Bundestag verlängert Afghanistan-Mandat
Nach einer 90minütigen Debatte hat der Bundestag am
Freitag, dem 12. Oktober 2007, mit großer Mehrheit für
die Verlängerung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan um ein
weiteres Jahr gestimmt. In der namentlichen Abstimmung votierten
453 Abgeordnete mit Ja, 79 stimmten dagegen und 48 Abgeordnete
enthielten sich der Stimmabgabe (Ergebnis als Namensliste). Für
große Debatten sorgten in der vergangenen Sitzungswoche
außerdem die Regierungserklärung zum Arbeitsmarkt und
der geplante Ausbau der Kinderbetreuung.
Debatte über Afghanistan-Einsatz
Ohne ein Mandat vom Parlament können keine Bundeswehrsoldaten zu Auslandseinsätzen entsandt werden. Die Bundesregierung bat in ihrem Antrag ( 16/6460) um Zustimmung der Abgeordneten, dass die rund 3100 deutschen Streitkräfte für weitere zwölf Monate den Wiederaufbau in Afghanistan absichern.
Teil des Mandats ist erstmals auch der Einsatz von Tornado-Aufklärungsflugzeugen.
In der kontroversen Debatte sagte Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), der zivile Wiederaufbau würde in Afghanistan ohne die militärische Unterstützung "auf verlorenem Posten" stehen. Der außenpolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Eckart von Klaeden (CDU), betonte, es gehe beim Einsatz in Afghanistan nicht nur um die Sicherheit Deutschlands, sondern auch um das Vertrauen der Afghanen. Der Fraktionsvorsitzende der FDP, Guido Westerwelle, sagte, es gehe "um unsere eigene Sicherheit und Freiheit". Lothar Bisky, DIE LINKE.-Fraktion, kritisierte den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan grundsätzlich. Renate Künast, Fraktionsvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bekräftigte, ihre Fraktion sei mehrheitlich für den ISAF-Einsatz, aber auch mehrheitlich gegen den Tornadoeinsatz. Die Abgeordneten enthielten sich mehrheitlich.
Nach der Debatte stimmten die Abgeordneten mit Stimmkarten im
Plenum ab. Das Abstimmungsergebnis liegt nach der
Überprüfung der ersten Auszählung als Namensliste
vor.
Auswanderung Hochqualifizierter
Am Freitag stand eine weitere große Debatte auf der
Tagesordnung. Anlass war die Antwort der Bundesregierung auf eine
Große Anfrage zu den "Konsequenzen der Auswanderung
Hochqualifizierter aus Deutschland" (
16/5417). Nach Ansicht der Bundesregierung ist
demnach die deutsche Wirtschaft nicht von Fachkräftemangel
bedroht. Nach Angabe der Bundesregierung wandern jährlich
zwischen 600 000 und 700 000 Personen aus Deutschland aus. Von 2001
bis einschließlich 2005 sei erneut ein Anstieg der
Fortzüge festzustellen.
Kernzeit: Aussprache zur Arbeitsmarktpolitik und Kinderbetreuung
Am Donnerstag, dem 11. Oktober, gab Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) im Bundestag eine Regierungserklärung zum Thema "Aufschwung - Teilhabe - Wohlstand - Chancen für den Arbeitsmarkt" ab. Der Erklärung folgte eine 90-minütige Aussprache der Parlamentarier. In der so genannten Kernzeit, an der wichtige Themen debattiert werden und daher keine Sitzungen anderer Gremien zu selben Zeit stattfinden, stand auch der Ausbau der Kindertagesbetreuung auf der Tagesordnung. Zur Debatte stand eine Initiative der Fraktionen von CDU/CSU und SPD ( 16/6596), ein Sondervermögen des Bundes in Höhe von 2,15 Milliarden Euro zu errichten, um die Kinderbetreuung auszubauen.
In namentlicher Abstimmung wurde am Donnerstag ein Antrag der
FDP-Fraktion, Überschüsse der Bundesagentur für
Arbeit an die Beitragszahler zurückzugeben (
16/6434), mit der Mehrheit des Bundestages
abgelehnt (Namensliste).
