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Wahlkampfzeiten sind immer ein Ausnahmezustand. In ihnen zeigt sich, ob einer über die Jahre gut gearbeitet hat. Michael Luther weiß das und handelt danach.
Der Sommer hat die Sache einfacher gemacht, auch wenn er vielen als „gar kein richtiger Sommer“ in Erinnerung ist. Wahlkampf ist immer ein Härtetest für die Kandidaten. Gut also, dass im Sommer 2005 hin und wieder die Sonne schien und die Luft von der Wärme ein wenig flimmerte. Das gefiel auch dem CDU-Abgeordneten Michael Luther.
Jetzt, wo der parlamentarische Alltag längst wieder begonnen hat, man um Zahlen und Zukunft streitet, zwischen Hauptstadt und Wahlkreis pendelt, laufen die Uhren wieder anders. Einfacher ist es nicht geworden. Die Tage sind weiterhin zu kurz. Im August, als die Uhren plötzlich Tempo machten, sah ein Tag für den Abgeordneten Luther zum Beispiel so aus:
Er steigt morgens um acht die Treppe in seinem kleinen Dreifamilienhaus, das am Rande einer Gartensiedlung steht, hinunter und ist in seinem Wahlkreisbüro. Das richtige Büro wird gerade saniert, hier hat er sich nur provisorisch eingerichtet – ein Umstand, der den vorgezogenen Wahlen geschuldet ist. Aber auch Provisorien funktionieren, wenn man flexibel ist. Und das ist er, der Abgeordnete. Auf der Terrasse vor dem „Büro auf Zeit“ liegt Falk, der schon beachtlich alte Schäferhund der fünfköpfigen Familie Luther. Hinten in der Garage werden von einem Wahlhelfer Plakate auf Pappen gezogen. Es riecht nach Leim und wo man hinschaut, lächeln Michael Luther oder Angela Merkel einem zu.
Turnende Kinder
Der Abgeordnete bespricht im Büro mit der Wahlkreismitarbeiterin Ulrike Teumel Termine und Post, steigt dann in den VW-Bus, der ein Wahlmobil ist, und fährt zum ersten Termin.
Der Wahlkreis Zwickauer Land-Zwickau ist 511 Quadratkilometer groß. In ihm leben rund 232.000 Menschen. Zwickau ist die viertgrößte Stadt Sachsens und lange war sie Trabant-Stadt. Im Zentrum steht er auch noch: ein kleiner Trabant aus Beton, vor dem sich eine glückliche Familie, gegossen in Bronze, tummelt. Heute arbeiten in Zwickau rund 6.000 Menschen bei VW, die Textilindustrie in Crimmitschau, nahe Zwickau, gibt es so gut wie nicht mehr. Neues trat an Stelle des Alten, manches ging unwiederbringlich verloren, anderes ist im Wachsen. Ein Wahlkreis also, der immer noch im Umbruch ist und den Michael Luther wieder gewinnen will.
Um halb neun fährt er nach Schönfels in die Kita „Zwergenland“. Das tut gut am frühen Morgen: laute, fröhliche, schwatzende und turnende Kinder. Die Kita ist eine Erfolgsgeschichte, liebevoll aufgebaut und bestens geeignet für den Nachwuchs. Der Abgeordnete trifft Inge Krauß, die Bürgermeisterin der Gemeinde Lichtentanne, zu der Schönfels gehört. Mit der Bürgermeisterin und der Leiterin der Kita redet er über die Zukunft der Kinderbetreuung und das, was die Politik leisten muss, damit es eine gute Zukunft wird. Da führt im Gespräch eins zum anderen. Man landet schnell bei der wirtschaftlichen Situation der Eltern, bei den Themen Kitakosten und Arbeitslosigkeit, redet über berechtigte Ansprüche und erforderliche Eigenleistungen. „Die Kitakosten müssen runter“, sagt Michael Luther. „Das gehört zu einer guten Familienpolitik.“ Und schon ist man bei Haushaltslöchern und Gemeindesteuern und was den Rundgang anbelangt in der Turnhalle, wo die Kinder mit den Lieblingsplüschtieren Wettrennen veranstalten.
