"Tourismusbranche muss Vertrauen der Öffentlichkeit zurückgewinnen"
Berlin: (hib/VOM) Für die als Folge der Terroranschläge in den USA angeschlagene Tourismusbranche gilt es, das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Sicherheit des Reisens, vor allem des Luftverkehrs, zurückzugewinnen. Darin waren sich die Spitzen der Branche am Dienstagabend einig, als sie sich mit dem Tourismusausschuss zu einem Gespräch über die Auswirkungen der Anschläge auf den internationalen Tourismus und den Tourismusstandort Deutschland trafen. Dr. Detlef Winter von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Luftfahrt-Unternehmen betonte, dass die deutschen Verkehrsflughäfen immer sicher gewesen seien. An den Zuständen in den Zielländern habe man jedoch in der Vergangenheit viel auszusetzen gehabt. Im Sommerflugplan habe es keine Stornierungen gegeben, doch seien Einschränkungen im Winterflugplan zu erwarten. Winter rechnet damit, dass das östliche Mittelmehr davon betroffen sein werde, während die Nachfrage im westlichen Mittelmeer eher zunehme. Ekkehard Tschirner von der Deutschen Lufthansa sprach von der "schwersten Krise", da die Verluste der Fluggesellschaften in diesem Jahr alle Gewinne der letzten 20 Jahre aufzehrten. Der weltweite Dachverband der Fluggesellschaften IATA schätze die Verluste auf 10 Milliarden US-Dollar. Der internationale Sicherheitsstandard müsse auf den hohen deutschen Standard gebracht werden, sagte Tschirner. Entschieden wandte sich der Lufthansa-Vertreter gegen direkt Subventionen an Fluggesellschaften, die in der Vergangenheit einen ruinösen Preiswettbewerb betrieben hätten. Thomas von Sturm von der Vereinigung Cockpit sagte, die objektiven Möglichkeiten, die Sicherheit zu erhöhen, seien begrenzt. Das Vertrauen der Öffentlichkeit gelte es auch dadurch zu gewinnen, dass durch strenge Kontrollen der Eindruck von "Aktivität" vermittelt wird.
Rückgänge beim Reiseverkehr aus den USA nach Deutschland meldete Ursula Schörcher, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT). Dennoch wolle die DZT, dass die Programme mit den Veranstaltern intensiviert werden und buchbar bleiben. Bei den Geschäfts- und Messereisen sei der Rückgang stärker als im Tourismus. Die Stornierungen bei Geschäftsreisen bezifferte Christian Ehlers vom Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft auf 15 bis 20 Prozent. Firmen hätten immer noch Flugverbote verhängt. Ehlers empfahl allen, einen Marke
tingplan für die "Stunde danach" zu machen. Klaus Laepple vom Deutschen Reisebüroverband meinte, die Stornowelle sei vorüber. Beim Reiseverkehr von Deutschland ins Ausland sei bei den Geschäftsreisen ein Einbruch von 27 Prozent und bei den Urlaubsreisen von über 30 Prozent zu verzeichnen gewesen. Gerhard Knappe vom Bundesverband mittelständischer Reiseunternehmen, Gerhard Knappe, nannte die Zahl von 5.000 bis 6.000 gefährdeten Arbeitsplätzen im Mittelstand. Dirk Dunkelberg vom Deutschen Tourismusverband stellte fest, dass es für eine Übergangszeit eine stärkere Nachfrage nach "erdgebundenen" Zielen geben würde. Davon könnte Deutschland profitieren. Günter Ihlau vom Marktführer TUI empfahl, jetzt nicht zu einer allgemeinen negativen Grundstimmung beizutragen. Notwendig sei eine realistische Einschätzung. Armin Brysch vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag nannte Unsicherheit "Gift für das Konsumklima". Harald Wilbertz vom Deutschen Schaustellerbund und Heinz Bachmann vom Bundesverband Deutscher Schausteller und Marktkaufleute wandten sich gegen eine "Totalabsage" von Veranstaltungen, weil dies Einbußen von mehreren 100 Millionen DM und auch Einbußen in den öffentlichen Kassen bedeuten würde.