Innenausschuss
Berlin: (hib/WOL) Im Verlauf des Jahres 2005 werden alle noch
ausstehenden Zahlungen an Zwangsarbeiter durch die sieben damit
beauftragten Organisationen abgeschlossen sein. Dies erklärte
der Vertreter der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft"
am Mittwochvormittag vor dem Innenausschuss. Den Ausführungen
zufolge sind mit Ende des Jahres 2004 Zahlungen in Höhe von
insgesamt 3,8 Milliarden Euro an insgesamt 1.614.000 Zwangsarbeiter
geleistet worden. Alle beauftragten Organisationen bis auf die IMA
(International Migration Association) hätten bereits mit der
Zahlung der zweiten Rate begonnen; 1,141 Millionen Zwangsarbeiter
hätten die zweite Zahlungsrate bereits erhalten. Insgesamt
seien 2,3 Millionen Anträge von der Stiftung bearbeitet
worden, wobei rund 500.000 Anträge wegen fehlender oder nicht
zutreffender Nachweise abgewiesen worden seien. In rund zehn
Prozent der Fälle gingen die Zahlungen an Hinterbliebene, weil
die Empfänger inzwischen verstorben seien. Aufgrund der
gesetzlich vorgesehenen Öffnungsklausel wurden durch die
Entwicklung der Zinserträge Zahlungen in Höhe von 316
Millionen Euro an zusätzliche Opfergruppen möglich. Dazu
gehören Personen, die sich wegen Verfolgung versteckt halten
mussten, sowie Zwangsarbeiter, die nicht verschleppt, sondern im
eigenen Land zur Zwangsarbeit gepresst wurden. Von dem Zinsertrag
sind einvernehmlich zwischen der Stiftung und den betrauten
Organisationen 190 Millionen Euro für Opfergruppen
ausgewiesen, die durch die IMA betreut werden. 135 Millionen wurden
an den Jewish Claim überwiesen und 16 Millionen Euro werden an
russische Opfergruppen ausgezahlt. Eine weitere Zuzahlung in
Höhe von 17 Millionen erfolgte an Opfer von medizinischen
Versuchen. Diese erhalten mit jeweils 6700 Euro 87 Prozent des
gesetzlich festgelegten Höchstbetrages. Lediglich Zahlungen
zur Regelung von Versicherungsschäden könnten nicht bis
2005 geleistet werden. Hierzu erklärte der Berichterstatter
der SPD-Fraktion, von rund 80.000 gemeldeten
Versicherungsansprüchen seien bislang nur 4.000 belegbar. Alle
Fraktionen des Innenausschusses drückten der Stiftung
übereinstimmend ihren Dank für die geleistete Arbeit in
einem problematischen und äußerst sensiblen Bereich aus.
Auf den Punkt brachte es der Sprecher der FDP als er sagte, auch
nach der Verabschiedung der gesetzlichen Vorlage zur
Entschädigung hätte bei einer weniger sensiblen und
weniger gut geführten Regulierung "noch viel Porzellan
zerschlagen werden können". Es sei das Verdienst des
Kuratoriums, der Wirtschaftsunternehmen und der beauftragten
Organisationen, dass die Entschädigung allseits zufrieden
stellend verlaufen sei. Mit Zuversicht wurde von allen Fraktionen
auch die Gestaltung des Zukunftsfonds bewertet, der nach Auskunft
der Stiftung allerdings erst im Aufbau begriffen ist.