Das Studium kostet 3.000 Euro pro Trimester, also 36.000 Euro für die vierjährige Regelstudienzeit insgesamt. Studenten an staatlichen Hochschulen müssen demnächst "nur" mit 1.000 Euro Gebühren im Jahr rechnen. Trotzdem ist die Law School keine Plutokratenschule. "Wir suchen die Studierenden nach Begabung aus, dann erst reden wir über Geld", erklärt Geschäftsführer Markus Baumanns. "BAföG-Empfängern erlassen wir die Hälfte der Studiengebühren." Fast jeder fünfte Student erhält diese Vergünstigung. Im übrigen müssen die Gebühren erst "nachlaufend", aus dem Erwerbseinkommen im Beruf bezahlt werden. "Wir haben zinsgünstige Darlehenskredite mit der Sparkasse ausgehandelt", so Baumanns. Alternativ können Bedürftige den "umgekehrten Generationenvertrag" abschließen. Dabei tritt die Law School in Vorlage und der Schüler gibt später 15 Jahre lang acht Prozent seines Einkommens zurück, maximal aber 75.000 Euro. Doras Eltern zahlten gleich voll, konnten die Aufwendungen aber bei der Einkommensteuer absetzen. Hauptfinanzier der Law School ist indes die Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, die Universalerbin des Hamburger Großverlegers. Sie trägt zwei Drittel aller Kosten.
Von den mehr als 300 Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland sind heute rund ein Viertel nichtstaatlich, fast die Hälfte davon kirchlich. Die erste unter den rein "Privaten" war die European Business School, jetzt in Oestrich-Winkel im Rheingau beheimatet und fast 30 Jahre alt. Wenig später kam die Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung in Koblenz hinzu. Auch diese beiden Unis beruhen auf Stiftungen von Gönnern mit viel Geld und dem erklärten Willen zu einer modernen Spitzenausbildung in Deutschland. Die Studierenden zahlen Gebühren auf ähnlichen sozialverträglichen Finanzierungswegen wie an der Law School. Insgesamt gehen freilich bis heute nicht mehr als zwei Prozent aller Hochschüler auf solche Lehranstalten "in freier Trägerschaft". Diese können die staatlichen Bildungsanbieter also schon angesichts des wachsenden Akademikerbedarfs in Wirtschaft und Gesellschaft überhaupt nicht ersetzen. Der frühere Präsident der Hochschulrektorenkonferenz Hans-Uwe Erichsen stellt klar, dass der Staat selber genügend Studienplätze bereitstellen muss, um das Grundrecht auf Freiheit der Berufswahl zu sichern.
Die freien Hochschulen sind jedoch, wie der renommierte Bildungspolitiker Manfred Erhardt gern betont, "ein Stachel im Fleisch" der staatlichen, eine ständige Herausforderung zur Studienreform. So hält die Law School für ihre 500 Studis 80 hauptberufliche Mitarbeiter vor, darunter 15 Professoren. Dazu kommen noch zahlreiche Lehrbeauftragte, zumal erfolgsgewohnte Anwälte. Ein dermaßen günstiges (Zahlen-) Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden weist keine staatliche Juristenfakultät auf.
Charakteristisch sind kleine Lerngruppen, für Anfänger wie Examenskandidaten. Mithin kein Wunder, dass mindestens drei Viertel eines Studienjahrgangs 2005 nach zwölf Trimestern (acht Semestern) das Staatsexamen machten, während der Bundesdurchschnitt deutlich später nach zehneinhalb Semestern abschließt. In der kürzeren Zeit absolvierten die Law-Schüler auch noch zwei Pflichtpraktika während der zeitlich eng bemessenen Trimester-"Ferien" und ein fünfmonatiges Auslandsstudium. Das lässt sich nur in einem Vollzeitstudium ohne Nebenjob schaffen.
90 Prozent der Buc-Absolventen erreichten mit 11,2 Punkten ein gutes "Prädikatsexamen", während die Durchschnittsköpfe an staatlichen Hochschulen nur auf sechs Punkte kommen. Das ist offenbar nicht einfach damit zu erklären, dass die Auswahlstudenten der Privat-Hochschule schon ein exzellentes Abitur mitbringen (1,5 im Durchschnitt) - Jura-Studenten der Uni Kiel mit demselben hohen Abidurchschnitt schneiden trotzdem im Staatsexamensvergleich deutlich schlechter mit 8,2 Punkten ab.
Die Law-Schüler sind einfach schneller und besser - "Druck führt schon nach einem physikalischen Gesetz zur Bewegung", meint Dora Freude, "auch im Studium". Sie empfindet nicht nur die Verpflichtung gegenüber den zahlenden Eltern. "Man setzt sich auch selbst unter Druck im Hinblick auf den Nebenmann, mit dem man tagtäglich studiert. Ich habe mir oft gesagt: Was der oder die kann, das will ich auch zeigen", erinnert sich Dora. In einer überschaubaren Community ungefähr gleichbegabter Lerner entwickelt sich von selbst eine ganz natürliche Wettbewerbsatmosphäre - die in der staatlichen Massenuni kaum aufkommen kann.
An der Law School lernen, heißt, mehr als Jura studieren. Zum Lehrplan gehört zwingend ein Studium generale, das stets am Mittwochnachmittag stattfindet und Einführungs- wie Diskussionsveranstaltungen von der Philosophie über die Geschichte bis zur Kunst umfasst. Ein ebenfalls unvermeidbares Ökonomieprogramm gibt Einblick in die Wirtschaftspolitik und die Betriebswirtschaft. Im übrigen sind Sprachkurse mit speziell fachsprachlichen Übungen in Englisch, Französisch oder Spanisch Pflicht. In allen diesen Bereichen können und müssen die Studenten für den Baccalaureus Legum punkten, eine Hochschulprüfung nach dem sechsten Trimester. Dieser juristische Bachelor ist eine anerkannte Berufsqualifikation auf Sachbearbeiterebene, vor allem aber ein Sprungbrett zum Weiterbildungsstudium mit Master-Abschluss etwa an einer angelsächsischen Partnerhochschule, als internationale Qualifikation neben dem deutschen Staatsexamen. Dora Freude freilich denkt wie die meisten ihresgleichen jetzt erst einmal an den Vorbereitungsdienst für das zweite Examen, am liebsten bei einer großen Kanzlei aus dem Fördererkreis der Law School.
Der Autor ist freier Journalist in Bonn.