Bundestag stützt Regierung bei EU-Reformvertrag
Vor der Regierungskonferenz am 18. und 19. Oktober 2007 in
Lissabon hat der Bundestag eine Stellungnahme abgegeben und am
Donnerstag einen Antrag beschlossen
(16/6399), der die Bundesregierung bei den
Verhandlungen über den EU-Reformvertrag stützt. In dem
Antrag der Fraktionen von CDU/CSU und SPD wird die
Verpflichtung in der Berliner Erklärung vom 25. März 2007
genannt, die Europäische Union bis zu den Europawahlen 2009
auf eine erneuerte gemeinsame Grundlage zu stellen und sie
demokratischer, transparenter und handlungsfähiger zu
machen.
Gesetzentwürfe nach Erster Lesung in die Ausschüsse überwiesen
Am Donnerstag überwies der Bundestag nach der Ersten Lesung
eine Reihe von Gesetzentwürfen in die jeweiligen
Fachausschüsse, darunter den Gesetzentwurf (
16/6308) zu einer Reform des
familiengerichtlichen Verfahrens, den Gesetzentwurf des Bundesrates
16/5370, Vaterschafttests zu erleichtern und einen Gesetzentwurf
16/6543 zur Neuregelung des Wohngeldes. Sie
werden in den Ausschüssen im Detail beraten und dem Plenum
gegebenenfalls mit Änderungen erneut vorgelegt, das
darüber abstimmt.
Vereinfachte Rechtsberatung beschlossen
Das Rechtsberatungsgesetz aus dem Jahr 1935 ist vom Bundestag
durch ein neues Gesetz (
16/3655) ersetzt worden. Das
Rechtsdienstleistungsgesetz sieht vor, dass Rechtsdienstleistungen
nur in Zusammenarbeit mit einem Rechtsanwalt erbracht werden
dürfen. Außergerichtliche Rechtsdienstleistungen, die
nicht gegen Entgelt erbracht werden, dürfen von jedermann
übernommen werden.
Aktuelle Stunde
Die Aktuelle Stunde, die auf Antrag der Fraktionen FDP und DIE LINKE. am Mittwoch stattfand, hatte die "Haltung der Bundesregierung zu Veränderungen bei der Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I und bei der Rente ab 67 und entsprechende Äußerungen des Bundesministers für Arbeit und Soziales Franz Müntefering" zum Thema.
Bundestagsdrucksachen zum Thema
- Antrag der Bundesregierung: Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der ISAF (Drucksache 16/6460)
- Beschlussempfehlung und Bericht des Auswärtigen Ausschusses (Drucksache 16/6612)
- Entschließungsantrag der Fraktion DIE LINKE. zum Antrag der Bundesregierung (Drucksache 16/6461)
- Antrag der FDP-Fraktion: Überschüsse der Bundesagentur für Arbeit an Beitragszahler zurückgeben - Beitragssenkungspotenziale nutzen (Drucksache 16/6434)
- Ergebnis der namentlichen Abstimmung zum Antrag der FDP-Fraktion auf Drucksache 16/6434
- Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und SPD: Regierungskonferenz zur Änderung der vertraglichen Grundlagen der Europäischen Union und Unterrichtung der Bundesregierung (Drucksache 16/6399)
- Antrag der Bundesregierung: FGG-Reformgesetz (Drucksache 16/6308)
- Antrag der FDP-Fraktion: Kein Monopolschutz für die Deutsche Post AG (Drucksache 16/6432)
- Antrag der FDP-Fraktion: Missbilligung der Äußerungen des Bundesministers der Verteidigung Dr. Franz Josef Jung zum Abschuss von in Terrorabsicht entführten Flugzeugen (Drucksache 16/6490)
- Gesetzentwurf der Bundesregierung: Neuregelung des Rechtsberatungsrechts (Drucksache 16/3655)
- Große Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Auswärtige Kulturpolitik (Drucksache 16/2233)
- Antwort der Bundesregierung zur Auswärtigen Kulturpolitik (Drucksache 16/4024)
- Fragen für die Fragestunde der 117. Sitzung am Mittwoch, dem 10. Oktober 2007 (Drucksache 16/6571)