Gute Auftragslage
Tempo muss jetzt auch der Gast vorlegen. Um halb elf macht sich Michael Luther auf zum nächsten Termin nach Zwickau. Ein Gespräch mit Dieter Bellstedt, dem Werkleiter der VEM motors Thurm GmbH steht auf dem Plan. VEM ist ein Warenzeichen, fast hundert Jahre alt, und der Betrieb beschäftigt rund 300 Menschen, die Elektromotoren, Antriebssysteme und Generatoren produzieren. Die Auftragslage ist gut, die Zeiten aber sind schwierig. Der Abgeordnete Luther fragt nach den drängendsten Problemen. Was da genannt wird, bietet eine Steilvorlage für den Wahlkämpfer Luther: steigende Energiekosten, zu hohe Personalkosten, die Zukunft der Gemeinschaftsaufgabe Ost, die Vergabe von Fördermitteln.
Beim Rundgang durch den Mikrokosmos dieses Betriebs, in dessen Hallen es nach heißem Eisen, nach Schmierstoffen und Metallspänen riecht, in dem hochmoderne Maschinen und Handarbeit zu finden sind, wird der ganze Makrokosmos Wirtschaft diskutiert. Und jetzt, beim zweiten Termin des Tages und kurz vor Mittag, bestätigt sich, was morgens als Vermutung stand: Der Abgeordnete Luther ist einer, den man im Wahlkreis kennt. Das muss etwas damit zu tun haben, dass er auf die Leute zugeht. Der große, kaum zu übersehende Mann mit dem dunklen Schnauzbart nimmt jede Gelegenheit wahr, die Hand zum Gruß auszustrecken und zu sagen: „Guten Tag, darf ich mich vorstellen, mein Name ist Michael Luther...“ Und weil er das mit großer Freundlichkeit und noch mehr Beharrlichkeit tut, bleiben die Leute stehen, hören ihm zu, reden mit ihm. Viele tun das. So kommt er auf bestem Wege zu Kenntnissen und Erfahrungen, die für seine parlamentarische Arbeit wichtig sind. Vielleicht ist damit das Geheimnis erklärt, dass Michael Luther seit 1990 immer wieder gewählter Volksvertreter ist.
Am Ende des Rundgangs sagt einer der Arbeiter zum Abgeordneten und Wahlkämpfer Luther: „Geben Sie mir ein paar Personenprospekte und Kugelschreiber, die kann ich dann verteilen.“ Das macht den Gast fröhlich und gibt ein kleines Hochgefühl, wenn einer, mit dem er nun geredet hat, ein wenig Wahlkampf für ihn machen will. Nun hat der Abgeordnete die Welt der Präzisionstechnologie, die des Fließbands und die der einfachen Handarbeit gesehen und er hat gesehen und gehört, was von der Politik erwartet wird, um dieses Nebeneinander unterschiedlichster Arbeiten zu erhalten.
In netter Runde
Um ein Uhr geht es weiter nach Crimmitschau. Ein kurzer Zwischenstopp an einem Imbiss ist noch drin vor dem nächsten Termin. Inzwischen scheint die Sonne und es machen sich Sommergefühle breit. Eine junge Frau von der Sparkasse nebenan kommt zum Imbiss und der Abgeordnete verwickelt sie schnell in ein Gespräch über die Stadt und das Leben in ihr und die bevorstehenden Wahlen. Am Schluss drückt er ihr einen Flyer in die Hand und lächelt sein freundliches Lächeln. Dem kann sich auch die Sparkassenangestellte nicht entziehen und sie winkt, bevor sie zurück an die Arbeit geht.
Um 14 Uhr wird Michael Luther im Pflegeheim Rösner in Crimmitschau erwartet. Das steht auf einem Berg und mitten in einem Villenviertel und beherbergt 65 alte und pflegebedürftige Menschen. Es ist ein schönes Heim, in dem die Menschen sehr umsorgt und gut betreut sind. Viele sind mit ihren liebsten Möbeln ins Heim gezogen und mit ihrem Haustier. „Wenn es nicht gerade ein Pony ist“, sagt Heimleiter Henry Rösner und lacht, „nehmen wir die Tiere. Das ist wichtig fürs Wohlbefinden.“ Michael Luther setzt sich nach einem Rundgang noch zu den Frauen, die auf der Terrasse sitzen und den Spätsommertag genießen. Er hält mit einer Hundertjährigen einen kleinen Schwatz und verplaudert sich ein wenig in der Runde.
