"An deutschen Rock- und Popgruppen kein besonders ausgeprägtes Interesse"
Berlin: (hib/WOL) Bei der Verbindungsstelle für internationale Beziehungen beim deutschen Musikrat (VIB) war der Rock- und Popbereich bisher nicht sehr stark vertreten, berichtet die Bundesregierung in ihrer Antwort ( 14/6993) auf eine Große Anfrage der CDU/CSU-Fraktion ( 14/4290) zu den Perspektiven der Rock- und Popmusik in Deutschland. Über den VIB fördere das Auswärtige Amt überwiegend Gastspiele deutscher Ensembles im Ausland. Im Ausland bestehe an deutschen Jugend- und Amateurrockgruppen "kein besonders ausgeprägtes Interesse", heißt es. Wegen der relativen Kurzlebigkeit der Gruppen könnten auch kaum internationale Netzwerke von Kontakten zwischen deutschen und ausländischen Partnern aufgebaut werden. Im Zuständigkeitsbereich von Goethe Institut Inter Nationes (GIIN) seien die professionellen Ensembles der deutschen Pop- und Rockmusik dagegen seit der so genannten "Neuen Deutschen Welle" in den 80er Jahren ein integraler Teil der Auslandsmusikarbeit. Neben der Präsentation international wettbewerbsfähiger künstlerischer Leistungen von professionellen Musikern aus Deutschland fördere das GIIN seit zwei Jahren auch die Zusammenarbeit zwischen deutschen Musikern und Musikern der Gastländer mit besonderen Begegnungsprogrammen im Bereich Techno und neue elektronische Musik.
Die Regierung betont, die staatliche Kulturförderung liege nach dem Grundgesetz "ganz überwiegend" in der Verantwortung der Länder und Kommunen. Die Zuständigkeit des Bundes beziehe sich vor allem auf rechtliche und ordnungspolitische Aspekte. So verfüge sie auch nicht über detaillierte statistische Angaben, aus denen der Anteil der Rock- und Popmusik an der Wertschöpfungsrechnung zu ermitteln sei. Am Gesamtumsatz der im Bundesverband organisierten Unternehmen von 4,78 Milliarden DM habe die Rock- und Popmusik einen Anteil von knapp 87 Prozent. Zur Zahl der Beschäftigen bei Rock und Pop gebe es ebenfalls keine gesonderten Zahlen. Entsprechend der Umsatzentwicklung habe sich die Zahl der unmittelbar mit Musik Beschäftigten in der ersten Hälfte der 90er Jahre insgesamt erhöht. 1993 seien etwa 36.500 Beschäftigte ausgewiesen gewesen, seither stagniere diese Zahl. Etwa 60.000 weitere Personen seien bei Musikverlagen, Studios, Agenturen und Veranstaltern beschäftigt. Hinzuzurechnen seien auch etwa 100.000 ausübende Künstler, Komponisten und Textdichter, deren Einkommen wesentlich von der Entwicklung Marktes abhänge.
Der Antwort zufolge gibt es weder bei den Umsatzzahlen noch bei der Beschäftigungsstatistik der Bundesanstalt für Arbeit noch bei Künstlersozialkasse gesonderte Erkenntnisse zur Rock- und Popmusik. Zur Förderpraxis der Länder wird dargelegt, nach einer vom Landesmusikrat Niedersachen erarbeiteten Zusammenfassung reiche die Förderung der Rockmusik in den Ländern von einem "Null-Niveau" über partielle Bezuschussung durch Verbände und Initiativen, eine Mitfinanzierung von Förderprojekten bis hin zu gezielten Maßnahmen der Aus- und Weiterbildung etwa durch die Rockstiftung Baden-Württembergs oder den "Kontaktstudiengang Popularmusik" an der Hamburger Musikhochschule. Die wichtigsten Verbände der Musikwirtschaft für den Bereich Rock- und Popmusik seien die Deutsche Phonoakademie in Hamburg, der Deutsche Musikverlegerverband in Bonn sowie die Interessengemeinschaft unabhängiger Musikverlage in Berlin.