkühlung und Entkräftung. Die SED-Führung konnte die Ostseeküste zwar nicht vermauern, dennoch existierte ein ausgeklügeltes Grenzregime an Land und auf See.
Wie groß musste der Leidensdruck sein, wenn sich Menschen den lebensbedrohlichen Risiken einer Flucht über die Ostsee aussetzten? Antworten auf diese Frage geben die Schicksale von Flüchtlingen, wie das des Arztes aus Rostock, der 25 Stunden über die Ostsee bis nach Fehmarn schwamm, um nicht für seine Karriere in die SED eintreten zu müssen. Eine andere Tafel berichtet vom Erbauer eines U-Bootes, der sich aus dem Netz der Stasi befreien wollte. Wie brutal die Grenztruppen gegen Flüchtlinge vorgingen, dokumentiert die Geschichte eines Fernfahrers, der nicht mehr auf Tour durfte. Während seines Fluchtversuches mit einem Motorboot wurden er und seine beiden Söhne durch den Tiefflug zweier Hubschrauber zum Aufgeben gezwungen.
Die Ausstellung zeigt eine eindrucksvolle Sammlung originaler maritimer Fluchtmittel: wie ein Gerät, das einen Menschen durch das Wasser ziehen kann. Es ist ein von Bernd Böttger entwickelter Unterwassermotor, mit dem ihm 1968 seine spektakuläre Flucht gelang. Zu sehen sind außerdem verschiedene Typen von Aqua-Scootern, Tauchgeräte und Surfboards, aber auch originale Schlauch- und Paddelboote. Um die "unsichtbare Mauer" zu überwinden, bauten die Ostseeflüchtlinge in geheimen Verstecken sogar U-Boote. Diese und andere Eigenbauten zeugen von ihrer Kreativität und Improvisationskunst, aber auch von Not und Freiheitswillen.
Die Ausstellung kann bis zum 2. Juli 2004 zu den regulären Bürozeiten der Bundestagsverwaltung (Montag von 8 Uhr bis 16 Uhr, Dienstag bis Donnerstag von 8 Uhr bis 17 Uhr und Freitag von 8 Uhr bis 14 Uhr) im Paul-Löbe-Haus, Konrad-Adenauer-Straße 1, besucht werden.
Für weitere Fragen steht die Verwaltung des Deutschen Bundestages, Referat PI 5, unter der Rufnummer 030/227-32140 zur Verfügung. Dort können auch per e-mail Bilder von der Ausstellung angefordert werden ( vorzimmer.pi5@bundestag.de).
Nach dem Mauerbau wagten 5609 Menschen eine Flucht über die nasse Grenze Ostsee aus der DDR, doch nur 913 (16 Prozent) erreichten ihr Ziel in Schleswig-Holstein, Dänemark oder Schweden. Im Netz der Überwachung verfingen sich 4522 Ostseeflüchtlinge (81 Prozent), die meist mehrjährige Haftstrafen zu verbüßen hatten. Mindestens 174 Menschen kamen zwischen Mauerbau und Mauerfall bei ihrer Flucht über die Ostsee ums Leben. Ihre Fahrzeuge kenterten bei Sturm und Seegang, und die Flüchtlinge ertranken oder starben durch Unterkühlung und Entkräftung. Die SED-Führung konnte die Ostseeküste zwar nicht vermauern, dennoch existierte ein ausgeklügeltes Grenzregime an Land und auf See.
Wie groß musste der Leidensdruck sein, wenn sich Menschen den lebensbedrohlichen Risiken einer Flucht über die Ostsee aussetzten? Antworten auf diese Frage geben die Schicksale von Flüchtlingen, wie das des Arztes aus Rostock, der 25 Stunden über die Ostsee bis nach Fehmarn schwamm, um nicht für seine Karriere in die SED eintreten zu müssen. Eine andere Tafel berichtet vom Erbauer eines U-Bootes, der sich aus dem Netz der Stasi befreien wollte. Wie brutal die Grenztruppen gegen Flüchtlinge vorgingen, dokumentiert die Geschichte eines Fernfahrers, der nicht mehr auf Tour durfte. Während seines Fluchtversuches mit einem Motorboot wurden er und seine beiden Söhne durch den Tiefflug zweier Hubschrauber zum Aufgeben gezwungen.
Die Ausstellung zeigt eine eindrucksvolle Sammlung originaler maritimer Fluchtmittel: wie ein Gerät, das einen Menschen durch das Wasser ziehen kann. Es ist ein von Bernd Böttger entwickelter Unterwassermotor, mit dem ihm 1968 seine spektakuläre Flucht gelang. Zu sehen sind außerdem verschiedene Typen von Aqua-Scootern, Tauchgeräte und Surfboards, aber auch originale Schlauch- und Paddelboote. Um die "unsichtbare Mauer" zu überwinden, bauten die Ostseeflüchtlinge in geheimen Verstecken sogar U-Boote. Diese und andere Eigenbauten zeugen von ihrer Kreativität und Improvisationskunst, aber auch von Not und Freiheitswillen.
Die Ausstellung kann bis zum 2. Juli 2004 zu den regulären Bürozeiten der Bundestagsverwaltung (Montag von 8 Uhr bis 16 Uhr, Dienstag bis Donnerstag von 8 Uhr bis 17 Uhr und Freitag von 8 Uhr bis 14 Uhr) im Paul-Löbe-Haus, Konrad-Adenauer-Straße 1, besucht werden.
Für weitere Fragen steht die Verwaltung des Deutschen Bundestages, Referat PI 5, unter der Rufnummer 030/227-32140 zur Verfügung. Dort können auch per e-mail Bilder von der Ausstellung angefordert werden ( vorzimmer.pi5@bundestag.de).
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Quelle:
http://www.bundestag.de/aktuell/presse/2004/pz_040611