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Natürlich arbeite ich jeden Tag mehrere Zeitungen durch. Das gehört einfach zu meiner Tätigkeit als Abgeordnete. Aber an sich habe ich zu Zeitungen und Zeitschriften einen sehr pragmatischen Bezug. Da ist mein Verhältnis zu Büchern ganz anders, weil Literatur gesellschaftlichen Wandel auf ästhetisch oft sehr ansprechende Weise reflektiert.
Lesen gibt mir daher immer wieder neue Motivation für meine Arbeit. Als ich mein Wahlkreisbüro eröffnet habe, habe ich nicht nur eine Rede über meine politischen Ziele gehalten, sondern auch eine besonders schöne Szene aus einem aktuellen Buch vorgelesen. Überhaupt möchte ich in meinem Wahlkreisbüro Politik nicht nur im klassischen, engen Sinn machen. Mein Ziel ist es, der Kooperation zwischen Kunst, Kultur und Politik einen Raum zu geben. Manchmal führen wir zum Beispiel aktuelle Filme vor und diskutieren darüber. So ist zum Beispiel geplant, den Film „Minority Report“ zu zeigen und vorher eine Debatte zum Thema „Überwachungsstaat“ durchzuführen.
Eine Neuerscheinung, die ich jedem Politiker zur Lektüre empfehle, ist Jakob Heins Roman „Herr Jensen steigt aus“. Er zeigt, welche Auswirkungen plötzliche Erwerbslosigkeit auf die Menschen hat und wie das Arbeitsamt versucht, die Leute mit Weiterbildungsmaßnahmen zu beschäftigen, die ihnen überhaupt nicht helfen. Mein Literaturtipp für Kinder: „Pippi Langstrumpf“. Diese Kinderbuchreihe von Astrid Lindgren habe ich wieder entdeckt, als ich bei einer Veranstaltung unter dem Motto „Große lesen für Kleine“ einigen Kids daraus vorgelesen habe. „Pippi Langstrumpf“, finde ich, zeigt, dass es sich manchmal lohnt, frech zu sein.
Katja Kipping (Die Linke.), Jahrgang 1978, ist seit 2005
Mitglied des Bundestages. Ihre Magisterarbeit hatte das Thema
„Interdependenzen zwischen Politik und Literatur,
exemplarisch dargestellt an Werken von Cernysevskij, Cechov und
Blok“.
katja.kipping@bundestag.de
www.katja-kipping.de