Welches Buch lesen Sie gerade?

Buchtipp: Julia Klöckner (CDU/CSU)

Ich lese gerade den Roman „Und Gott trägt einen blauen Pullover“ und „Dialektik der Säkularisierung — Über Vernunft und Religion“

Zum Buchlesen komme ich leider nur abends spät, da empfinde ich am ehesten die Ruhe und die Muße. Ich habe die Angewohnheit, Eselsohren in die Seiten zu knicken, damit ich die Stelle wiederfinde. So erzählen meine Bücher auch viel über den „Leseprozess“ — im Urlaub sind die Knicke etwa weiter auseinander“.

Gerade lese ich zum zweiten Mal das Buch eines engen Freundes, Holger Schlageter. Wir haben zusammen Theologie studiert, er zudem Psychologie. Aus seiner Erfahrung als Seelsorger und Unternehmensberater hat er „Und Gott trägt einen blauen Pullover“ geschrieben: Kluge Fragen und nachdenkliche Antworten aus und außerhalb der Bibel.

Außerdem liegt noch etwas schwerere Kost auf meinem Nachttisch: ein Dialog zwischen Jürgen Habermas und Joseph Ratzinger zur „Dialektik der Säkularisierung“. Mein Freund, ein Habermas-Kenner, hat mich darauf aufmerksam gemacht, weil er mich gerne mit listigen Fragen über den katholischen Glauben „malträtiert“. Das optisch dünne, aber inhaltlich gehaltvolle Buch kam mir da also gerade recht. Zwei der größten Denker fragen sich, ob Religion der Vernunft Grenzen setzen kann oder umgekehrt. Sehr lesenswert!

In meinem Wahlkreis in Bad Kreuznach habe ich letztens den Roman „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“ von Dai Sijie zu Ende gelesen. Mein CDU-Kreisvorsitzender hat mir das Buch mit dem Hinweis: „Hol? dir auch mal andere Gedanken, nicht nur die Tageszeitungen mit den politischen Meldungen“, geschenkt. Zwei chinesische Studenten werden zur kulturellen Umerziehung in ein abgelegenes Bergdorf geschickt. Sie sehen nur eine Überlebenschance: Sie müssen an einen Lederkoffer kommen, der die verbotenen Meisterwerke der westlichen Weltliteratur enthält. Eine schöne Liebesgeschichte — aber auch die Politik spielt wieder eine Rolle ...

Von Büchern, die ich gelesen habe, kann ich mich übrigens nicht trennen. Und so steht wieder eines im Regal. Mit vielen Eselsohren.

Foto: Deutscher Bundestag
Erschienen am 31. Januar 2007