Das Schönste ist der Duft. Zwar wirkt mit dem bloßen Auge gesehen alles schon sehr edel und orientalisch - die Mosaike und Vergoldungen, die geräumigen Büros mit ihren massiven Holzmöbeln und italienischen Sitzgarnituren, ja selbst die Toiletten und gläsernen Fahrstühle. Die Sinne aber lassen sich vor allem von dem leichten, alles umschwebenden Weihrauch betören. Spätestens unter der ornamentalen Glasdecke als Mittel- und Höhepunkt des repräsentativen Erdgeschosses, wähnt man sich wie in Tausendundeiner Nacht. Im Hintergrund schaltet ein eleganter Botschaftsangehöriger plötzlich die Lichter an, lacht dazu freundlich und hört stolz das bewundernde "Oooh", als der arabische achtzackige Stern am Himmel in den schönsten Farben leuchtet.
Die Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate hat aber auch ein ganz der arabischen Bautradition verpflichtetes Äußeres: Die Fassade mit ihren auffälligen Risaliten ist aus heimischem Sandstein gearbeitet, der gleiche, aus dem auch das Brandenburger Tor und das Reichstagsgebäude gebaut sind. Die Botschaft erscheint damit an diesem Winternachmittag wie eine Fata Morgana, inmitten der grauen Hiroshimastraße im Diplomatenviertel. Erst einmal drinnen kommt es einem noch märchenhafter vor. Der Besucher betritt durch ein Portal eine Oase, gesäumt von echten Palmen bis zur Decke, aber konserviert für das Dasein als winterresistente Botschaftspflanze. Eine Indoor-Oase, in der schimmernde Wandmosaike mit goldenen Plättchen spanischer Herkunft und blauer Granit aus Brasilien für den Boden das kostbare Wasser symbolisieren. Nicht nur in der gebäudehohen Eingangshalle finden sich die traditionellen Ornamente. Im gesamten Haus ist der achtzackige Stern das immer wiederkehrende Motiv. So auch an den Holzwänden und im Teppich der integrierten Moschee, die linkerhand von der Halle abgeht. Zweimal am Tag können die rund 50 Mitarbeiter der Botschaft in dieser dezenten Atmosphäre beten.
Ein in diesem edlen Ambiente eher ungewöhnlicher Blickfang ist das etwa drei mal vier Meter große Pos- ter, das von der Galerie unter der sagenhaften Glasdecke herabhängt. Der 2004 verstorbene Zayid ibn Sultan Al Nahyan, Staatsoberhaupt seit Gründung der Vereinigten Arabischen Emirate 1971, ist darauf gemalt. Im Hintergrund deuten Hochhäuser den Reichtum und Bauboom am persischen Golf an. In Berlin allerdings haben die Architekten in Ideen, Material und arabischen Bautraditionen geschwelgt. Besonders prachtvoll ist der Festsaal geraten, der zum Garten hin liegt. 950 Quadratmeter groß, können hier mindestens 700 Menschen geladen werden. Der Teppich, eigens in England hergestellt, deckt Dreiviertel der Grundfläche ab und ist eines Palastes würdig. Chinesisch inspirierte Säulen, Vergoldungen und schöne Lampen verstärken den Eindruck. Hier kommt nun auch der 1. Sekretär der Botschaft richtig ins Schwärmen. "Wir waren Pioniere", sagt Saeed Al-Muhiri. Die Berliner Botschaft sei der Prototyp für weitere neue Botschaften, in Moskau entstehe im übrigen gerade ein Duplikat. Die diplomatische Vertretung in den USA sei das Vorbild gewesen, doch "Berlin hat in ihrer Schönheit Washington übertroffen". Ein offenes Geheimnis sind die Baukosten von rund 18 Millionen Euro, die man dem Gebäude im Vergleich zu Projekten derselben Preiskategorie gewiss ansieht. Schließlich solle die Botschaft auch ein "Spiegel für die guten Beziehungen" sein, sagt Al-Muhiri.
Mit Deutschland führen die sieben arabischen Scheichtümer der Föderation eine "strategische Partnerschaft". Weil die Diplomaten diese in Zukunft noch weiter ausbauen wollen, stehen Wirtschaftsforen und ein Kulturdialog schon lange auf der Agenda der Emirate. Auch ein Studentenaustausch ist in diesem Jahr geplant. Architektonisch aber heißen die Scheichtümer Berlin mit ihrer kostbaren Botschaft schon jetzt "Willkommen".