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Celine Isaac, 23 Jahre, kommt aus Liberia, lebte später auch an der Elfenbeinküste und in Nigeria. Vor drei Jahren kam sie, hochschwanger, mit einem Touristenvisum nach Deutschland. Als sie ihren Pass verlor, kehrte sie nicht in ihre Heimat zurück. Eine Härtefallkommission prüft derzeit, ob sie in Deutschland bleiben darf. Sie lebt mit ihrem kleinen Sohn in Berlin.
Von Europa habe ich schon als Kind gehört. Ich habe viele Afrikaner getroffen, die in Europa lebten und manchmal ihre Familien zu Hause in Afrika besuchten. Die haben erzählt, wie es dort ist, dass sie arbeiten gehen und Geld verdienen können, Geld, mit dem sie ihre Familien in Afrika unter stützen. Auch mein Onkel hat zehn Jahre lang in Europa gelebt, er war bei der Marine und ist als alter Mann wieder in seine Heimat zurückgekehrt. Er hatte plötzlich ein eigenes Auto und ein Haus und war sehr reich. Ich habe dann gedacht, was alle bei uns denken: dass in Europa alles viel besser ist, dass man dort viel besser leben kann.
Vor drei Jahren lernte ich in Lagos einen deutschen Mann kennen, der mich mit falschen Versprechungen nach Deutschland lockte. Ich war schwanger damals. Als wir in Deutschland ankamen, wollte er, dass ich für ihn arbeite. Da habe ich ihn verlassen.
Heute lebe ich in Berlin, aber ich weiß noch nicht, ob ich in Deutschland bleiben darf. Bis es entschieden ist, zahlt mir das Sozialamt die Miete für meine kleine Wohnung, und mein Sohn kann in den Kindergarten gehen. Arbeiten darf ich nicht, dafür habe ich keine Genehmigung. Doch ich würde so gern hier bleiben. Hier ist tatsächlich alles tausendprozentig besser als da, wo ich herkomme. Es gibt überall Wasser und Elektrizität, die Menschen haben Licht in ihren Wohnungen und Wasserhähne, und die Häu ser sind sehr schön. In Afrika gibt es Strom nur in den Großstädten, und Wasser haben wir jeden Tag aus der Quelle geholt. Um am offenen Feuer kochen zu können, mussten wir stundenlang nach Gas anstehen und warten. Mit meinen Brüdern und meiner Großmutter bin ich von Land zu Land gezogen, um überhaupt überleben zu kön nen. Erst Elfenbeinküste, später Nigeria, überall dorthin, wo wir glaubten, dass es etwas Arbeit gibt. Wer in Afrika nicht arbeitet und nicht ständig versucht, Geld zu verdienen, der verhungert. Es ist ein ständiger Kampf ums über leben.
Und hier in Europa? Hier sind die Menschen so reich. Sie haben neben ihrer Arbeit sogar Zeit, mit ihren Hunden spazieren zu gehen — das ist in Afrika unvorstellbar und für mich noch immer sehr ungewohnt. Hier haben mir &Äuml;rzte auch geholfen, mein Kind zur Welt zu bringen. In meiner Heimat müssen die Frauen das ganz allein machen.
Jetzt träume ich davon, noch mehr von Europa sehen zu können. Die Niederlande sollen sehr schön sein, und auch die Schweiz. Aber vor allem möchte ich studieren. Ich habe in Afrika einen Schulabschluss gemacht und mein größter Wunsch ist es nun, Anwältin zu werden. Vielleicht gibt man mir diese Chance. Ich hoffe es sehr.
Länderinfo Liberia
Lage: westafrikanische Atlantikküste (Golf
von Guinea)
Hauptstadt: Monrovia
Bevölkerung: rund 3,3 Mio. Einwohner,
darunter 2,5 Prozent von Afroamerikanern abstammende
Bevölkerungsschicht, 16 Hauptstämme
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf: 166 US-Dollar
(IWF-Schätzung 2005)
Staatsform: Präsidialdemokratie und
Zweikammersystem