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Sibylle Laurischk: Ich lese gerade „Supergau Deutsche Einheit“ von Uwe Müller.

Ein interessanter Buchtitel, den ich als Einladung zur Pfingstferienlektüre am vorpommerschen Ostseestrand empfand. Zur Einstimmung auf eine ganze Woche Ferien fuhr ich durch die neuen Bundesländer, besuchte Leipzig, das einfach eine schöne Stadt ist, und genoss die Fahrt über Land. Ich kam durch Städte wie Torgau und Herzberg und landete endlich in dem kleinen Dorf Schlenzer bei Jüterbog, wo ich im Dorfgasthof zur Kaffeerunde von meiner Verwandtschaft erwartet wurde.

Wir sprechen offen über die Probleme des Ostens, die hohe Arbeitslosigkeit. Wer Arbeit hat, muss oft in den Westen pendeln. „Wenn die Rentner nicht in vielen Fällen die Familien mit ihren guten Renten unterstützen würden, wäre die Situation noch gespannter“, meint einer am Tisch. Wie die Zukunft aussieht, weiß keiner so recht. Eine gute Ausbildung ist den Jungen wichtig, aber ob sie am Ort bleiben können?

Die Ostseebäder sind zauberhaft, der Griff zur Lektüre ernüchtert. Uwe Müller schreibt Sätze wie: „Das Fiasko offenbart sich in der Bevölkerungsentwicklung … Die Vereinigung findet im Westen statt … Die Hinwendung zu extremistischen Parteien am rechten und linken Spektrum ist ein Warnzeichen dafür, was geschehen kann, wenn einem halben Land die glaubwürdige Perspektive verweigert wird … wenn der Irrweg offensichtlich ist, kann das Festhalten am Kurs nicht länger entschuldigt werden.“ Es geht ihm darum, „verantwortungsloses Handeln im Osten und fatale Ignoranz im Westen gleichermaßen anzuprangern“. Das Stichwort „Neuwahlen“ beendete meine Ferien leider nach einem Tag und damit meine Muße zum Lesen. Die ungelöste Problematik der Deutschen Einheit sollte uns alle beschäftigen. Das Buch von Uwe Müller ist dabei eine Hilfe.

Uwe Müller: Supergau Deutsche Einheit, Rowohlt, Berlin 2005, 255 Seiten.

Foto: Deutscher Bundestag
Erschienen am 29. Juni 2005