Was tun? Bundestag und Bundesrat haben einen ersten Lösungsansatz auf den Weg gebracht - das Gesetz zum Elterngeld. Lange umstritten, wird es zum 1. Januar 2007 umgesetzt und damit ein Stück rot-grüne Familienpolitik fortgeschrieben. Schon 2004 hatte Familienministerin Renate Schmidt (SPD) ein Gesetz vorgestellt, welches die Umwandlung des bis dahin pauschal gezahlten Erziehungsgeldes in eine einkommensabhängige Lohnersatzleistung, die ein Jahr gezahlt werden sollte, vorsah. Schon damals war eines der Ziele, Väter durch finanzielle Anreize zu ermuntern, tatsächlich Erziehungszeit zu nehmen. Doch der rot-grüne Vorschlag fand weder die Zustimmung der Union, noch die der Länder. Mit dieser Regelung, so die Kritik damals, schränke man die Wahlfreiheit der Eltern ein. Man wolle, so die Union, weniger die Erziehungsleistung, sondern vielmehr eine möglichst kurze Unterbrechung der Erwerbstätigkeit der Eltern honorieren. Während besser verdienende Erwerbstätige finanziell unterstützt werden, erhalten arbeitslose Erziehende immer weniger finanzielle Förderung, wurde bemängelt.
Nun wird praktisch dieselbe Regelung zum Gesetz - die Große Koalition machts möglich. Profitieren sollen dabei nicht zuletzt besser verdienende Frauen, insbesondere Akademikerinnen, bei denen die Einkommenseinbußen bei Unterbrechung ihres Berufslebens wegen eines Kindes bisher am höchsten waren und die infolge dessen deutlich unter der durchschnittlichen Geburtenrate liegen. Nachteile ergeben sich für Arbeitslose und Geringverdiener, die nun schlechter gestellt sind. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) ist dennoch wie auch sein baden-württembergischer Amtskollege Günter Oettinger (CDU) des Lobes voll. "Das Elterngeld soll Mut machen zum Kinder kriegen", so Beck. In der geplanten Ausweitung der Zahlung auf 14 Monate, für den Fall, dass Väter die Kinderbetreuung übernehmen, sieht er "keinerlei Bevormundung". Dies sei vielmehr ein notwendiges Signal für eine "stärkere Partnerschaftlichkeit in der Gesellschaft".
Oettinger sieht einen Paradigmenwechsel in der Familienpolitik. Umfragen hätten gezeigt: Junge Leute wünschen sich weiterhin Familie und Kinder. Die Geburtenraten sprechen allerdings dagegen. Die Frage: Karriere oder Kind müsse mit der Entscheidung für Karriere und Kind beantwortet werden. Dies könne das Eltergeld erleichtern. Vorteile entstünden dadurch auch für die Wirtschaft, da sehr gut ausgebildete Frauen sich nicht mehr zwischen Beruf und Kind entscheiden müssten. Auch Bayerns Familienministerin Emilia Müller (CSU) sprach sich für das Elterngeld aus. Damit allein sei allerdings das Problem nicht zu lösen. Es müsse ein zweiter Schritt folgen, denn entscheidend sei es, den Eltern auch nach dem ersten Jahr eine Perspektive zu bieten. Dazu sei der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen enorm wichtig.
Dieser Forderung schloss sich auch der nordrhein-westfälische Familienminister Armin Laschet (CDU) an. Die Frage sei, wie gut man Familie und Beruf miteinander verbinden könne. Ein zwölfmonatiges Eltergeld bringe gar nichts, wenn es danach nicht genug Kinderbetreuungsangebote gebe. Bund und Länder müssten das Problem gemeinsam anpacken. "Lohnersatzleistungen des Bundes verbunden mit Betreuungsangeboten der Länder können zu einer deutlichen Verbesserung führen", so Laschet.