Die im Maastrichter Vertrag festgeschriebene Idee der wachsenden Bedeutung von Kultur in Europa hat das "Netzwerk Europäischer Museumsorganisationen" vorweg genommen. NEMO sorgt seit 13 Jahren dezentral und europaweit ganz praktisch für den grenzüberschreitenden Kulturaustausch - derzeit mit einer neuen Vorsitzenden von Deutschland aus.
Kunst und Kultur gehen gerne auf Reisen und kennen keine Grenzen. Dafür gibt es aber umso mehr fragen: Denn wer haftet beim Transport ? Wie lassen sich Leihgaben am besten versichern? Welche Modelle der Staatshaftung sind sinnvoll? Was passiert etwa, wenn Museumsobjekte in ein anderes europäisches Land verliehen werden, sich aber vermeintliche frühere Eigentümer oder Erben melden und Rückgabe fordern? Höhere Mobilität der Museumsbestände und Vertrauensbildung bei Museumsdirektoren, die ihre besten Stücke in die Ferne schicken, dafür setzt sich NEMO ein. Der vielklingende Name steht für "Network of European Museum Organisations". NEMO, das ist hier kein tapferer Fisch oder alter Käpt'n, sondern eine Versammlung von "Leuchtturmwärtern" in der Museenlandschaft Europas. Insgesamt vertritt NEMO Museen aus 32 Ländern zwischen Zypern und Island. Mechtild Kronenberg, Geschäftsführerin des Deutschen Museumsbundes, ist seit Januar diesen Jahres Vorsitzende von NEMO. "Wir sind ein informelles Netzwerk, ein Arbeitskreis und zugleich Ansprechpartner nach innen für die Mitgliedsmuseen und nach außen für Politik und Öffentlichkeit", sagt sie. Mit ihrer Wahl für die Jahre 2006 bis 2007 wurde die Geschäftsstelle von Finnland nach Deutschland verlegt, und die Aktivitäten werden jetzt vom Deutschen Museumsbund aus koordiniert.
NEMO ist 1992 aus der Kopenhagener "EC Conference of Museums" entstanden und vertritt auch die Belange der Museen bei der Europäischen Union. Das Netzwerk informiert seine Mitglieder über museumsrelevante EU-Initiativen, Rechtsprechung sowie Förderprogramme und stärkt die Zusammenarbeit und den Austausch von Museen und ihren Organisationen.
Daneben informiert und berät NEMO europäische Institutionen in Museumsfragen und sensibilisiert Abgeordnete für die Bedeutung von Museen für das europäische Kulturleben. "Ein ganz großes Thema von NEMO ist ein einheitlicher Leihvertrag", sagt Kronenberg. Ende des Jahres soll der Standard-Leihvertrag für europäische Ausstellungsvorhaben fertig sein. "Jedes Museum muss dann nicht immer von vorne anfangen und das Rad neu erfinden", so Kronenberg. Denn bisher gibt es noch keine einheitlichen Bestimmungen für das grenzüberschreitende Ausleihen von Bildern und Kunstobjekten. Dazu hat NEMO Best Practice-Beispiele von Leihverträgen aus ganz Europa gesammelt, die gerade ausgewertet werden. Dies wird die Mobilität der Sammlungen erleichtern, hofft Kronenberg. "Wir diskutieren auch die Frage von Standards, ob es zum Beispiel sinnvoll ist, ein Gütesiegel zu verleihen, das vorbildliche Museen auszeichnet", sagt Kronenberg. Und was der Vorsitzenden besonders wichtig ist: "Das Museum ist ein Bildungsfaktor, deshalb muss es das Ziel sein, es als Bildungsinstitutionen in den Köpfen aller zu verankern". Denn gerade im Museum sei kulturelle Identität zu erfahren; in einer globalisierten Welt, in der es immer wichtiger werde zu "wissen, wo man herkommt, um seine eigene Identität wahren zu können."
Im Internet:
www.museumsbund.de