> Unter der Kuppel > Inkognito
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Berichten:
Wenn wir die Tagesschau einschalten, gibt es fast immer Nachrichten
aus dem Bundestag. Wie ein Tag im Bundestag in die Medien kommt,
hat GLASKLAR live mitverfolgt. Außerdem erzählen
Abgeordnete ihre persönliche Medienstory, eine
Politikwissenschaftlerin sagt, wieso die "Tür manchmal zu
bleibt" und Cécile aus Frankreich, warum sie in Berlin ihr
Glück gefunden hat.
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Internet. Die Plattform bietet Chats mit Abgeordneten des
Bundestages, Diskussionsforen, Abstimmungen, Nachrichten und
Hintergrundberichte zu aktuellen politischen Themen.
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In jeder Ausgabe stellen wir jeweils ein Mitglied des Bundestages vor, das in der Geschichte Deutschlands eine bedeutende Rolle gespielt hat. Sein Name wird nicht genannt. Lüften Sie sein Inkognito und gewinnen Sie eine Reise für zwei Personen nach Berlin.
Bei seinem einzigen größeren Auftritt im Parlament stößt er bei den meisten Abgeordneten auf eisige Ablehnung. Nur einmal kommt während seiner Rede Beifall aus fast allen Fraktionen auf – als er den Namen Willy Brandts erwähnt, mit dem ihn einiges verbindet: Wie der zwei Jahre zuvor verstorbene SPD-Politiker ist er im Jahre 1913 geboren, wie Brandt wurde er in die Emigration getrieben. Wie Brandt trug er eine fremde Uniform, als er nach dem Krieg ins verwüstete Deutschland zurückkehrte.
Bei seinem Auftritt im Bundestag bewegt sich unser Kandidat auf ungewohntem Terrain. Denn er ist kein Politiker, sein Metier ist das geschriebene, nicht das gesprochene Wort. Dennoch hat er als Parteiloser die ihm angebotene Kandidatur fürs Parlament in Bonn angenommen, nicht zuletzt, damit „einer wie ich, mit dieser Lebensgeschichte“, von diesem Pult aus diese Rede halten kann.
Zeitlebens ist der Sohn eines jüdischen Kaufmanns den unbequemen Weg gegangen. Sein erstes literarisches Werk ist ein antimilitaristisches Gedicht, weswegen er 1931 in seiner Geburtsstadt Chemnitz von der Schule fliegt.
Nach der Machtübernahme der Nazis flieht er zunächst nach Prag. 1935 geht er in die USA, schließt sein in Berlin begonnenes Studium in Chicago mit einer Arbeit über Heinrich Heine ab und arbeitet als Chefredakteur einer antifaschistischen Wochenzeitung. 1942 veröffentlicht er auf Amerikanisch seinen ersten Roman. Die laut Kritik spannende „Mischung aus Detektivroman, Liebesstory, Zeitgeschichte und antifaschistischem Bekenntnis“ kommt beim amerikanischen Publikum an, wird sogar verfilmt.
1943 wird der Deutsch-Amerikaner Mitglied der US-Armee und nimmt als Sergeant für psychologische Kriegsführung an der Invasion in der Normandie teil. Diese Erfahrungen verarbeitet er zu seinem zweiten Roman, der zu einem internationalen Bestseller wird. Er heiratet eine Amerikanerin, könnte als geachteter Schriftsteller in seiner neuen Heimat glücklich werden. Wenn da nicht seine Sehnsucht nach einer besseren Welt wäre, nach einer Welt, die nach seinen Worten „menschlich ist, in der nicht der Ellenbogen wichtigster Körperteil ist, sondern das Herz und der Kopf“.
Diese Sehnsucht lässt sich für ihn im heraufziehenden Kalten Krieg in Amerika nicht stillen. Die Kommunistenjagd des Senators Joseph McCarthy, schließlich der Koreakrieg führen 1952 zum Bruch mit der Politik seines Gastlandes. Er gibt seine militärischen Auszeichnungen zurück und siedelt nach Ostberlin über, um beim Aufbau des Sozialismus mitzuhelfen. „Einige Jahre in meinem Leben“, so erklärt er später dem „Spiegel“, habe er geglaubt, dass sich die von ihm ersehnte bessere Welt über den Kommunismus erreichen lasse. „Bis ich dann doch große Zweifel daran bekommen habe.“
Eine Zeit lang arbeitet er als freier Schriftsteller. Er wird mit dem Nationalpreis II. Klasse der DDR geehrt. Doch einer wie er kann und will sich mit dem real existierenden Sozialismus der DDR nicht auf Dauer arrangieren. Er setzt sich mit dem Aufstand vom 17. Juni 1953 auseinander, rechnet in einem Roman mit dem Stalinismus ab. Weil das Buch in der DDR nicht erscheinen darf, veröffentlicht er es in der Bundesrepublik.
Er muss den DDR-Schriftstellerverband verlassen, verschafft sich dennoch immer wieder Gehör. Zum Beispiel am 4. November 1989, als er zusammen mit vielen anderen Rednern vor einer halben Million Menschen auf dem Berliner Alexanderplatz einen „neuen, einen besseren Sozialismus in der DDR“ fordert und feststellt: „Wir haben in diesen letzten Wochen unsere Sprachlosigkeit überwunden und sind jetzt dabei, den aufrechten Gang zu erlernen.“
Seine Mitgliedschaft im Bundestag bleibt eine Episode. Er legt sein Mandat nach weniger als einem Jahr nieder. Im Dezember 2001 stirbt er während eines Besuchs in Jerusalem.
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Die Lösung unseres Rätsels in Heft 7/05
lautet: Thomas Dehler.
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