Historische Kandelaber am Reichstagsgebäude wiederaufgestellt
Das Berliner Reichstagsgebäudes erstrahlt wieder im Licht seiner historischen Bronze-Kandelaber. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse übergibt am Freitag, den 5. Mai 2000 die beiden 8, 20 Meter hohen Bronze-Lichtträger ihrer Bestimmung. Nach der Restaurierung stehen die Leuchter damit wieder an ihrem ursprünglichen Platz am Fuße der beiden Vorfahrten an der Ostseite des Gebäudes.
Trotz starker Kriegseinwirkungen am Gebäude waren die beiden Leuchter fast unbeschädigt geblieben und standen auch während der deutschen Teilung an ihrem heutigen Platz. Erst mit dem Beginn des Umbaus des Reichstagsgebäudes im Jahr 1995 wurden die 2,64 Tonnen schweren Leuchter abgebaut und in Spandau zwischengelagert. Im März waren die Leuchten im sächsischen Wurzen restauriert worden. Der Entwurf für die Kandelaber stammt von dem Bildhauer Prof. August Vogel, der den Auftrag vom Reichstagsarchitekten Paul Wallot erhalten hatte. Die Herstellung der Leuchter begann im Jahr 1899. An ihrem jetzigen Platz stehen die Kandelaber seit 1901.
Die Kandelaber sind gleich gestaltet, unterscheiden sich aber in den krönenden Figuren. Ein Kandelaber zeigt den Friedens-Ruhm, während der zweite Leuchter den sogenannten Kriegs-Ruhm darstellt. Die beidseitig angebrachten Laternenarme sind ähnlich dem Bug eines Wikingerschiffes gestaltet. Unterhalb der Laternenarme befinden sich zwei Frauenköpfe, die Licht und Finsternis symbolisieren. Als Lichtquelle wurden ursprünglich Kohlebogenlampen verwandt, später Hochdruckentladungslampen während heute modernes Xenonlicht erstrahlt, das dem ursprünglichen Lichtfarbe entspricht.
Die Leuchter gehören zu den wenigen noch gut erhaltenen Originalen der Bronzebildhauerkunst um die Jahrhundertwende. Zwei ähnliche 24 Meter hohe Kandelaber, die ursprünglich am Platz vor dem Brandenburger Tor standen, wurden Opfer der Nachkriegszeit. Die Reichstags-Kandelaber hatten vor genau 100 Jahren einen anderen, prominenten Platz. Sie schmückten im Jahr 1900 zur Weltausstellung in Paris den Eingang des Deutschen Pavillons.