Luftballons und Gespräche
Knapp, aber immer noch pünktlich kommt er dann mit seinem Auto in der Fußgängerzone Zwickaus an. Hier wird in wenigen Minuten ein Stand aufgebaut und für eine gute Stunde ist der Abgeordnete fast nur im Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern. „Da hinten steht die FDP. Die haben ‘ne Hopseburg und bei denen gibt’s Musik“, sagt ein älterer Herr. „Auch schön“, antwortet Herr Luther und drückt einem Kind einen Luftballon, den er gerade aufgeblasen hat, in die Hand. „Mit mir können Sie reden.“
Modern Times
Um viertel nach fünf geht es dann weiter in die Mauritiusbrauerei. Auch eine Erfolgsgeschichte, mit Hürden, Ecken und Kanten. Nach der Wende mochte niemand mehr die trübe Brühe, die sich Zwickauer Bier nannte, trinken. Auch nicht, als es nicht mehr trübe war und gut schmeckte. So kam der Name Mauritius zustande und damit der Erfolg.
Geschäftsführer Rainer Otto führt die Gäste durch die Brauerei und niemand kann sich der Faszination dieser ausgeklügelten Technologie entziehen, die immer auch ein wenig an „Modern Times“ von Charlie Chaplin erinnert. Kein Mensch weit und breit, aber laufende Bänder und Maschinen.
Diskussion am Abend
Um sieben muss der Abgeordnete Luther nach Mülsen und in den in der Gegend berühmten „Amorsaal“ zum Bürgergespräch. Die Dorfkirche gegenüber des Saals, der sich als klassische Dorfkneipe entpuppt und in dem schon die Großeltern der heutigen Besucher ein Tänzchen aufs Parkett legten, wird von der Abendsonne in warmes Licht getaucht. Der Saal ist gefüllt und die Kellnerin hat alle Hände voll zu tun, denn jeder will noch sein Bier oder einen Wein, bevor es losgeht. Und als es dann losgeht, wird dies für den Wahlkämpfer Luther die letzte, aber sicher härteste Arbeit des Tages.
Die Männer und Frauen, die gekommen sind, haben sich gut vorbereitet, das Wahlprogramm der CDU gelesen und ihre Fragen notiert. Michael Luther legt sich mächtig ins Zeug und macht seine Sache gut. Er weiß, dass das Leben vielfältiger ist, als Wahlprogramme sein können, und mehr Fragen als Antworten bereithält. Die Leute danken es ihm an diesem Abend, indem sie zuhören und nachfragen und diskutieren. Ein guter Abschluss nach einem langen Wahlkampftag.
Gegen zehn Uhr ist die offizielle Debatte beendet.
Michael Luther bleibt noch, um mit dem einen und mit der anderen zu reden und weitere Fragen zu beantworten. Draußen ist es sternenklar und kühl. Der Sommer hat sich am Tag verausgabt. Jetzt sind Strickjacken und Jacketts gefragt. Michael Luther hat hart gearbeitet. Und am Ende hat es sich ausgezahlt. Er sitzt wieder für die Menschen in seinem Wahlkreis im Deutschen Bundestag, diesmal aber als Mitglied einer Regierungsfraktion. Ob sich etwas aus seinem Wahlkreis im Regierungshandeln wiederfindet? Die Menschen in Zwickau werden wohl genauer als früher nach Berlin blicken.
Text: Kathrin Gerlof
Fotos: studio kohlmeier
Erschienen am 8. Februar 2006
Michael Luther (CDU/CSU):
E-Mail:
michael.luther@bundestag.de
Webseite:
www.michael-luther.de
Webseite des Wahlkreises Zwickau:
www.zwickau.de
Webseite des Wahlkreises Zwickauerland:
www.zwickauerland.de