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Anlässlich des Internationalen Frauentages zeigt der Bundestag im Deutschen Dom am Berliner Gendarmenmarkt Werke der iranischen Künstlerin Parastou Forouhar – Werke, die sich mit Gewalt, Verfolgung und Unterdrückung auseinander setzen.
Ein großer stiller Raum mit weißen Wänden. Auf dem Boden in der Mitte des Raumes steht ein weißer Holzkasten mit einem Bildschirm. Er zeigt geometrische Figuren, die sich im Kreis drehen. Tritt man zum Betrachten der computeranimierten Muster näher, stellt man erschrocken fest, dass es sich um Folterszenen handelt. Figuren, die gefesselt und gequält werden. Figuren ohne Gesichter, die sich unter den Schmerzen der Folter krümmen. Wie Ornamente reihen sie sich aneinander.
Der Figurenzyklus der iranischen Künstlerin Parastou Forouhar symbolisiert das Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Moderne in einer islamischen Gesellschaft, hin und her gerissen zwischen Individualität und Zwang zur Anpassung.
Parastou Forouhar studierte in ihrer Geburtsstadt Teheran Kunst, flüchtete dann aber vor Zensur und Konformitätsdruck nach Deutschland. Im Jahr 1998 wurden ihre Eltern, oppositionelle Politiker, in ihrem Haus in Teheran ermordet. Die Drahtzieher des Mordes wurden bis heute nicht vor Gericht gestellt. „Es ist kein Datum in meinem Lebenslauf – es ist der Beginn einer neuen Epoche in meiner Welt“, sagt die Künstlerin.
Von da an bestimmt das Verbrechen an den Eltern ihr Leben. Sie schreibt Briefe an europäische Politiker und Menschenrechtsorganisationen, spricht auf Pressekonferenzen und politischen Veranstaltungen. Sie kämpft für die Demokratisierung des Irans, vor allem für die Gleichberechtigung der Frau.
Auch ihre Kunstwerke sind ein Ausdruck für die Gedanken und Gefühle der 42-Jährigen. So verweisen die Piktogramme der Ausstellung im Deutschen Dom auf die Opfer von Unterdrückung, die ihrer Individualität beraubt und fremden Blicken ausgesetzt werden. „Die Menschen bekommen ihren Platz, ihre Körperhaltung und ihre Farbe zugewiesen“, sagt Parastou Forouhar. „Ich bin mit großer Anstrengung dieser Rolle entkommen.“ Forouhar warnt vor der Gefahr, sich aus Bequemlichkeit und Gewohnheit unterzuordnen.
Andreas Kaernbach, Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages, weist darauf hin, dass die Gesichtslosigkeit von Tätern und Opfern sowie die automatenhaften Bewegungen der computeranimierten Bilder „das Mechanische des Bösen, seine Zeit- und Ortlosigkeit, das sich Wiederholende“ offenbaren.
Die Ausstellung soll Aufmerksamkeit und Wachheit gegenüber Gewalt in jeder Form erzeugen. Antje Lange, Gleichstellungsbeauftragte des Bundestages, rief die Ausstellung anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März ins Leben, unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.
Bis zum 29. April 2005 können sich Besucher von der Ausdruckskraft des Figurenzyklus aufrütteln und bewegen lassen. Denn nur von Weitem sehen die Ornamente wie das Muster eines persischen Teppichs aus. Die scheinbare Harmlosigkeit verschwindet, sobald man genauer hinsieht.
Die Ausstellung ist zu sehen bis zum 29. April 2005 im Deutschen Dom am Gendarmenmarkt 1, 10117 Berlin-Mitte.
Text: Lydia Harder
Foto: Deutscher Bundestag
Erschienen am 04. April 2005
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